Kiel. 427 Unfälle allein im vergangenen Jahr. Häufig standen die Fahrer unter Drogen- oder Alkoholeinfluss. Wo es besonders oft krachte.
Für manche sind sie ein praktisches, alternatives Fortbewegungsmittel, für viele allerdings einfach nur ein großes Ärgernis: E-Scooter. Jüngste Zahlen aus Schleswig-Holstein zeigen nun, dass die Kleinstfahrzeuge auch eine erhebliche Gefahr für den Straßenverkehr darstellen.
So hat sich die Zahl der Unfälle mit E-Scootern im vergangenen Jahr von 277 auf 427 drastisch erhöht. In 397 Fällen kam es dabei zu einem Personenschaden, 54 Menschen wurden bei einem Zusammenstoß schwer verletzt. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Niclas Dürbrook an die Kieler Landesregierung hervor.
E-Scooter: Unfälle in Schleswig-Holstein drastisch gestiegen
Noch höher als die Zahl der Unfälle ist die Zahl der Verwarnungs- und Bußgeldverfahren, die im vergangenen Jahr gegen Fahrer und Fahrerinnen von E-Scootern in Schleswig-Holstein eingeleitet wurden: Insgesamt waren es 1330, wobei allein in 519 Fällen Alkohol (jeweils 125) oder Drogen (jeweils 394) eine Rolle spielten. Besonders häufig fuhren die E-Scooter-Fahrer auch über Rot (108 Verfahren) oder telefonierten während ihrer Tour verbotenerweise mit dem Handy.
Die Unfallschwerpunkte im nördlichsten Bundesland liegen wenig überraschend in den großen Städten, wobei Lübeck deutlich vor Kiel und Flensburg rangiert. Am häufigsten waren im vergangenen Jahr Fahrer und Fahrerinnen im Alter zwischen 25 und 34 Jahren in Zusammenstöße verwickelt, doch auch schon die 10- bis 14-Jährigen bauten in 32 Fällen Unfälle mit dem E-Scooter. In einem Fall war der Fahrer noch nicht einmal zehn Jahre alt.
E-Scooter: SPD-Politiker fordert mehr Aufklärung und Kontrollen
Für den SPD-Landtagsabgeordneten Dürbrook ist vor allem die hohe Zahl an Verfahren wegen Alkohol- und Drogeneinflusses am Lenker alarmierend. Viele Fahrer seien sich offenbar der Konsequenzen ihres Handelns nicht bewusst oder sie wüssten nicht, dass die Promillegrenzen für Auto- und E-Scooter-Fahrer identisch seien. „Durch eine kurze Fahrt nach dem Kneipenbesuch kann man so sehr schnell seinen Führerschein und eine Menge Geld verlieren“, so Dürbrook.
Die bisherigen Infokampagnen der Landesregierung reichten daher nicht aus, es müsse mehr mit den Betreibern der Leihroller zusammengearbeitet werden. „Ich kann mir zum Beispiel eine verpflichtende Meldung beim Öffnen der Roller-Apps vorstellen, die ab einer bestimmten Uhrzeit an die Strafbarkeit erinnern, bevor man ein Gerät ausleihen kann“, so der SPD-Politiker weiter.
E-Scooter: „Scooterweek“ zusätzlich zur Speedweek
Dürbrook mahnte aber auch verschärfte Kontrollen an. „Wenn ich weiß, dass ich betrunken angehalten werde, stelle ich mich wahrscheinlich gar nicht erst auf so einen E-Scooter.“ Passend zur aktuellen Speedweek der Landesregierung solle es daher auch eine „Scooterweek“ geben, in die Kontrolldichte erhöht werde.
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Ein kleiner Trost für Schleswig-Holstein: In Hamburg lag die Zahl der E-Scooter-Unfäller mit 858 im vergangenen Jahr noch deutlich höher. Auch in der Hansestadt war oft Alkohol im Spiel, nämlich in jedem fünften Fall.