Reinbek. Das Restaurant zelebriert eine bis aufs Detail abgestimmte Frischeküche. Hier kommen Wildliebhaber auf ihre Kosten.

An einem der goldenen Oktobertage lustwandelten wir im wunderschönen Sachsenwald behufs des Sammelns von Pilzen – beruhigenderweise im Beisein einer Biologin, die uns kundig von der Mitnahme giftiger Spezies abhielt und somit tatkräftig zum weiteren Verbleib Ihres Restaurantkolumnisten auf Gottes weitem Erdenrund beitrug.

Vorher aber unternahmen wir eine höchst angenehme kulinarische Zeitreise in ein sachsenwaldnahes Traditionslokal – das Waldhaus Reinbek, das zwar nicht im, aber nahe am Wald liegt. In einer Zeit, wo anderswo maximal mäßig ausgebildete Köche Fertigprodukte zuhauf verwenden, schwingt hier mit Christian Dudka ein kompetenter Küchenchef und passionierter Jäger das Zepter, der sich mit seiner Crew noch auf die Zerlegung ganzer Tiere, in Sonderheit natürlich auf Wild, versteht.

Waldhaus Reinbek: Zwischen Modernität und dem Charme vergangener Zeiten

So wird hier eine aufwendige, sorgsam bis ins Detail konzipierte Frischeküche zelebriert die, gerade in Verbindung mit dem aufmerksamen Service, vom Aussterben bedrohte Gastronomietugenden am Leben erhält. Und auch die behutsam aufgehübschte Einrichtung changiert zwischen vorsichtiger Modernität und dem Charme vergangener Zeiten.

Da uns von früheren Besuchen die recht generösen Portionsgrößen geläufig waren kaprizierten wir uns sogleich auf drei Hauptgerichte der Herbstkarte (je 29 Euro), die sich durchweg als höchst erfreulich erwiesen: Das supersaftige und aromatische Wildgulasch aus heimischer Jagd wurde mir auf Wunsch extra ohne Sahne zubereitet und kam mit einem Kartoffel-Baumkuchen, leckeren gegrillten Kräutersaitlingen und nicht zwingend notwendigen Segmenten vom Kürbis daher. Ganz klasse auch der klassisch gebeizte, hoch aromatische, geschmorte Hirschbraten mit rotem Zwiebelrelish, sehr geglücktem Selleriepüree und fluffigen Dauphine-Kartoffeln (wann habe ich die das letzte Mal bekommen?).

Waldhaus Reinbek: Wenn man klassische Genüsse zu schätzen weiß

Für solche Gerichte ist das Waldhaus perfekt. Auch die sehr saftige, schonend gegarte Brust vom Schwarzfederhuhn mit Apfel, Rote-Bete-Kartoffelstampf und geflämmtem Porree war handwerklich tadellos aus besten Zutaten zubereitet und wie die anderen Gerichte auch recht introvertiert gewürzt. Aber dafür gibt es ja Pfeffer- und Salzmühlen, andersrum wird’s schwieriger. Wer Lust hat, die Einkehr als abendfüllendes Programm zu gestalten, dem sei das preiswürdige viergängige Herbstmenü ans Herz gelegt (44,50 Euro).

Dabei wird das erwähnte Paradegericht, der Hirsch, vorab vom Carpaccio von der Roten Bete mit gratiniertem Ziegenkäse, Walnuss und Feige und anschließend einem exotischen Kürbissüppchen mit Ingwer, Garnele und Kokosnussschaum ergänzt und am Ende von einer feinen Symphonie von Aprikosen und Mascarpone mit Pistazie und Schokolade gekrönt. Unter den Weinen ist der offen ausgeschenkte Grüne Veltliner von Österreichs Kultweingut Bründlmayer eine sichere Bank (0,2 l 8,50, Flasche 30,50 Euro), und zu den Wildgerichten harmoniert perfekt ein charaktervoller Syrah aus dem südafrikanischen Wellington (0,2 l 11,50, Flasche 42 Euro). So lässt es sich trefflich verweilen, wenn man klassische Genüsse zu schätzen weiß.

Waldhaus Reinbek Loddenallee, 21465 Reinbek, Tel. 040/72 75 20, Mo–Do 17.30 bis 21 Uhr, Fr–So 12 bis 21 Uhr, www.waldhaus.de