Kaltenkirchen/Glücksburg. Günther hatte Wellnesshotels aufgefordert, Saunen im Winter zu schließen. So reagieren Thermen und Bäder in Schleswig-Holstein.

Im Norden gibt es eine ganze Reihe von Thermen und Saunalandschaften, die von den hohen Energiepreisen direkt betroffen sind. Kürzlich hatte Ministerpräsident Daniel Günter (CDU) Wellnesshotels aufgefordert, ihre Saunalandschaften in der kommenden Wintersaison nicht in Betrieb zu nehmen. Vor dem Hintergrund steigender Energiekosten gehörten Wellnessangebote zu jener Art von Luxus, auf die man lieber freiwillig verzichten solle, sagte er. Gesetzliche Vorgaben dazu werde es in Schleswig-Holstein aber nicht geben.

Dr. Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, sagte dem Abendblatt: „Der Tourismus hat sich in den letzten zwei Jahren trotz teils deutlicher wirtschaftlicher Einbußen verantwortungsvoll auf neue Rahmenbedingungen, wie z. B. Hygiene- und Abstandsregeln, eingestellt. Es ist für alle Betriebe wichtig, dass sie ihren Gästen ein attraktives Urlaubsangebot machen können. Einige Unternehmen haben bereits auf die aktuelle Lage reagiert und eigene individuelle Energiesparmaßnahmen getroffen, die zu ihrem Betrieb und ihren Gästen passen.“

Schleswig-Holstein: HolstenTherme lässt Angebote bestehen

Stefan Hinkeldey, Geschäftsführer der HolstenTherme in Kaltenkirchen, will Besuchern keine Einschränkungen auferlegen: „Die HolstenTherme hat alle Angebote unverändert geöffnet. In der Vergangenheit haben wir jährlich in Energieeffizienzmaßnahmen investiert. So wurden effiziente Pumpen angeschafft, Rückgewinnungssysteme installiert und Justierungen in der Regelungstechnik vorgenommen, zudem auf LED-Lampen umgestellt usw. Von diesen Umstellungen und Verbrauchseinsparungen profitieren wir heute umso mehr.“

Aber die von der Politik geforderte Unabhängigkeit und Reduzierung von Gas erfordere nun zusätzliche Maßnahmen. „Hierfür haben wir ein Maßnahmenpaket ,Energie-Mix‘ kurzfristig angestoßen. Es geht darum, den Betrieb kurz- und mittelfristig auf jeden Fall für alle Gästegruppen geöffnet zu halten und eine Flexibilität mit Energieträgern zu erreichen. Derzeit produzieren wir Wärme mit einem Blockheizkraftwerk, das mit Gas gespeist wird. Zukünftig soll die benötigte Wärme auch zusätzlich, hier je nach Situation, mit Öl erzeugt werden können.“

"Wasserattraktionen wurden zeitlich gestreckt"

Alle Saunen, die derzeit nur mit Gas betrieben werden können, sollen seinen Angaben zufolge zusätzlich mit Elektroöfen ausgestattet werden. Für den im Bau befindlichen Erweiterungsbau „ParadiesInsel“ sei eine Fotovoltaikanlage beauftragt. „Unsere Gäste können sich also auf ein unverändertes Angebot und einen unveränderten Service verlassen“, versichert Hinkeldey. Dennoch gebe es Einsparungen, die keinen Einfluss auf die Aufenthaltsqualität hätten: „So wurden zum Beispiel Duschvorlauftemperaturen gesenkt, und Wasserattraktionen zeitlich gestreckt.“

Um außerordentliche Investitionen zu finanzieren, habe die Therme einen Energie-Soli pro Gast und Besuch eingeführt – 1 Euro pro Erwachsenem, und 50 Cent pro Kind/Jugendlichem. „Der Zuschlag wird von unseren Gästen akzeptiert“, sagt der Geschäftsführer. Die HolstenTherme habe 600.000 Besucher im Jahr, davon 200.000 in den Saunen. Durch die Corona-Pandemie müssten enorm hohe Defizite ausgeglichen werden – insgesamt drei Millionen Euro für 2020 und 2021.

Gasfackeln auf Promenade abgeschaltet

Die Dünen-Therme in St. Peter-Ording will die Öffnungszeiten für das Freizeit- und Erlebnisbad und den Saunabereich vom 19. September 2022 an verkürzen – auf 12 bis 20 Uhr. Die Tourismus-Zentrale St. Peter-Ording (TZ) habe bereits im Juni die Arbeitsgruppe „Energie“ ins Leben gerufen, um kurz-, mittel- und langfristige Einsparpotenziale zu ermitteln und auf den Weg zu bringen, sagt Katharina Schirmbeck, Tourismus-Direktorin von St. Peter-Ording. Erste Maßnahmen wie die Abschaltung der Gasfackeln auf der Promenade seien schon umgesetzt worden.

Auch die Wassertemperatur sei um ein oder zwei Grad in den verschiedenen Becken gesenkt worden. Die Intervalle bei den Duschen wurden von 30 auf 20 Sekunden verkürzt. „Es sind ganz verschiedene Hebel mit unterschiedlich hohem Einsparpotenzial, die wir in Bewegung setzen, um den Energieverbrauch von St. Peter-Ording zu senken. Insgesamt tragen all diese Maßnahmen dazu bei, dass bei uns deutlich weniger Gas und Strom benötigt wird“, sagt Schirmbeck. Für das Schulschwimmen und die Aquafitness-­angebote seien keine Einschränkungen geplant.

Bäder schließen keine Lösung

Im Salü, der Salztherme Lüneburg, beschäftige man sich schon seit November 2021 mit dem Energiesparen, sagt Geschäftsführer Dirk Günther: „Wir werden aber jetzt definitiv nicht in blanken Aktionismus verfallen.“ Er spricht vom gesellschaftlichen Nutzen, den Schwimmkurse, Sauna und Massagen hätten. „Sauna dient der Gesunderhaltung und ist kein Luxus.“

Bäder seien Energieverbraucher, aber sie zu schließen sei keine Lösung. Durch Corona hätten viele Kinder nicht schwimmen gelernt, durch neue Einschränkungen würden weitere Jahrgänge leiden. Im Offenhalten der Bäder sehe er zum einen eine gesellschaftliche Verpflichtung, „aber es soll auch ein bisschen Spaß bringen“, sagt Dirk Günther, er sehe das anders als der schleswig-holsteinische Ministerpräsident.

Schleswig-Holstein: Salü mit Fernwärme betrieben

In einigen Becken habe das Salü die Temperatur ein klein wenig abgesenkt, und im Herbst müsse man das Thema noch einmal genau betrachten. Aber eines steht für den Salü-Chef fest: „Wir haben vor, das Salü komplett weiterzubetreiben.“ Die Therme sei nicht abhängig von russischem Gas, sondern werde mit Fernwärme aus Biogas betrieben. Durch Neubau und Modernisierung hat die Salz­therme seinen Angaben zufolge bereits neueste Technik. Öffnungszeiten einzuschränken halte er nicht für sinnvoll, sagt Günther, weil das Wasser in den Becken ja ohnehin eine gewisse Temperatur habe.

Es ständig abkühlen zu lassen und dann wieder hoch zu heizen wäre völlig ineffizient. „Wir werden aber nicht mehr alle Wasserattraktionen parallel laufen lassen, sondern nacheinander.“ Bei den elek­trisch betriebenen Saunen werde das Salü bedarfsgerecht arbeiten. „Es gibt viele kleine Punkte, aber wir versuchen, den gewohnten Komfort zu liefern“, so Günter.

Schleswig-Holstein: Saunen wichtig für Urlaubsgestaltung

Auch bei der Fördeland Therme stellt man sich auf die Energiekrise ein: „Im ersten Schritt werden wir unsere Betriebs­zeiten ab dem 1. September sowohl im Thermen- als auch im Saunabereich reduzieren. Weitere Maßnahmen werden zurzeit intern besprochen. Als Grundlage für künftige Entscheidungen (z. B. Wassertemperaturen) werden auch die Empfehlungen des Verbands öffentlicher Bäder herangezogen“, sagte Annika Menssen von Marketing der Fördeland Therme Glücksburg.

Bettina Bunge von der Tourismus-Agentur betont, gerade für das Ganzjahres­reiseziel Schleswig-Holstein sei es wichtig, attraktive Produkte und Dienstleistungen vorzuhalten: „Saunen, Thermen und Wellnessangebote spielen hier eine wichtige Rolle für die Urlaubsgestaltung und sollten auch in Schleswig-Holstein weiter angeboten werden können.“