Hamburg/Helgoland. Der neue Bürgermeister hat sich viel vorgenommen: bessere Gesundheitsversorgung, neues Kino und mehr Wintertourismus.
Thorsten Pollmann hat sich viel vorgenommen. Der frisch gewählte Bürgermeister von Helgoland will eine ganze Reihe von Projekten umsetzen, um die Insel zukunftsfähig zu machen. „Die ersten Wochen als Bürgermeister waren sehr intensiv“, sagt der 52-Jährige. Es habe sich gezeigt, dass er mit seinen Themen aus dem Wahlkampf den Nerv der Helgoländer getroffen habe.
Seine nächsten Jahre will Pollmann dem Thema „Leben auf Helgoland“ widmen. „Helgoland soll wieder ein Ort sein, an dem alle Menschen gern leben möchten und können – unabhängig von Alter, Familiengröße und Nationalität.“ Derzeit lebten Menschen aus 34 Nationen auf der Insel, in der Saison seien es noch mehr.
Helgoland hat 80 unbesetzte Jobs
Der allgemeine Fachkräftemangel und fehlende Wohnungen werden Verwaltung und Politik auf der Insel weiterhin beschäftigen. Der Verwaltungsfachwirt spricht von 80 unbesetzten Stellen auf der Insel, aber an Lösungen dafür werde gearbeitet. „Ich möchte versuchen, dass wir unseren Kindern eine Ausbildung auf Helgoland ermöglichen können.“ Handlungsbedarf sieht er auch bei der Freizeitgestaltung: „Bis 15 Jahre ist Helgoland ein Paradies, auch für Kinder und Eltern. Für Heranwachsende und Erwachsene, da müssen wir was tun.“ Damit würde die Insel auch für Arbeitskräfte attraktiver. Im Juni sei auch erstmals eine Ausbildungsbörse auf der Hochseeinsel geplant.
Ein großes Anliegen ist dem parteilosen Bürgermeister, der 2009 aus dem Sauerland auf die Nordseeinsel gezogen ist, dass künftig niemand mehr aus gesundheitlichen Gründen seine Heimat verlassen muss. „Wir planen den Aufbau der Pflegemöglichkeiten und Mehrgenerationshäuser. Ambitioniertes Ziel von mir, dass wir die Ersten vielleicht dieses Jahr wieder zurückholen können.“ Mehr als 20 Menschen müssten auf dem Festland leben, von denen einige sehr gern wieder nach Hause kommen wollten.
Helgoland soll ein Gesundheitszentrum bekommen
Ein ganz wichtiges Projekt sei daher die Gründung des Gesundheitszentrums, um die Behandlungsmöglichkeiten auf der Insel auszubauen. „Die Gemeinde hat ein medizinisches Versorgungszentrum gegründet, das auch von der Gemeinde betrieben wird.“ Dafür werden seinen Angaben zufolge in der Paracelsus-Klinik Räume um- und ausgebaut. In der Zwischenzeit werde das Gesundheitszentrum in Containern unterkommen.
„Auch die Lücke bei der zahnärztlichen Versorgung, die die vergangenen Monate ein Riesenthema war, wird geschlossen“, verspricht der neue Bürgermeister. Mit dem letzten Zahnarzt hatten die Insulaner wenig Glück. Er hatte die Praxis erst Anfang 2022 übernommen, sich laut Pollmann aber nie um einen Kassensitz bemüht und deshalb nur Privatpatienten behandelt. Davor hatte Wolfram Dammann die Helgoländerinnen und Helgoländer als Zahnarzt versorgt. Bis 2010 hatte er seine Praxis in Bergedorf geführt und war dann mit seiner Frau Angela nach Helgoland gezogen. Anfangs habe er noch einen Kollegen im Oberland gehabt, erzählte Dammann dem Abendblatt vor eineinhalb Jahren, als dringend eine Nachfolgeregelung gefunden werden musste. Seine Frau arbeitete in der Praxis mit. Statt der angepeilten fünf Jahre praktizierte Dammann, der auf die 80 zugeht, zehneinhalb Jahre und war über Jahre der einzige Inselzahnarzt. Pollmann konnte mit Willi Stiehler einen Nachfolger finden, der in den kommenden Tagen seine Arbeit aufnimmt. Bis zur Erteilung der Kassenzulassung hofft Pollmann auf eine Ausnahmegenehmigung.
Werden bald Windräder auf Helgoland gebaut?
Helgoland soll autark vom Festland werden, wünscht sich der neue Verwaltungschef. Er plant großflächig mit Photovoltaik. „Wir wollen mit den Servicehallen im Hafen anfangen und haben viele eigene Flächen. Auf der Düne haben wir eigene Bungalows, da ist es auch möglich.“ Es gebe bislang auch kein Veto des Denkmalschutzes. Auch über Windräder denkt er nach. „Wir arbeiten auch an einem Plan, weitere Wohnungen zu bauen, das wird auch noch dieses oder nächstes Jahr passieren.“
Das zum Ende 2022 geschlossene Kino soll möglichst noch zur Sommersaison neu geöffnet werden. „Wir haben das kleinste Kino Deutschlands mit 32 Plätzen. Dort werden wieder aktuelle Filme gezeigt.“ Touristisch wolle die Insel neben dem Sommertourismus auch den Winter stärker bewerben. Pollmann hat sich außerdem vorgenommen, noch mehr für Barrierefreiheit zu tun – etwa mit einer neuen barrierefreien Dünenfähre.