Föhr. Auf dem Weingut Waalem an der Nordsee entsteht ein großer Weinkeller. Man hofft auf bis zu 40.000 Besucher.
Mit dem Klimawandel kam der Erfolg für den Weinanbau im Norden Deutschlands. Davon profitiert auch das Weingut Waalem auf Föhr und expandiert weiter.
Neuer Höhepunkt für Touristen und Einheimische wird ein Luxusweinkeller sein. Gerade wurden die Föhrer außerdem für einen Designpreis nominiert. Es tut sich was auf dem Gut Waalem.
Nordsee: Föhrs Weinlese hat in diesem Jahr gute Qualität
Als eine Erfolgsgeschichte bezeichnet Christian Roeloffs den Weinanbau auf seiner Heimatinsel. Waren es in den Anfangszeiten zwei Hektar Anbaufläche in Nieblum und Alkersum, hat sich diese nun auf sieben Hektar vergrößert.
Im vergangenen Jahr wurden rund 20.000 Liter geerntet. Auf Föhr gedeihen die Rebsorten Solaris und Johanniter besonders gut. Die Weine heißen dann zum Beispiel Réserve Waalem, Waalem Kul, Waalem Brut und fering dringer by Waalem (ist Föhrer Friesisch und heißt übersetzt Föhrer Jungs, es gibt auch ein Mädchen-Pendant). Neben Weinen hat das Weingut in diesem Jahr erstmalig einen Wermut auf den Markt gebracht.
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Und auch die diesjährige Weinlese, die Anfang Oktober begonnen hat, verspricht eine gute Qualität. „Es war warm und windig, und es regnete zur richtigen Zeit“, sagt Christian Roeloffs. Und gerade arbeiten die Verantwortlichen auf dem Weingut mit dänischen Forschern daran, neue Weinreben zu entwickeln, die noch besser für den Norden geeignet sind. Eine Versuchsfläche dafür ist hier auf Föhr, das Projekt ist für zehn bis 15 Jahre angelegt. Stillstand gibt es nicht.
Vom Landwirt zum Weinbauern
Seit 2009 führt der gelernte Landwirt die Geschäfte des Weinguts, inzwischen gemeinsam mit seinem Sohn Lenz. Der 27-Jährige ist gelernter Winzer und macht derzeit seinen Bachelor im Management in der Weinwirtschaft.
Vater und Sohn sprechen ferring miteinander, das ist das Föhrer Friesisch, und größer könnte der Kontrast zwischen dem herrschaftlichen Sitz des Weinguts mit Blick auf die Nordsee und der lockeren, bodenständigen Art der beiden nicht sein. Feines Getue liegt den beiden nicht. Stattdessen haben sie beharrlich daran gearbeitet, den Weinanbau auf der Insel zum Erfolg zu führen.
Luxusweinkeller wird derzeit gebaut
„Die erste Ernte war mickrig und der Geschmack ausbaufähig“, sagt Christian (auf Föhr duzt man sich). War die erste Kelterei noch in der kleinen Milchkammer auf einem Bauernhof in Hedehusum, findet die Weinproduktion jetzt auf dem Hof von Lenz’ Schwester Katharina in Alkersum statt und im kommenden Herbst dann in dem neuen Gebäude mit Luxus-Weinkeller.
Denn was dort auf dem Weingut und vor dem jetzigen Gebäude entsteht, hat enorme Ausmaße. Allein die Baugrube ist gigantisch und lässt den Blick frei auf ein unterirdisches Kellersystem, das den späteren Weinkeller mit der Destille mit einer 150-Liter-Blase verbinden wird. 30.000 bis 40.000 Besucher sollen hier in Zukunft diesen gigantischen Weinkeller erleben können, eigentlich sind es sogar zwei Weinkeller – nach französischem Vorbild.
Bis zu 50.000 Liter Wein in Eichenfässern
Erdgeschoss, Keller und das Obergeschoss werden für die Besucher zugänglich sein. Ein französischer Innendesigner aus Bordeaux, der auf Weingüter spezialisiert ist, wird für das passende Ambiente sorgen. Während im Keller bis zu 50.000 Liter Wein im Jahr in Eichenfässern lagern werden, können die Gäste im Obergeschoss in einem Bistro regionale Spezialitäten essen oder an Weindegustationen teilnehmen können.
„Es wird eine Mischung aus Weinkeller und Kunst werden“, so Christian. Denn der Besitzer des Weingutes, Frederik Paulsen, ist ein großer Kunstliebhaber. Der weiße Neubau mit dem Schieferdach ist angelehnt an die kapholländische Architektur von Stellenbosch in Südafrika, der zweitältesten Stadt der europäischen Siedler in Südafrika.
Nordsee: Südafrikanisches Weingut ist Vorbild
Der Name des Gebäudes: Uitkijk, wie das Vorbild in Südafrika auch. Und einen Utkiek, einen besonderen Ausblick, werden die Gäste haben: Durch ein zwölf Meter langes und drei Meter hohes Schiebefenster werden die Besucher über das Weingut auf die Nordsee blicken können. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant. Die Investionssumme? Darüber möchte Architekt Ulrich Steuber nicht reden. Nur so viel: „Es wird sehr aufwändig gebaut.“
Nebenbei ist das Weingut Waalem für zwei renommierte internationale Designpreise (German Design Award und der italienische A’ Design Award) nominiert – für die Gestaltung der Waalemweine mit dem Eisbärenemblem. Das Design, erklärt Christian Roeloffs, berücksichtigt den Klimawandel, der den friesischen Weinanbau überhaupt erst ermöglicht.
„Und der Eisbär ist das Symbol für den Klimawandel.“ Zudem sind die Eisbären ohnehin das Symbol für das Weingut, stehen doch im dem Haupthaus, dem Schloss von Eigentümer Frederik Paulsen, zwei ausgestopfte Eisbären.
Ob das Weingut einen oder beide Preise erhält, wird sich im Spätherbst und im Frühjahr entscheiden.