Kappeln. Abendblatt-Autorin Sophie Laufer hat ein Buch über die Schlei geschrieben. Lesen Sie hier das Kapitel über die Region Schwansen.
Man kann Gerd Nagel stundenlang zuhören, wenn er Geschichten über „seinen“ Leuchtturm erzählt und über die Menschen, die er hier getraut hat. Da gab es das Paar, das ihn anrief, weil es unbedingt am 4.4.2004 in Falshöft heiraten wollte und zwar um 4.04 Uhr. Klar habe er das möglich gemacht, sich am besagten Termin einen Wecker auf 2.30 Uhr gestellt, einen Kaffee getrunken und wenig später dem übermüdeten Paar gegenübergesessen.
„Im Nachhinein war den beiden auch klar, dass das nicht die ideale Zeit war“, sagt Nagel, der unzählige solcher Episoden aus seiner Zeit als Standesbeamter erzählen kann – und über den Leuchtturm, der ihm so viel bedeutet: „Das ist mein Kind.“ Solange er könne, werde er versuchen, sich für das Wahrzeichen zu engagieren, sagt der Vorsitzende des Fördervereins Leuchtturm Falshöft.
Ostsee: Im Leuchtturm Falshöft heiraten Paare aus ganz Deutschland
Nagel hatte in den 90er-Jahren erst einen Kursus für Standesbeamte besucht, später kam ihm die Idee, den Leuchtturm für Trauungen zu nutzen. Schließlich wurde das alte Quermarkenfeuer am Eingang der Flensburger Förde im Jahr 2000 abgeschaltet und stand quasi ohne Funktion direkt am Strand. Als sein geliebter Turm zum Verkauf angeboten wurde, war es wieder Gerd Nagel, der die erforderliche Summe zusammensammelte.
Seitdem gehört der Turm dem Amt Geltinger Birk, seitdem kommen aus der ganzen Republik Paare hierher, um sich trauen zu lassen. Nagel hat Stück für Stück dafür gesorgt, dass der Leuchtturm von innen renoviert und restauriert wurde.
Leuchtturm Falshöft: Im dritten Stock befindet sich das Trauzimmer
Im Erdgeschoss gibt es einen Ausstellungsraum, der die Geschichte des Leuchtfeuers erzählt. Einen Stock darüber liegt das ehemalige Zimmer der Leuchtturmwärter, in dem es aussieht wie in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Ein Doppelstockbett, eine Waschnische und ein Tisch mit drei Stühlen: Hier lebten die beiden zuständigen Wärter und sorgten dafür, dass das Feuer nie erlosch. Erst 1963 hielt die Elektrizität Einzug.
Im dritten Stock des Turmes befindet sich der inzwischen wichtigste Raum, das Trauzimmer. Von hier aus können die Paare ein weiteres Stockwerk nach oben steigen und in einem Raum mit bis zu zehn Menschen auf die Trauung anstoßen. Ganz oben befindet sich der Technikraum, auch ein Relikt aus alten Tagen. Von hier aus können die Gäste auf den äußeren Rundweg treten, für einen Blick über Land und Meer. Und für Hochzeitsbilder.
Geltinger Birk ist vermutlich das schönste Naturschutzgebiet der Region
Der Blick reicht weit, auf der einen Seite erstreckt sich die Ostsee in Richtung Schleimünde, auf der anderen in Richtung Geltinger Birk. Nur erahnen kann man hinter den Bäumen kurz vor der Schlei das Gut Oehe, das direkt am Wasser hinter einem kleinen Deich liegt. Die 400 Hektar große Anlage mit ihren zehn Häusern wurde 1707 als Gut erbaut und war lange das Jagdschloss des dänischen Königs. Heute ist sie im Besitz der Familie Matz.
Schaut man vom Leuchtturm in Richtung Gelting, kann man das vermutlich schönste Naturschutzgebiet der ganzen Region überblicken, die Geltinger Birk. Dieses 773 Hektar große Areal lässt sich sowohl zu Fuß als auch mit dem Rad erkunden.
In der Geltinger Birk brüten 90 verschiedene Vogelarten
Auf Rundwegen kommt man an Wasserflächen wie dem Geltinger Noor vorbei, an Strandseen, Sümpfen, Wäldern, Salzwiesen, Dünen und Salzgraswiesen. Auf dem Areal brüten mehr als 90 verschiedene Vogelarten. Es ist möglich, dass man bei einem Spaziergang einen Seeadler sichtet oder Kraniche, Zwergseeschwalben, Rotschenkel, Neuntöter, Sprosser oder Schwarz- und Braunkehlchen.
Im Gebiet befindet sich zudem eine Graureiher- und Kormorankolonie. Insgesamt wurden rund 200 Arten gezählt, die die Geltinger Birk zum Rasten oder für die Überwinterung nutzen. Zur Pflege und zum Erhalt dieser Wiesenlandschaften lässt die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, der das Gebiet gehört, Koniks (polnische Wildpferde), Galloways, Ziegen und Schafe frei herumlaufen.
Schlei: In Nieby wurden 48 luxuriöse Reethäuser gebaut
Wer mit Blick auf die Birk und die Ostsee ins Bett gehen und wieder aufwachen möchte, kann das im Reetdorf Geltinger Birk. Das zehn Hektar große Areal, das von Marion und Norbert Essing entworfen und gebaut wurde, befindet sich am Rande des kleinen Dorfes Nieby. 48 luxuriöse Reethäuser können von Urlaubern gemietet werden, jedes Gebäude hat Meerblick.
Nicht weit entfernt liegt der Ort Gelting mit der St. Katharinenkirche. Sie wurde im 14. Jahrhundert erbaut, vermutlich schon kurz nach 1300. Das Gotteshaus ist ein typisches Beispiel für die Kirchen der Region. In Angeln gibt es ungewöhnlich viele romanische Kirchen, die zum großen Teil aus Feldsteinen, aber auch aus Backsteinen errichtet wurden. Obwohl die St. Katharinenkirche im Jahr 1794 umgestaltet und erweitert wurde, sind bis heute Teile dieses ersten romanischen Baus erhalten, beispielsweise die flache Bretterdecke im Gemeindeteil.
Über einen 200 Meter langen Steg zum Yachthafen von Wackerballig
Nicht weit entfernt steht das Gut Gelting, oftmals auch Schloss Gelting genannt. Es ist von einem Wassergraben umgeben und mit seinen 800 Jahren eines der ältesten Güter in Angeln, Namensgeber des Ortes und im Besitz der Familie Hobe-Gelting.
Sehenswert ist auch der angrenzende Hafen Wackerballig, zu dem man über einen 200 Meter langen Holzsteg kommt, der über das Wasser führt. Die Geltinger Bucht ist insgesamt wunderschön. Im geschützten Wasser kann gefahrlos gebadet werden, viele Kitesurfer zieht es hierher, wenn der Wind mal wieder kräftig bläst. Eine Surfschule ist gleich nebenan.
Schlei: Auch der kleine Ort Langballig ist eine Reise wert
All das gehört zur Halbinsel Angeln, die gegenüber von Schwansen liegt und von der Flensburger Förde und der Schlei umgeben ist. Die Menschen, die hier wohnen, nennen sich selbstbewusst Angelner und sie blicken auf eine große Geschichte. Zum ersten Mal soll das Volk der Angeln 98 nach Christus von Tacitus erwähnt worden sein, später zogen Menschen aus der Region genau wie die Sachsen nach Britannien und gaben England seinen Namen. Und jetzt wissen Sie auch, woher der Begriff Angelsachsen kommt...
Wer ein wenig mehr über das bäuerliche Leben der Region lernen möchte, sollte bis zur Gemeinde Langballig fahren. Das Örtchen allein ist einen Besuch wert, hat es doch einen wunderbaren Naturstrand, ein Naturschutzgebiet und das Tal der Langballigau, wo es seltene Pflanzen- und Vogelarten zu sehen gibt. Bezaubernd ist auch der kleine Hafen, der heute viel und gern von Seglern auf dem Weg in die Flensburger Förde hinein oder aus der Förde heraus angelaufen wird.
Zum Volkskundemuseum Unewatt gehören verschiedene alte Häuser
Hier im Örtchen Unewatt, das zur Gemeinde Langballig gehört, steht auch das gleichnamige Volkskundemuseum. Ursprünglich war es ein Freilichtmuseum, bis Anfang der 80er-Jahre das sogenannte Marxenhaus dazukam. Das Südangeliter Fachhallenhaus, dessen ältester Gebäudeteil aus dem Jahr 1626 stammt, retteten Denkmal- und Volkskundefachleute 1979 in Süderbrarup, bauten es ab, lagerten es ein und bauten es Anfang der 80er-Jahre in Unewatt wieder auf.
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Auch andere Häuser können dort heute besichtigt werden, wie das Transformatorenhaus, die Räucherei, eine Windmühle, die Buttermühle oder die Christesen-Scheune mit vielen alten Fahrzeugen. Für Besucher gibt es einen ausgeschilderten Rundweg durch das Dorf, der auch an dem Restaurant Unewatt vorbeiführt, das Jennifer und Hendrik Kleist 2021 eröffnet haben. Hier wird feinheimisch gekocht, die Lebensmittel stammen zu großen Teilen aus der Region, außerdem wird nachhaltig und ökologisch gewirtschaftet. Wer also auch noch wissen will, wie Angeln schmeckt, ist hier genau richtig.