Heiligenhafen. Nach Restaurants in Grömitz setzt auch die Bretterbude in Heiligenhafen auf Roboter. Worauf es bei Mitarbeitern ankommt.
Die technische Revolution in den Gastrobetrieben an der Ostseeküste geht weiter: Nach Service-Robotern in Grömitz, möchte nun auch Hotelier und Investor Jens Sroka (Beachmotels, Bretterbuden) mit künstlicher Intelligenz den Service in seiner Bretterbude in Heiligenhafen verbessern. Was der 47-Jährige Geschäftsführer der Heimathafen Hotels vorhat.
Service-Roboter in Heiligenhafen: Bella soll keinen Menschen ersetzen
Als eines der ersten Restaurants deutschlandweit führte das Hafenrestaurant in Grömitz im Frühjahr Roboter „Bella“ zur Unterstützung des Gästeservice ein (wir berichteten). Und Hotelier und Investor Niels Battenfeld bringt im Frühjahr einen Kochroboter in seinen „Surf Rescue Club“ an die Ostsee. Ebenfalls im kommenden Jahr möchte nun auch Jens Sroka in der Bretterbude in Heiligenhafen Roboter „Bella“ im Service einsetzen.
„Wir testen das vorerst und schauen, wie das ganze Handling funktioniert und auch wie die Mitarbeiter es annehmen – das ist ja auch wichtig. Wichtig ist uns, dass es es kein Ersatz für Mitarbeiter sein soll, sondern viel mehr eine Unterstützung um Prozesse zu verschlanken und Arbeit zu erleichtern“, sagt Sroka.
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Roboter Bella kostet 20.000 Euro und nimmt viel Arbeit ab
Die künstliche Servicekraft kostet 20.000 Euro. Der Roboter soll niemanden ersetzen, betonen Gastronomen immer wieder, sondern die Arbeit der Mitarbeiter erleichtern – das ist vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig, auch um den Job im Service attraktiver zu machen. Die Erfahrungen mit Bella sind äußerst gut. So berichtet Cornelia Bornewasser vom Hafenrestaurant in Grömitz: „Ich war zunächst skeptisch, möchte unsere Roboter aber nicht mehr missen.“ Ihr Sohn Tim, Restaurantleiter, hat mittlerweile sogar einen zweiten Serviceroboter in Betrieb genommen. „Bella“ ist vor allem dazu da, Geschirr, Getränke und das Essen zu transportieren. Der Mensch überreicht die Speisen und Getränke dann dem Gast.
Für Menschen wie Cornelia Bornewasser, seit 47 Jahren im Service, eine große Entlastung: „So kann ich mal eben 40 Kilogramm abräumen lassen, ich selbst könnte das nicht. Das kann kein Mensch auf Dauer.“ Personal werde dadurch nicht eingespart. Denn: „Wo es kein Personal gibt, kann auch nichts eingespart werden“, sagt Frau Bornewasser und meint damit, dass ihr Sohn Tim ohne die beiden Roboter das Restaurant wegen Personalmangels entweder teilweise oder sogar ganz hätte schließen müssen. „Bella war unsere Rettung.“ Inzwischen vertreibt Bornewasser die Service-Roboter.
Für Jens Sroka ist die künstliche Intelligenz eine Antwort auf die Frage, wie man Personal entlasten kann und die Arbeit in der Gastronomie somit attraktiver gestalten kann. „Der Gast wird keinen Kontakt mit dem Roboter haben, er wird nur zwischen Küche und der Servicestation unterwegs sein. Gleichzeitig haben die Mitarbeiter mehr Zeit für den Gast.“ Zwischen Küche und Servicestation liegen manchmal 20 bis 30 Meter, „und wenn man sich die sparen kann, ist das schon eine große Hilfe.“
Es sei dringend notwendig, neue Wege zu gehen, um Mitarbeiter zu finden. „Wir müssen dem Fachkräftemangel ja irgendwie begegnen.“ Dafür bildet Sroka in seinen sechs Häusern aus, „um uns unsere eigenen Mitarbeiter heranzuziehen.“
Mitarbeitersuche in der Türkei
Er guckt auch im Ausland nach neuen Leuten und war dafür kürzlich in der Türkei und hatte dort 50 Vorstellungsgespräche. Immerhin 15 Leute konnte er daraufhin einstellen. De Frauen und Männer arbeiten nun in der Rezeption, im Service oder an der Bar. Ein Problem: „Die sind super ausgebildet, sprechen zum Teil fließend Deutsch, fließend Englisch. Es gibt einfache Arbeitsgenehmigungen, aber: Du brauchst immer Wohnungen“, so Jens Sroka.
In Büsum hat Jens Sroka extra 36 Wohnungen angemietet, in Heiligenhafen 18 und in St. Peter-Ording gibt es sechs eigene Wohnungen für Mitarbeiter. „Die Mitarbeiter erwarten inzwischen schon, dass wir ihnen Wohnraum zur Verfügung stellen.“ Überhaupt hätten die jungen Leute ganz genaue Vorstellungen vom Berufsleben. „Es geht den Leuten mittlerweile auch darum, eine gute Work-Life-Balance zu haben und auch die Möglichkeit zu bekommen etwa Homeoffice zu machen oder ein Sabbatical machen zu können“, so Sroka.
In Büsum leben die Angestellten in Ferienwohnungen
In Büsum hatte er Glück und konnte ein altes Aparthotel kaufen mit 14 Ferienwohnungen. „Aus dem ehemaligen Frühstücksraum haben wir unser Buchhaltungsbüro gemacht.“ Er sucht aber immer noch weiteren Wohnraum. „Viele Vermieter sind jetzt in die Jahre gekommen und vermieten dann dauerhaft an uns.“
Jens Sroka ist offen für jeden, auch für Quereinsteiger. Mit einer Einschränkung: „In der Küche und im Service ist es schon wichtig, dass die Leute ihren Beruf gelernt haben.“ Jemanden ein -und auszuchecken kann man schneller lernen, für den Gastrobereich aber sei ein professioneller Überblick notwendig, sei eine abgeschlossene Ausbildung sinnvoll. „Eine Fachkraft ist so gut wie drei Ungelernte.“ Zu Silvester hatte er eine Fachkraft, die zehn Tische bedient hat und drei Ungelernte an acht Tischen. „Die Fachkraft hatte alles im Griff, bei den Ungelernten war es chaotisch.“