Pommerby. Die Zukunft einer der ungewöhnlichsten Gaststätten an der Ostsee ist offen. Welchen ungewöhnlichen Wunsch die Inhaberin hat.
Die Möwe Jonathan in der Schleiregion steht zum Verkauf. Das Restaurant, das wegen seiner schwäbischen (!) Küche und der besonderen Ausstattung in der ganzen Gegend Kultstatus genießt, hat seit einigen Wochen geschlossen. Inhaberin Ingeborg Mall sucht einen neuen Besitzer für das Haus nahe der Ostsee. Ihr Wunsch: „Hier soll es weiterhin ein Restaurant für die Einheimischen und Touristen geben.“
Dass sich Ingeborg Mall von dem Gasthof trennen muss, der viele Stammgäste unter den Ostsee-Touristen hat, ist der Schlusspunkt einer traurigen Geschichte: Im Sommer 2021 starb überraschend ihr Sohn Timo, dem die heute 86-Jährige den Betrieb 2007 übergeben hatte.
Ostsee: Kult-Restaurant an der Schlei nach tragischem Tod zu verkaufen
Nach seinem Tod scherte die Mutter wieder ins Restaurant ein, doch als dort die wichtigste Köchin schwer erkrankte, ging es nicht mehr weiter. „Wir wollten das Haus gern warm übergeben, wir hatten nicht vor, die Möwe Jonathan zu schließen“, sagt Ingeborg Mall. Dennoch habe sie Ende 2022 zumindest vorerst den Betrieb aufgeben müssen.
Den Verkauf des Hauses hat Alf Babendererde übernommen, ein Freund der Familie: „Ich bin als Musiker hier oft aufgetreten und habe Frau Mall und das Team kennen- und schätzen gelernt.“ Über die Jahre sei zu der alten Dame fast so ein Verhältnis wie zwischen Mutter und Sohn entstanden. „Als dann klar war, dass das Haus verkauft werden muss, habe ich meine Hilfe angeboten.“
Möwe Jonathan: Neue Ferienwohnungen sollen verhindert werden
Sein Ziel ist, einen Käufer zu finden, der hier weiter einen Gasthof betreibt, gern mit dem alten historischen Inventar. „Die Möwe Jonathan war das Wohnzimmer von so vielen Menschen und das soll sie auch bleiben“, sagt Babendererde.
Unbedingt verhindern wolle er, dass das Haus verkauft werde und hier neue Ferienwohnungen entstehen. „Denn davon haben wir nun wirklich genug.“ Was allerdings fehle, gerade in den kleinen Orten entlang der Ostsee und der Schlei, seien Restaurants mit Saalbetrieb als Treffpunkt für Vereine, Familienfeiern und Kulturevents, für Einheimische sowie Touristen.
Schlei: Mehr als 100 Interessenten hat es für das Restaurant gegeben
Die Möwe Jonathan ist groß, hat einen Saal für Feiern und verfügt über zwei Wohnungen. In der einen lebt die Besitzerin derzeit noch selbst. Gerade sichtet Ingeborg Mall mit Babendererde die Kaufinteressenten. Rund 100 seien es, aber nur zehn würden die gleichen Ziele verfolgen wie die Inhaberin: „Wir haben das Glück, nicht schnell verkaufen zu müssen, also geben wir uns die Zeit, bis wir den passenden Käufer gefunden haben.“
Babendererde und Ingeborg Mall seien für viele Ideen offen. „Das kann ein Mensch sein, der das Haus kauft und an jemand anderen den Betrieb übergibt. Aber genauso gut auch ein Koch, der alles übernimmt.“ Gemeinsam habe man sogar einige junge Männer und Frauen gefunden, die gern in der Möwe Jonathan arbeiten würden. „Damit wäre das drängendste Problem hier oben, nämlich das des Personals, gelöst.“
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Ingeborg Mall hofft, noch vor Saisonbeginn einen Nachfolger für ihren Betrieb zu finden. Sie würde gern einen neuen Betreiber einweisen, ihm gegebenenfalls sogar die Zubereitung der schwäbischen Gerichte beibringen. „Es tut einem Restaurant nicht gut, wenn es lange geschlossen ist“, so die Gastronomin.
Ostsee: Bis zum Verkauf des Kult-Restaurants finden Kulturveranstaltungen statt
Damit das Haus weiterhin genutzt wird und „warm und lebendig“ bleibt, wie Ingeborg Mall sagt, veranstalten sie und Babendererde gemeinsam immer wieder Konzerte und andere Kulturabende. Dann ist der Saal wieder voller Menschen, im Gastraum gibt es Getränke, dazu Käse- und Fischbrötchen.
Gerade ist Babendererde selbst mit seiner Band aufgetreten. „Wir haben ein neues Bierfass angestochen. Das sagt doch alles“, sagt der Musiker. „Die Möwe Jonathan steht bereit. Sogar die Konzession ist noch da. Es kann also sofort wieder losgehen.“