Schleswig. Am Grenzwall Danewerk bei Schleswig entsteht ein 1900 Quadratmeter großes Gebäude. Erst wird aber noch gegraben.

Schleswig bekommt einen prachtvollen Museumsbau: Am historischen Grenzwall Danewerk soll für zehn Millionen Euro ein neues, 1900 Quadratmeter großes Danevirke Museum gebaut werden. Gerade erst wurde das ehemalige Museumsgebäude, das sich in einem alten Krug befand, abgerissen. Anfang 2023 starten die Bauarbeiten für den Neubau.

Vorher muss allerdings die Fläche noch genau untersucht werden. Seit dieser Woche graben sich Archäologen vorsichtig durch den Untergrund am Rand von Schleswig und unweit von Haithabu. „Es ist absolut realistisch, dass wir hier noch auf weitere Zeugnisse aus dem Mittelalter und den Jahrhunderten davor stoßen“, sagt der Direktor des Museums, Lars Erik Bethge.

Wikingerdorf: Museum soll 2024 eröffnet werden

Das Kopenhagener Architektenbüro Lundgaard & Tranberg hat das neue Gebäude entworfen. Die Architekten sind vor allem in Dänemark bekannt, so haben sie bereits das Schauspielhaus und das Freiheitsmuseum in Kopenhagen realisiert. „Wir bekommen einen schönen Bau aus Holz, das Dach wird aus Ziegeln sein“, so Bethge. Im Sommer 2024 soll das Haus stehen, Ende 2024 eröffnet werden. Finanziert werden die Kosten vor allem durch Schenkungen von zwei dänischen Stiftungen. Zudem fördern der dänische Staat und das Land Schleswig-Holstein das Museum mit jeweils 132.500 Euro im Jahr.

„Es ist ein unglaublich spannender Prozess gewesen, an einem neuen Danevirke Museum zu arbeiten“, sagt Architektin Lene Tranberg. „Wir haben Wert darauf gelegt, ein Museum zu schaffen, das in der Landschaft deutlich präsent ist, mit einem großen Dach, das alles umfasst und si­gnalisiert: Hier treffen sich Menschen über Grenzen hinweg – und hier wird eine 1500-jährige Geschichte vereint.“ Und Bethge ergänzt. „Das neue Museum ist ein historischer Meilenstein in der deutsch-dänischen Museumszusammenarbeit.“

Danevirke Museum gehört zum Unesco-Welterbe

Noch diesen Sommer soll eine Ausschreibung erfolgen, auf die sich Ausstellungsmacher bewerben können. „Ich möchte hier die Geschichte des Danewerks erzählen“, sagt der Direktor. Einige Exponate aus dem Areal gibt es bereits. Ergänzt werden soll die Ausstellung dann mit Stücken aus Museen in Dänemark und den Landesmuseen. „Klar ist aber, ich werde nicht jedes alte Stück Holz, das wir hier gefunden haben oder noch finden, zeigen.“ Viel wichtiger sei es, eine ergänzende Ausstellung zu dem archäologischen Park drum herum zu erschaffen. „Denn das ist und bleibt ja das Herzstück des ganzen Areals.“

Die Kanonenschanze 14 aus dem Krieg 1864.
Die Kanonenschanze 14 aus dem Krieg 1864. © Martin Ziemer / nordpool

Das Danevirke Museum gehört seit 2018 gemeinsam mit Haithabu zum Unesco-Welterbe. Hier in Deutschland ist aber vor allem das Wikingerdorf bekannt. Das Danewerk, die größte Befestigungsanlage Nordeuropas, hingegen ist für das Nachbarland Dänemark von historischer Bedeutung. Für die Dänen sei es in etwa so wichtig, wie für die Deutschen das Brandenburger Tor oder das Hermannsdenkmal, so Bethge.

Historischer Grenzwall bildet das Kernstück

Allerdings sei das Danewerk – vor allem durch die Ernennung zum Welterbe – mehr in den Fokus der deutschen Besucher geraten. Die Corona-Pandemie habe die Entwicklung verstärkt. „Das freut uns natürlich sehr.“ Auch deshalb ist der Museumsdirektor mit der derzeitigen Ausstellung für die Zeit der Bauarbeiten in 16 große Container auf dem ehemaligen Parkplatz gezogen. „Die Besucher sollen sich ja auch jetzt willkommen fühlen.“

Kernstück des Areals ist ein historischer Grenzwall, der vermutlich im fünften und sechsten Jahrhundert vom Stamm der Danen erbaut wurde und die Südgrenze ihres Territoriums markieren sollte. Die Anlage wurde in den Jahrhunderten darauf immer wieder umgebaut und erweitert, so ist man sich heute sicher. In der Wikingerzeit diente das Danewerk dann dazu, die Handelswege nach Haithabu zu sichern, der nordeuropäischen Handelsmetropole, die unweit des Danewerks entstanden war.

Unter der Erde könnten spannende Relikte warten

Auch deshalb erwartet Museumsleiter Bethge durchaus weitere interessante Funde bei den Ausgrabungen in den kommenden Wochen. „Wir haben schon gleich zu Beginn herausgefunden, dass der alte Krug ein Vorgängergebäude hatte“, so der studierte Soziologe. Das sei nicht ungewöhnlich, schließlich stünde das Gebäude am Hauptzugang zum Danewerk.

Damit grabe man an einer historisch bedeutsamen Fläche. „Das ist hier die Gegend des historischen Ochsenwegs.“ Den gab es schon vor dem Danewerk. Auf dem Weg habe es ein reges Kommen und Gehen gegeben. „Zu diesem Tor hin.“ Deshalb könnten sich unter der Erde noch wertvolle Dinge wie alte Werkzeuge befinden.

Wikingerdorf: Museum bietet Führungen zu Ausgrabungen an

Wie viel die deutschen und dänischen Archäologen allerdings tatsächlich ausgraben würden, das könne man schwer abschätzen. „Ich rechne mit allem und nichts“, so Bethge. Viel hänge davon ab, wie viel in den tieferen Schichten in den Jahren und Jahrhunderten zuvor zerstört worden sei. „Aber wir haben auch Flächen hier, die weitgehend unberührt scheinen. Das kann spannend werden.“ Der Ausgrabungsbereich wurde eingezäunt, damit niemand die Arbeiten stören kann.

Für die kommenden Wochen plant Bethge Führungen zu den Ausgrabungen. Außerdem will er in einem Blog regelmäßig über den Fortgang berichten (archaeologie.haithabu-danewerk.de). „Schließlich ist es die größte Ausgrabung, die hier jemals durchgeführt wurde.“