Kappeln. Die neue Marina der Schlei-Terrassen darf nur exklusiv genutzt werden. Die Nachfrage bei den Häusern zieht wieder an.

Für Wassersportfreunde ist die Schlei-Region ein äußerst beliebtes Ziel. Derzeit entsteht im Kappelner Stadtteil Ellenberg ein neuer Hafen, die Schlei-Marina. Das Projekt gehört zum Neubaugebiet mit dem Namen Schlei-Terrassen – auf unterschiedlichen Baufeldern entstehen am südlichen Ufer der Schlei etwa 600 Wohneinheiten, darunter viele Einzel- und Doppelhäuser, aber auch Geschosswohnungen.

Schon die Preise für die Immobilien sind recht üppig, jene für die Liegeplätze erst recht. Eigentümer, die sich von Beginn an für einen Platz für ihr Boot interessierten, sind nun über die Höhe der Preise – gelinde gesagt – konsterniert. „Der Preis ist enorm, und es ist ein Knebelvertrag. Dafür kann ich den teuersten Liegeplatz an der Schlei mieten“, sagt Silvia B. (Name geändert). „Mir wurde jetzt ein Vertrag zugeschickt, den ich aber nicht unterschreiben werde.“ Sie hat kürzlich einen Entwurf zugeschickt bekommen, der auch dem Abendblatt vorliegt. Sie sollte 85.000 Euro zuzüglich der Kommanditbeteiligung von 1000 Euro für einen mittelgroßen Liegeplatz (10 mal 3,5 Meter) bezahlen und hat sich dagegen entschieden.

Schlei: Derzeit entstehen 124 Liegeplätze

Derzeit entstehen laut Birte Claußen, Sprecherin der AMA Marina Schleiterrassen GmbH, 124 Liegeplätze. „Es gibt auf der Steganlage unterschiedlich große Boxen, von acht Meter Länge und zwei Meter Breite bis hin zu einer Größe von 15 Meter Länge und 5,5 Meter Breite.“ Bei den Käufern und Interessenten handle es sich vorwiegend um Anwohner der Schlei-Terrassen oder um diejenigen, die beabsichtigen, dort eine Immobilie zu kaufen, sagt sie. „Wir haben noch verfügbare Plätze, nur für die großen Boxen gibt es bereits eine Warteliste.“

Betrieben wird die Marina, die nach der Fertigstellung als privater Sportboothafen organisiert wird, laut Claußen von der Marina Schleiterrassen GmbH und Co. KG. Über Preise redet das Unternehmen nicht. Preise und Verfügbarkeiten könnten direkt beim Unternehmen angefragt werden, sagt Claußen. Wer einen Liegeplatz kaufe, erwerbe damit einen Kommanditanteil an der GmbH & Co. KG. „Der Platz ist ausschließlich für die Eigennutzung der Eigentümer vorgesehen, eine Vermietung eines Liegeplatzes ist nicht möglich“, sagt Claußen. Der Eröffnungstermin des Hafens richte sich nach der Fertigstellung des Baus. „Aktuell rechnen wir mit spätestens Anfang Mai.“

Wassertiefe der neuen Marina unberechenbar

„Ich finde das Projekt der Marina schwierig“, sagt ein Kenner der Branche aus der Region. „Ein Liegeplatz bei einer Werft an der Schlei kostet, wenn es hoch kommt, 2000 Euro im Jahr.“ Ein Standard-Segelboot auf der Schlei sei mindestens zehn Meter lang und brauche einen 15 Meter langen Liegeplatz. „Es ist eine einfache Rechnung. Dazu müsste jemand bei der Marina der Schlei-Terrassen mindestens 40 Jahre lang immer mit dem gleichen Boot segeln, damit sich das rechnet.“

Unberechenbar sei auch die Wassertiefe der neuen Marina. „Wir wissen nicht, ob sich nicht die Strömung im Fluss verändert und der neue Hafen dadurch verschlickt. Dann müsste man ausbaggern, und auch das müssen die Eigner bezahlen.“ Es werde aber vermutlich genug reiche Käufer geben, die bereit sind, den hohen Preis zu bezahlen, damit sie ihr Boot vor dem Haus haben, mutmaßt er.

Der Bau der Häuser und Wohnungen geht unterdessen voran

Unterdessen geht der Bau der Immobilien voran, allerdings ist der Absatz nicht mehr so unproblematisch wie vor Beginn der Krise. „Die Top-Lagen wie die Schlei-Terrassen sind weiterhin gefragt, vor allem überregional. Unsere Quadratmeterpreise liegen immer noch unter denen in anderen deutschen Regionen, was es gerade für eine ältere Kundschaft attraktiv macht, den Wohnsitz vom Süden Deutschlands an die Schlei zu verlegen“, sagt Birthe Thiel von der Nord-Ostsee-Sparkasse (Nospa).

„Kunden, die sich für ein Invest an der Schlei interessieren, verfügen über ausreichend Liquidität. Allerdings dauern ihre Kaufentscheidungen aufgrund der allgemeinen Unsicherheiten inzwischen länger.“ Das Tempo sei aus dem Markt genommen, aber größere Preiskorrekturen oder eine deutlich sinkende Nachfrage sehe die Nospa auf den Schlei-Terrassen bisher nicht.

Kaufinteresse an Immobilien steigt seit Januar wieder an

Die Nospa hat dort vier Baufelder vermarktet, dazu gehört das Reetdachquartier mit 41 Wohneinheiten, die alle verkauft seien. „Das Baufeld 5 wurde von uns komplett an einen Bauträger vermarktet, der hier neuen Wohnraum schaffen will. Baufeld 4 und 8 beinhalteten 45 Grundstücke, die ebenfalls über die Nospa vermarktet wurden und alle ihren Käufer gefunden haben. Hier herrscht nun eine rege Bautätigkeit“, sagt Thiel. Derzeit würden noch eine bereits fertiggestellte exklusive Architektenvilla und zwei Doppelhaushälften zum Verkauf angeboten.

Julian Paul Heller, Geschäftsführer von Heller & Groß Immobilien mit Sitz in Hamburg, vermarktet ebenfalls eine ganze Reihe von Häusern und Wohnungen. „Wir haben vier Schlei-Villenhälften, die im Frühjahr fertig werden. Dann werden wir sie anbieten. Der Preis liegt bei 1,1 Millionen Euro inklusive Außenanlagen und Garage.“ Beim Projekt FjordLiv mit 36 Doppelhaushälften und fünf Einfamilienhäusern habe die Vermarktung bereits begonnen, und einige seien schon verkauft. „Seit Januar zieht die Nachfrage wieder deutlich an“, sagt Heller, der im vergangenen Herbst eine kleine Delle beim Kaufinteresse festgestellt hat.

Schlei: Auf dem Markt der Bestandsimmobilien wird es schwieriger

„Das war der allgemeine Trend, das war auch da oben zu erkennen“, sagt er mit Blick auf die Schlei-Terrassen. Einen Unterschied zu früher hat er noch ausgemacht: „Früher gab es noch mehr Anfragen, aber jetzt sind es erheblich qualifiziertere Anfragen. Ich habe auch ein gutes Gefühl, dass es gegen Ostern noch mehr Nachfrage geben wird.“ Parallel werde über Aktionen nachgedacht, um Interessenten anzulocken: „Beispielsweise: Wer ein Haus kauft, bekommt einen Carport geschenkt. Man wird etwas kreativer und merkt auch, dass man die Leute mehr beraten muss. Der Markt pendelt sich ein bisschen ein.“

Heller beobachtet den Immobilienmarkt in der Region und hat festgestellt, dass es auf dem Markt der Bestandsimmobilien schwieriger geworden ist. „In Kappeln gibt es gerade eine große Vielfalt. Es sind viele, die ihre alten Siedlungshäuser verkaufen wollen. Aber da weiß man als Käufer nicht, was alles zu tun ist.“ Viele seien sanierungsbedürftig, und es sei schwierig, Handwerker zu finden. Die Preise seien in den vergangenen Jahren geradezu explodiert. Jetzt gebe es eine gewisse Konkurrenz zu Neubauten, aber beim Neubau hätten Käufer keinen Sanierungsstau. „Und der Trend, sich den Traum zu erfüllen, ist sehr groß.“ Ein Datum für die Fertigstellung des gesamten Gebietes gibt es laut Heller nicht. Doch etliche Teile sollen noch 2023 bezugsfertig sein.