Helgoland. Fotografin Lilo Tadday bekommt von Helgoland nicht genug. Seit vielen Jahren hat sie ein Lieblingsmotiv – und es ist nicht die Lange Anna.

  • Fotografin Lilo Tadday besucht schon seit ihrer Kindheit Helgoland und dort auch die große Liebe
  • Natürlich hat sie auch ein Lieblingsmotiv auf der Insel. Doch das ist ein ganz anderes als das vieler Touristen

Die bunten Hummerbuden auf Helgoland fallen jedem Besucher sofort ins Auge. Seit die kleinen Gebäude mit der Holzfassade umgewidmet wurden und kleine Läden und Restaurants entstanden, hat auch Helgolands Inselfotografin Lilo Tadday eine Bude gemietet und betreibt dort ihre kleine Fotogalerie. In diesem April feiert sie das Jubiläum 25 Jahre in der Hummerbude 36.

Das kleine Häuschen am Helgoländer Binnenhafen ist mit 12 Quadratmetern die wohl kleinste Fotogalerie Deutschlands. „Ich bin sehr dankbar, dass ich das bis heute machen darf“, sagt die 73-Jährige, die seit ein paar Jahren von ihrem Mann Klaus Furtmeier, ehemals Helgolands Tourismusdirektor, unterstützt wird.

Helgoland: Was die Inselfotografin an ihrer Insel liebt

Lilo Tadday hat die Insel schon in jungen Jahren lieben gelernt. „Mein Vater und der damalige Bürgermeister waren zusammen auf einem Minensucher, daraus hat sich eine Familienfreundschaft entwickelt.“ Schon als Kind sei sie auf Helgoland gewesen, erzählt die gebürtige Karlsruherin. Dort hat sie auch den Beruf der Fotografin gelernt. In einer Zeit, als das noch ein richtiger Lehrberuf war und nicht jeder mit seiner Handykamera wahllos draufhielt, wie Lilo Tadday sagt.

Mit Mitte zwanzig lernte sie ihren späteren Mann auf Helgoland kennen und lieben und blieb auf der Nordseeinsel. „Ich habe diese Entscheidung nie bereut“, sagt sie. Tadday lebt inmitten schönster Natur in einem liebevoll gestalteten Haus im Oberland mit einem kleinen Garten. Die Lange Anna, das Wahrzeichen der Insel Helgoland, die Düne, die Robben, die Insel in allen Jahreszeiten – das hat sie alles zigmal fotografiert, doch ihre Leidenschaft gilt Porträts.

Die Fotokünstlerin öffnet ihre Galerie im Helgoländer Binnenhafen auch im Winter

Als sich die Gemeinde Anfang der 1990er-Jahre entschloss, etwa zehn Hummerbuden für Kunst und Kultur zu öffnen, habe sie ein Konzept eingereicht, erzählt Tadday. „Es gab viele Bewerber, aber mit meinem Konzept mit der Fotografie habe ich überzeugt.“

Im 1. Stock ihrer Hummerbude finden auch noch eine Nasszelle und eine kleine Schlafcouch Platz. In der Hummerbude werden vor allem Bilder und hochwertige Andenken angeboten. Jedes Jahr legt die Fotografin zudem einen Kalender mit einem anderen Thema auf.

Jeder Helgoland-Urlauber zückt sein Smartphone – die Fotografin hat gar keines

Sogar im Winter ist die Galerie geöffnet – jedenfalls an „Dampfertagen“, wie Tadday die Tage nennt, an denen das Schiff von Cuxhaven einläuft und Urlauber und Tagesgäste die Insel besuchen, die sich freuen, wenn die Läden geöffnet sind.

Die Helgoländer Inselfotografin Lilo Tadday betreibt eine Fotogalerie in einer Hummerbude.
Die Helgoländer Inselfotografin Lilo Tadday betreibt eine Fotogalerie in einer Hummerbude. © Klaus Furtmeier | Klaus Furtmeier

Die Tatsache, dass heutzutage jeder jederzeit sein Smartphone zückt, um Fotos zu machen, nimmt die Inselfotografin gelassen. „Ich gehe nicht mehr raus, um mich mit anderen zu messen. Ich habe gelernt, ein bisschen loszulassen“, sagt Tadday, die zwei Kinder und fünf Enkelkinder hat und eine leidenschaftliche Großmutter ist. Doch eine große Leidenschaft verfolgt sie weiter: „Porträts, Familienbilder und Hochzeiten, das mache ich richtig gern.“

Die Fotografin liebt ihr Freiluftstudio – und bietet einen besonderen Service

Dabei empfiehlt sie ein ausführliches Vorgespräch, um ihre Auftraggeber ein wenig auf die Gegebenheiten auf einer Hochseeinsel einzustimmen. Sturm, Regen, überhaupt das Wetter funken nämlich schon mal dazwischen. „Wenn jemand flexibel ist, dann habe ich dazu immer große Lust. Es geht immer in die Landschaft, denn sie ist mein Freiluftstudio. Nichts ist schöner als ein wehendes Brautkleid“, sagt Tadday fröhlich.

Solange ihre Füße sie tragen, werde sie diese Fotos machen. Nur ad hoc fertig ausgearbeitete Bilder dürfen die Paare und Familien nicht erwarten, schließlich gehen die Uhren auf Helgoland in manchen Dingen etwas langsamer. Lilo Tadday bietet den Kunden deshalb einen besonderen Service: „Die Bilddaten der Hochzeiten und Porträts werden auf DVD gebrannt und mit allen Rechten übergeben.“

Die Inselfotografin sortiert ihr Archiv und arbeitet an der Neugestaltung der Website

Sie sei derzeit dabei, ihr Archiv zu sortieren, arbeitet aber auch gerade an einer neu gestalteten Website, um den Verkauf ihrer Bilder zu professionalisieren und sich weitere Kundenkreise zu erschließen, wie sie sagt. Während der Pandemie verkaufte sie viele Werke online, „die Fotogalerie hatte keine Einbußen“.

Technisch ist ihr Mann sehr viel versierter, sie selbst besitzt nicht einmal ein Smartphone, denn das sei ein Zeitfresser, findet sie. Ihr kleines Mobiltelefon sei für den Notfall ausreichend – und der Akku hält zwei Wochen. Und auf Helgoland sei das völlig ausreichend.

Helgoland: Die Inselfotografin nimmt auch gern Robbenbabys auf

So sehr Lilo Tadday die Hochseeinsel liebt, immer wieder hat es sie auch in die Ferne getrieben. Die Fotokünstlerin hat während zweier Reisen als „Artist in residence“ auf der „Polarstern“, dem Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts Bremerhaven, das winterliche Südpolarmeer fotografiert. Noch einmal plane sie das nicht, sagt Tadday.

Einmal, weil die beiden Reisen so großartig waren, aber auch wegen ihres Alters. Hochzeitspaare wird sie noch lange fotografieren, und auch von Kegelrobbenbabys werde sie nie genug kriegen, sagt die Inselfotografin. „Die Natur und insbesondere die Lichtverhältnisse und das Wolkenspiel verändern sich hier mehrmals am Tag. Es gibt immer wieder neue Blickwinkel. Und man ist ja auch Chronist.“