List / Sylt. Restaurant setzt auf Änderungen im Sommer nach der Pandemie. Dafür gibt es auch Sprüche wie: „wohl wegen Reichtums geschlossen“.
Wer zur Wonnemeyer Weststrandhalle in List fährt, bekommt das Gefühl, ein kleines Abenteuer zu erleben. Man passiert eine Dünenlandschaft, die einem die Schönheit der Insel Sylt richtig deutlich vor Augen führt. Zufällig verirren sich wohl die wenigsten zu diesem etwas abgelegenen Restaurant, für das man über mehrere Kilometer eine holprige Straße Richtung Ellenbogen fahren muss.
Nach zweieinhalb Jahren Pandemie hat das Wonnemeyer einige Änderungen eingeführt. „Im vergangenen Jahr – Sylt war Modellregion – ging es nach dem Lockdown von Null auf 150. Wir haben deshalb einen zweiten Ruhetag eingeführt. Meine Tochter hat damals gesagt, wenn wir das nicht machen, ist das Team Mitte Juli am Ende“, sagt Rüdiger Meyer, der die Weststrandhalle gemeinsam mit seiner Frau Britta Wonneberger führt.
Wonnemeyer kennt jeder auf Sylt – der Name ist eine Besonderheit
Als der gebürtige Pinneberger Anfang der 1980er-Jahre nach Sylt kam, lernte er dort seine Britta kennen. Seither geht das Paar das drei erwachsene Töchter hat, den Lebensweg gemeinsam. Den Namen Wonnemeyer nutzen die beiden seit vielen Jahren als Kombi aus Rüdigers Nachnamen Meyer und Brittas Nachnamen Wonneberger.
Werden sie von Gästen als Frau und Herr Wonnemeyer angesprochen, ist das für beide völlig akzeptiert. Eigentlich hätten sie den Namen Wonnemeyer gern als Familiennamen beim Amt eintragen lassen, sagen beide, doch das war nicht erlaubt.
„Wir könnten ihn als Künstlernamen führen, aber das hätte richtig viel Geld gekostet“, sagt Rüdiger Meyer, der zuvor mit seiner Frau das Wonnemeyer 20 Jahre am Strand von Wenningstedt hatte und nun seit fünf Jahren das Lokal in List betreibt.
Wonnemeyer ist Mitglied im Netzwerk feinheimisch
Inzwischen nutzen sie ihn inoffiziell, denn „Wonne steht für Glücklichsein, Meyer ist ein Allerweltsname, also ist Wonnemeyer ,Glücklichsein für jedermann’“, sagt Britta Wonneberger fröhlich. Aus dem ehemals dunkelbraunen Interieur der Weststrandhalle hat das Gastronomenpaar ein helles, freundliches Ambiente gezaubert. Das Restaurant ist Mitglied im Netzwerk feinheimisch, das für die Verwendung hochwertiger regionaler Produkte steht – ohne Einsatz industrieller Fertigprodukte.
Ein zweiter Ruhetag sei allen anfangs sehr luxuriös vorgekommen, denn früher in Wenningstedt hätten sie 360 Tage im Jahr geöffnet, sagt der Hausherr. Mit den zwei Ruhetagen halte er es auch in dieser Saison so. Und deshalb sei montags und dienstags geschlossen.
Meyer muss sich Sprüche anhören wie: „wohl wegen Reichtums geschlossen“
In dieser Saison ist der Gastronom sogar noch etwas weiter gegangen. Zwischen 16 und 17 Uhr schließt das Lokal. „Dann sitzen wir zusammen und essen gemeinsam“, sagt Rüdiger Meyer, selbst gelernter Koch. Nicht alle Gäste hätten dafür Verständnis. Er müsse sich immer mal Sprüche anhören wie „wohl wegen Reichtums geschlossen“.
Doch er verteidigt die Entscheidung: „Wir hatten zwei Pandemiesommer mit super Umsätzen und wahnsinnig viel Arbeit.“ In diesem Sommer sei es bislang deutlich ruhiger, aber als Gastronom müsse man mit dem Personal auch pfleglicher umgehen als vor der Pandemie, in der sich viele andere Jobs mit geregelten Arbeitszeiten suchten.
Anders als viele andere in seiner Zunft klagt der sportliche Gastronom, der in seiner Freizeit häufig kiten geht, Drei-Tage-Bart trägt und häufig Hoodies anzieht, nicht über Personalprobleme. Etwa ein Drittel der 15 Mitarbeiter seien schon länger im Betrieb, sagt er, und „wir haben großes Glück, wir haben zwei Wohnungen angemietet und eigene Zimmer für die Mitarbeiter.“
Wonnemeyer bittet Gäste, früher zu kommen
Wer spätabends im Wonnemeyer reservieren möchte, wird auch mal gebeten, vielleicht etwas früher zu kommen, denn für wenige Gäste lange geöffnet zu haben, lohne sich nicht. „Dann stehen noch mal fünf Leute zwei Stunden länger in der Küche.“
Überhaupt die Sache mit den Reservierungen. Rüdiger Meyer muss sich wie auch andere Kollegen in der Gastronomie vielfältige Begründungen anhören, weshalb Gäste doch kurzfristig wieder absagen. Sicherheitshalber werde gern in mehreren Restaurants reserviert, damit die oftmals größeren Gruppen ganz spontan nach Wetterlage und Befindlichkeit aller Beteiligten entscheiden können, hat der Gastronom mitbekommen.
„Die Absage kommt dann oft sehr kurzfristig.“ Auf Laufkundschaft, die dann so einen kurzfristig abgesagten Tisch noch übernimmt, können wir nicht hoffen“, sagt der 65-Jährige. Meyer überlegt jetzt erstmals, für diese sogenannten No Shows, also die kurzfristigen Absagen, eine Gebühr zu kassieren.
Gebühr für kurzfristige Absagen geplant
Auf der Homepage bittet das Wonnemeyer, das je 80 Sitzplätze drinnen und draußen anbietet, schon jetzt um Verständnis, dass Stornierungen von Reservierungen nur bis zu 12 Stunden vorher kostenlos sind. „Damit Sie flexibel bleiben und unser Geschäft am Laufen bleibt, berechnen wir nur Nichterscheinen und verspätete Stornierungen“, heißt es im Internet. Wer zu spät absagt, muss demnach 25 Euro pro Person bezahlen, wer nicht erscheint 50 Euro pro Person.
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Gäste, die online einen Tisch buchen, müssen schon jetzt eine Kreditkarte hinterlegen. „Ich habe das Geld bisher noch nie kassiert“, sagt Rüdiger Meyer, aber vielleicht werde er das ändern. „Tische werden einfach nicht abgesagt. Wenn am Abend schlechtes Wetter ist oder es umschlägt, stehen plötzlich drei, vier Tische leer.“
Die Freude der Gäste, nach den Lockdowns wieder essen gehen zu können, sei anfangs bei den meisten sehr groß gewesen, aber schnell wieder verpufft. Ein wenig schwer tut er sich noch mit der Entscheidung, denn er möchte auch niemanden verprellen. Bislang würden nur ganz teure Restaurants auf Sylt No-Show-Gebühren verlangen, sagt Meyer.
Dehoga Sylt empfiehlt Gastronomen mit Anzahlungen zu arbeiten
Dirk Erdmann, 1. Vorsitzender des Dehoga Sylt (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.) hat noch keinen Überblick, wer auf Sylt diese Gebühr tatsächlich schon verlangt, sagt aber auf Anfrage: „Ich habe den Kollegen empfohlen mit Anzahlungen zu arbeiten, damit die Gäste wenigstens vorher absagen“, so der Sylter Hotelier.
Als hätten sie noch nicht genug zu tun, macht das Paar zudem gerade eine Ausbildung zum Insel-Gästeführer. Klassische Inselführungen schweben Britta Wonneberger und Rüdiger Meyer nicht vor, aber irgendetwas in Kombination mit leckerem Essen könnten sie sich vorstellen. Irgendwann. Später. Fürs erste hoffen sie auf passables Wetter und eine gute Saison.