Hamburg. Wegen des „Verrücktes-Fahren-Gesetzes“ hat ein zu rasanter Fahrstil schwerwiegende Konsequenzen für zwei Norddeutsche.

Tempo 107 in einer geschlossenen Ortschaft? Auf keinen Fall. Weder in Deutschland, noch in irgendeinem anderen Land. Und schon gar nicht in Dänemark, wo besonders harte Strafen bei Geschwindigkeitsverstößen gelten. Wer im Nachbarland das Gaspedal zu stark durchdrückt, wird dort seit einiger Zeit per Gesetz als „verrückter Fahrer“ gebrandmarkt. Rasern droht dort unter anderem der Totalverlust des eigenen Autos. Auf besonders drastische Weise hat das jetzt ein Ehepaar aus Schleswig-Holstein zu spüren bekommen.

Kurioser Fall: Deutsches Paar rast mit 107 km/h durch Ortschaft

Wie die Polizei der dänischen Region Südjütland mitteilte, wurden die beiden bereits am 3. September von einer ATK (automatisierten Verkehrskontrolle aus einem Fahrzeug) geblitzt, als sie durch den Ortsteil Brøns in der 7000-Einwohner-Gemeinde Tønder im dänisch-deutschen Grenzgebiet rasten – mit 107 km/h. In der Straße, so die dänische Polizei, liegt die zulässige Höchstgeschwindigkeit bei Tempo 50. Am Tag darauf sei ihr Auto sichergestellt worden.

Grundlage für das harte Vorgehen der Polizei bildet ein von den Dänen 2021 erlassenes Gesetz mit dem kuriosen Namen „Verrücktes-Fahren-Gesetz“ oder auch „Wahnsinnsfahrtgesetz“ („Vanvidskør­sel“), um rücksichtsloses Fahren rigoros einzudämmen. Generell gilt: Wer die Höchstgeschwindigkeit um 100 Prozent überschreitet, verliert sein Auto. Und wer sich mit mehr als zwei Promille hinters Steuer setzt, dem widerfährt das Gleiche. Es ist übrigens völlig egal, ob einem das Auto selbst gehört oder ob es gemietet ist. Im schlimmsten Fall ist das (geliebte) Gefährt für immer futsch und wird versteigert.

Zu schnell gerast: Dänemark darf einfach das Auto versteigern

Der Erlös fließt in die dänische Staatskasse, während die Raser unter Umständen auf den Schulden sitzen bleiben. Außerdem drohen ihnen Geldbußen oder sogar eine Gefängnisstrafe. Im konkreten Fall muss nun ein Gericht entscheiden.

Für die dänische Polizei ist ihr knallhartes Durchgreifen gegen das Ehepaar aus dem Norden Deutschlands nur konsequent. „Wir sind sehr zufrieden, dass das Fahrzeug beschlagnahmt wurde“, sagte Polizeikommissar Eli Jepsen Gejsing, Leiter der Verkehrspolizei in Süd- und Südjütland. „Das Fahren mit diesen Geschwindigkeiten ist inakzeptabel.“

Die beiden sind längst nicht die einzigen Deutschen, die auf so drastische Weise erfahren mussten, dass es den Dänen absolut ernst ist mit dem neuen Gesetz. Erst im Juli war ein 19 Jahre alter Deutscher mit Tempo 182 statt der erlaubten 80 km/h auf einer dänischen Schnellstraße erwischt worden.

Für den Zeitraum von April 2021, dem Monat des Inkrafttreten des Gesetzes, bis März 2023 meldete das dänische Justizministerium 1902 beschlagnahmte Fahrzeuge. Weitere europäische Länder, darunter etwa Polen, planen ebenfalls Gesetzesnovellen, um Autos von Verkehrssündern leichter beschlagnahmen und versteigern zu können.