Hamburg. In dem kleinen Lokal im Eppendorfer Weg werden feinste griechische Tapas von Lamm bis Kalbsleber serviert – und das für kleines Geld.
Oft ist man beim Besuch fremder Länder und Städte voller Stolz: Da hat man ganz allein die klitzekleine, authentische Tapas-, oder Ramenbar entdeckt, wo nur Einheimische einkehren, wo freundliche Mitmenschen wirken und wo man Gutes (Essen) für Wenig (Geld) bekommt. Lustig ist, wenn man so etwas vor der eigenen Haustür hat – und über Jahre übersieht.
Restaurant Hamburg: Griechische Tapas in Eimsbüttel
Im Falle des „Zimt und Koriander“ im Eppendorfer Weg lag das wohl vor allem am Namen: Ich war schlicht zu verpeilt, um zu begreifen, dass es sich hier um eine Anspielung auf einen cineastisch wertvollen griechischen Film handelt – und nicht etwa um einen Laden der, wie ich mit „Zimt“ fälschlich assoziierte, sich primär auf Desserts kapriziert.
Weit gefehlt: Das Eimsbütteler Lokal wird von zwei freundlichen jüngeren Herren aus Griechenland betrieben und offeriert auf der Abendkarte vorwiegend Mezedes, das griechische Wort für Tapas: Leckere, frisch bereitete Kleinigkeiten zum Teilen, mit denen Sie sich genussvoll durch den Mittag oder Abend schlemmen können.
Restaurant Hamburg: Drei Lammkoteletts für 8,60 Euro
Ein wenig habe ich gezögert, ob ich den Geheimtipp vor der Haustür überhaupt preisgeben mag – der Laden ist winzig, innen passen maximal zwanzig Gäste rein bei gefühlten zwei Zentimeter Mindestabstand. Bei gutem Wetter kann man noch frei nach Wolfgang Borchert draußen vor der Tür tafeln.
Letztlich obsiegte mein Bedürfnis, der geneigten Leserschaft das Schöne, Gute und Wahre zu offenbaren, denn das „Zimt und Koriander“ bietet einen ausgezeichneten Gegenwert für Ihre sauer verdienten Taler: Für 8,60 Euro gibt es drei saftig rosa gebratene Lammkoteletts vom Carré in sehr guter Qualität, mit einem köstlichen Basilikum-Minz-Pesto und ordentlich knusprigem hausgebackenem Brot zum Auftunken. Um so erstaunlicher, als ich unlängst beim Bioschlachter für drei rohe kleine Lammkoteletts nahezu 20 Euro berappen durfte, da diese dort einen Kilopreis von stolzen 64,90 Euro erklommen haben.
Restaurant Hamburg: Abwechslungsreicher Mittagstisch
Von ansehnlicher Güte war auch die Tranche zarte gebratene Kalbsleber, klassisch in Salbeibutter gebraten (8,30 Euro). Trefflich mundeten des Weiteren der gegrillte Oktopus in Olivenöl und Zitrone (8,30 Euro) wie auch die pfiffig und frisch abgeschmeckten Zucchinibällchen mit Estragonsenf (5,90 Euro). Kurzum: Die Jungs können einfach richtig gut kochen.
- Kinfelts – weltbeste Pilzsuppe und tolle Weine im Fingerhut
- Personalmangel – traditionsreiches Restaurant muss schließen
- Ein A380 als Hotel – die Pläne sind plötzlich gestoppt
Mittags mutiert der Laden mit üppig dimensionierten, täglich wechselnden Hauptgerichten zum Vollversorger für die Nachbarschaft – ebenfalls zu Preisen, die eher für Menschenfreundlichkeit als für bedingungsloses Streben nach raschem Wohlstand stehen.
Unlängst hier zur Auswahl: Frische Tortellini mit Ricotta-Spinat-Füllung und Tomatensauce (10 Euro), ein üppiges, pikantes Rindsgulasch mit Kartoffeln (11 Euro) und für Seafood-Aficionados ein respektables frisches Filet vom Seeteufel mit Zucchini, Paprika und Kartoffeln (12 Euro).
Restaurant Hamburg: Weinauswahl fällt spärlich aus
Die Weißweinauswahl ist mager und besteht aus Grauburgunder (schnarch) und Lugana (gähn). Tröstlich: Der klare, frische und trockene 2021er Lugana (0,20 l. 7,60, Flasche 27,90 Euro) stammt von Zenato und ist einer von den Guten seiner Art. Von daher steht einer genussvollen Einkehr – so man denn ein Plätzchen ergattert – nichts mehr im Wege.