Föhr. Auf seinem Hof auf der Insel in Schleswig-Holstein stellt Jan-Robert Hinrichsen seinen eigenen Whisky her: Eine besondere Produktion.
Es gab Zeiten, da wurde viel Alkohol konsumiert im Hause Hinrichsen in Dunsum auf Föhr. Rein beruflich. Denn wer auf einer nordfriesischen Insel anfängt, Whisky zu produzieren, muss sehr viel ausprobieren, bis es schmeckt. Das hat Jan-Robert Hinrichsen getan und in diesen Tagen ist nach drei Jahren Reifung im Eichenholzfass sein Föhrer Whisky fertig für den Verkauf. Vom Föhrer Landwirt zur eigenen Destillerie.
Nordsee: Die Idee zur Destillerie auf einem USA-Trip
Eine USA-Reise zu ausgewanderten Verwandten brachte große Veränderungen für die Familie Hinrichsen von Föhr. Bei einem Besuch von Tante und Großtante im Hudson Valley im Bundesstaat New York nahm Jan-Robert Hinrichsen an einer Führung durch eine örtliche Destillerie teil. Damals noch ohne Erwartungen. Aber doch schon tief beeindruckt. Denn als Landwirt, der er ist, gibt es eigentlich nichts Schöneres als zu sehen, wie aus dem Anbau der Gerste ein Produkt wie Whisky werden kann. „Das ist doch Landwirtschaft pur“, sagt der 46-Jährige. Dort in den USA hat er Whisky zum ersten Mal überhaupt als Genussmittel wahrgenommen. „Bis dahin gab’s nur Fanta mit Korn“, sagt er und lacht. Whisky aber sei ein hochwertiges Genussmittel wie ein gutes Stück Schokolade oder ein gutes Stück Fleisch.
Das war vor fünf Jahren. Bis dahin betrieb Hinrichsen konventionelle Landwirtschaft auf dem 65 Hektar großen Hof mit Hofcafé und Ferienwohnung für Touristen, er hat Rinder und Schweine, treibt seit 2014 den Aufbau einer Shorthornherde voran. Diese Rinderrasse ist auf dem Hof nichts Neues. Bereits sein Vater kreuzte Shorthorns mit Holstein Friesen. Das Rindfleisch vermarktet die Familie direkt auf dem Hof – genau wie den Whisky.
Nach dem USA-Besuch tagte der Familienrat, und der Entschluss stand fest, es mit der Whiskyproduktion an der Nordsee zu probieren.
Kernstück der Destille auf dem Hof ist die Brennblase aus Kupfer. Dort wird der Malt-Spirit gebrannt, die klare, hochprozentige Grundlage für Hinrichsens Farm Whisky. Farm Whisky bedeutet, dass die Gerste dafür von einer einzigen Farm stammt. Der Kreislauf der Whiskyproduktion liegt Hinrichsen als Bauer besonders am Herzen. Die bei der Herstellung anfallenden Rückstände aus dem Maischprozess, Treber, gehen an seine Schweine und Rinder als Futter. „Diese produzieren daraus Mist, und der geht als Dünger an die Gerste." Was heute als nachhaltig bezeichnet wird, war für einen Landwirt schon immer der normale Lauf der Dinge
Nordsee: Whisky reift in Eichenfässern
Seine drei Kinder (24, 22 und 18 Jahre alt), seine Frau Marret und seine Mutter sind alle involviert in der Landwirtschaft und der Whiskyproduktion, die die Hinrichsens hier in der salzigen Nordseeluft 300 Meter hinterm Deich beitreiben. „Alles, vom Anbau der Biogerste bis zur Produktion, findet hier statt“, sagt Hinrichsen. Das Getreide keimt auf Föhrer Malzboden, wird per Hand gewendet und schonend getrocknet. „Das fertige Malz verarbeiten wir mit Föhrer Grundwasser aus dem Untergrund der sandigen Geest, ein Wasser bester Qualität.“
Mit den Hefekulturen wird es zu dem charakteristischen „Farmbier“ für die anschließende Destillation vergoren. Jan-Robert Hinrichsen ist auch ein bisschen stolz darauf, dass er der Einzige in Deutschland ist und einer der wenigen weltweit, die ihren Whisky vom Getreideanbau bis zur Reifung an einem Ort herstellen. Nun also ist nach drei Jahren Reifung der erste Föhrer Whisky fertig.
- Urlaub in Schleswig-Holstein beliebt wie nie – die Topziele
- Sechs Gerüchte über St. Peter-Ording – und was dran ist
- Wie ein Schweizer zum Kultgastronomen von Kampen wurde
Er musste viel Whisky trinken, bis der den Dreh raus hatte
Bis dahin musste Jan-Robert Hinrichsen viel herumexperimentieren und viel Whisky trinken, bis er den Dreh raus hatte. Immer an seiner Seite seine Familie und besonders Sohn Jonas. „Das erste Mal habe ich alles an die Schweine verfüttert. Es war ungenießbar“, sagt er und lacht. Was ihm zugute kommt als Landwirt: Fühlen, riechen, schmecken – das alles machen Bauern ohnehin jeden Tag. „Wir arbeiten mit unseren Sinnen, das passt auch zur Whisky-Herstellung.“
Er hat Fachbücher gekauft, sich Videos angeschaut, einen Brauer- und Mälzerkurs in München besucht und angefangen, Whisky zu trinken. „Schließlich wollte ich ein Produkt, das man auch gern trinkt.“ Der Alkoholkonsum musste dafür ansteigen. Er reiste durch Deutschland, schaute sich in Dänemark viel ab bei Kollegen und musste immer wieder probieren. Improvisieren und ausprobieren. 150 Flaschen sind abgefüllt, rund 14.000 Liter Whisky hat er in der ersten Produktion hergestellt.
Zu kaufen gibt es den Föhrer Whisky in einigen Läden auf der Insel, auf dem Hinrichsen-Hof und online. Infos: www.hinrichsens-farm.de