St. Peter-Ording. Acht Cafés an der Nordsee locken mit himmlischen Klassikern, Eigenkreationen und schönem Ambiente. Das Abendblatt stellt sie vor.
Es gibt Menschen, die fahren für ein richtig gutes Stück Torte oder für Kuchen – natürlich hausgebacken – von Hamburg nach St. Peter-Ording. Dann kehren sie bei Uwe Türpe und Julia „Judy“ Kleinter-Smitten im Richardshof ein, sitzen dort bei schönem Wetter unter Obstbäumen im Garten und fahren anschließend wieder nach Hamburg zurück.
Verrückt? Nein. Leidenschaftliche Esser machen so etwas eben. Das Abendblatt stellt acht Cafés an der Nordsee vor, die so guten Kuchen haben, dass sich eine kleine Schlemmertour dorthin lohnt – und keine Sorge: Wer Hunger hat, bekommt dort auch etwas Herzhaftes.
Gastronomie Schleswig-Holstein: 1. Richardshof
In dem mehr als 320 Jahre alten Haubarg direkt an der stark befahrenen Wittendüner Allee Richtung St. Peter-Ording stellt Judy seit acht Jahren die tollsten Torten und Kuchen her. Bei norddeutschem Schmuddelwetter können Gäste ihre Spezialitäten wie die beliebte Friesen-Bruch-Torte, die Schoko-Eierlikör-Torte oder den Käsekuchen mit Mandarinchen, in der alten Kate genießen. Bei Kälte schmeißt Uwe Türpe den Kaminofen an. Richtig gemütlich ist das dann, aber am schönsten ist es auf der Wiese im Garten. Da gibt es frei laufende Hühner, eine Weide mit Esel und Pony für Kinder. Auch ein frei laufender Hase gehört mit zum Hof. Eltern können meistens tatsächlich in Ruhe ihren Kuchen essen.
Aber Vorsicht: Die Portionen sind mächtig. Das Stück Apfelstrudel (sehr zu empfehlen) ist für manche kaum zu schaffen und soll laut Experten sogar besser sein als sein Pendant aus Österreich. Judy hat es eben drauf. Dabei ist die 39-Jährige, die ursprünglich aus Münster in Nordrhein-Westfalen kommt, keine gelernte Konditorin. Backen ist die große Leidenschaft der Mutter von drei Jungs (der vierte Kleine ist unterwegs, ihr Mann hat noch einen Sohn aus erster Ehe). Von Mai bis Oktober geht die Saison, vor allem am Abend, wenn die Jungs im Bett liegen, steht sie in der Küche und backt. „Gerade die Torten müssen über Nacht stehen.“
Eine Waage braucht sie dafür schon lange nicht mehr. Dafür ist sie viel zu erfahren und backt aus dem Bauch heraus. Zwischen 3500 und 4500 Eier verbraucht sie im Jahr, ohne Küchenmaschine. Sie macht alles per Hand. „Ich könnte auch mitten in der Nacht im Halbschlaf aufstehen und backen“, sagt sie und lacht. Ihr Lieblingskuchen? „Im Moment Mandarine-Schmand.“ Wenn das Paar mal einen Tag freihat, geht es mit dem VW Bus und den Jungs hinaus nach Friedrichstadt. „Bleiben wir auf dem Hof, dann kommen doch Gäste, und wir müssen arbeiten“, sagt Uwe Türpe.
Richardshof Café, Wittendüner Allee 84, St. Peter-Ording, Tel. 04863 70 32 20, E-Mail: cafe@richardshof.de
2. Koog Café
Jeder kennt es, viele haben dort schon auf dem Weg an den Strand angehalten: Das Koog Café mit dem dazugehörigen Hofladen liegt wie der Richardshof auf direktem Weg nach St. Peter-Ording von der A 23 kommend. Und es lohnt sich, dort anzuhalten. Mit Kohl fing alles an, das ist in dieser Gegend nichts Ungewöhnliches. Vor 25 Jahren hat der Bruder von Berit und Martin seinen Hofladen eröffnet, zehn Jahre später zog Berit mit ihrem Café nach und bekam dabei Hilfe von ihrem Bruder Martin Wilkens. Der steht an diesem Tag hinter der Kuchentheke und bedient die Gäste in dem gemütlichen Ambiente der ehemaligen Schmiede vom Wesselburener Koog.
Nach Stationen in Hamburg sind die Geschwister Berit und Martin zurück in die Heimat gekommen. „Oma Lieselotte hatte die Idee zu dem Café“, erzählt Martin Wilkens. Die Torten und der Kuchen sind selbstverständlich hausgemacht – ohne Gelatine, ohne Farbstoffe, ohne Geschmacksverstärker. Mehr als 45 verschiedene Kuchen- und Tortensorten haben die beiden im Sortiment.
Der Klassiker ist die Pharisäer-Baiser-Torte, überhaupt jegliche Torten mit Baiser sowie der Zitronen- und Mohn-Pflaumenkuchen vom Blech. Die Abendblatt-Redakteure testen den Rhabarber-Baiser-Kuchen und sind begeistert. Wer vor dem Kuchen noch etwas Herzhaftes möchte, kann auf hausgemachte Suppen oder Gemüsequiche ausweichen. Drinnen wärmt an kalten Tagen ein dänischer Ofen den Raum, im Sommer können die Gäste fernab der Straße hinter der Schmiede im Garten sitzen, windgeschützt in Strandkörben.
Koog Café, Dammstraße 20, Wesselburenerkoog, Tel. 04833 425885, Infos: www.koog-cafe.de
3. Café Schweizer Haus
Bei einer Umfrage unter ortskundigen Kollegen nach gutem Kuchen bei St. Peter-Ording schlug Kollegin Sabine vor: das Café Schweizer Haus. Und als ausgesprochene Kuchenkennerin beweist sie damit guten Geschmack. Die Eierlikörtorte mit Rum und Kirschen ist wohl ein Grund für den Erfolg des Cafés. Nicht nur diese ist so besonders, sondern auch die Lage. Das Schweizer Haus gehört zum Hochdorfer Garten. Der gilt als ein bedeutendes Gartendenkmal der bäuerlichen Gartenkultur in Schleswig-Holstein.
Neben dem Husumer Schlossgarten und dem Künstlergarten von Ada und Emil Nolde in Seebüll ist er der wertvollste nordfriesische Garten. Noch vor 1873 erfolgt der Bau des Schweizer Hauses als Sommerhaus, das letzte erhaltene Beispiel seiner Art im Lande.
Doch zurück zu Kuchen und Torten: Die Stücke sind hier gewaltig, also genügend Appetit mitbringen! 25 Torten sind im Sortiment, und je nach Saison kommen Obstkuchen und -torten dazu. Pächter und Koch Slawomir Musiolik sorgt für die herzhaften Leckereien. Süßes oder Herzhaftes können die Gäste drinnen oder draußen in dem schönen Garten genießen.
Galerie-Café Schweizer Haus, Düsternbrook 10, Tating, Tel. 04862 20 19 681. Infos: www.schweizerhaus-tating.de
4. Meersatt Café und Bar
Zuckerbäckerin Nicole versucht immer, etwas Abwechslung in die Kuchen- und Tortenauswahl zu bringen. Es werden wohl zwischen 30 bis 40 verschiedene Leckereien sein. Pro Tag haben Nicole und Fabian Rosinus fünf Kuchen in der Vitrine. „Natürlich haben wir auch viele, die man sehr häufig wiederfindet. So viel saisonal wie geht. Von Erdbeeren in der Erdbeertrümmertorte bis zu Kürbiskäsekuchen in der späteren Jahreszeit“, sagt Fabian Rosinus.
Das Café Meersatt liegt in St. Peter-Ording am Böhler Deich, etwas abseits vom Trubel samt Außenterrasse und Meerblick. Absolute Renner sind die Cappuccino-Torte, Blaubeer-Mascarpone und alles mit Apfel. Auch „Nicis Friesentorte“ mit drei Böden ist extrem beliebt sowie die vegane Schokotarte. „Wir haben auch häufig Pasteis de Nata da, die dann recht schnell wieder weg sind. Waffeln sind auch selbst gemacht und gehen immer sehr gut. Meist mit Vanilleeis, heißen Kirschen und Sahne“, so Fabian Rosinus.
Dass Nicole erst seit eineinhalb Jahren beruflich backt, ist bei diesen Meisterwerken kaum zu glauben. Für das Leben am Meer und ihren Traum von Kaffee und Kuchen sind die beiden von Hamburg nach St. Peter-Ording gezogen und haben inmitten der Pandemie im April 2021 das Café eröffnet.
Meersatt, Eiderweg 1 in St. Peter-Ording, Tel. 04863 42 61, Infos: www.meersatt.de
5. Café Herrenhaus Hoyerswort,
Oldenswort
Schlemmen im Adelsambiente – das bietet das Herrenhaus Hoyerswort. Denn es hat an der Westküste ein Alleinstellungsmerkmal: Der Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert ist ein ehemaliger Adelssitz. Neben dem Café gibt es auch ein Museum, eine Töpferei und seit vergangenem Jahr auch ein Restaurant im nebenstehenden reetgedeckten Haubarg, die Brasserie Hoyerswort. Café-Besucher können auch gern die Anlage besichtigen.
Der Keramikkünstler Alfred Jordy hat hier seine Werkstatt, und er ist auch derjenige, der backt. Lebensgefährtin Brigitte Jürgensen und Tochter Kerstin führen das Café. Im Tortenschrank werden standardmäßig vier Torten angeboten: Schmandtorte mit Mandarinen und einem Boden aus Dinkelvollkornmehl, Trümmertorte mit Himbeer-Sahne-Füllung, ebenfalls mit Dinkelvollkornmehl gebacken, Pfirsich-Sahne-Torte mit Maisgrieß und, und, und.
„Grundsätzlich verwenden wir Dinkelvollkornmehl, Maisgrieß oder Nussmehl und weniger Zucker als andere, und wir bieten große Stücke an“, sagt Herr Jordy. Aus den Torten mit 27 Zentimeter Durchmesser werden zehn Stück geschnitten.
Café Herrenhaus Hoyerwort, Kotzenbüller Chaussee 2, Oldenswort, Tel. 04864 203 98 38, Infos: www.hoyerswort.de
6. Café Hafenblick in Tönning
Wie der Name schon sagt: Das Café liegt direkt am Tönninger Hafen. Früher hat der Opa von Betreiberin Nina Jaber hier sein eigenes Eis produziert und es aus dem Eiswagen heraus im Ort verkauft. Auf dem Kuchen- und Tortenprogramm stehen unter anderem Friesentorte, Trümmertorte, Schwarzwälder Kirschtorte, Schokoladen-Sahne-Torte, Käsesahnetorte, Erdbeer-Sahne-Torte, Käsekuchen, Apfelkuchen und Pflaumenkuchen oder Rhabarber-Baiser-Kuchen vom Blech.
Außerdem frisch gebackene Crèpes, Waffeln und Bubblewaffeln. Bekannt ist das Café auch für die Riesen-windbeutel. Übrigens macht Nina Jaber das Eis wie ihr Großvater schon immer noch selbst.
Café Hafenblick, Am Hafen 36-37, Tönning. Tel. 04861 1533. Infos: www.cafehafenblick.de
7. Blumenhaus-Café in Friedrichstadt
Ein Ausflug in die Grachtenstadt Friedrichstadt, die so sehr an Holland erinnert, ist ohnehin ein Muss und lässt sich mit einem Cafébesuch perfekt verbinden. Das Blumenhaus-Café ist der Tipp einer Abendblatt-Leserin Sigrid Nettesheim. Sie schätzt die Kaffeespezialitäten aus Wien. „Hier liebe ich momentan besonders den Eiscafé, der mit Softeis in separaten Gläsern zum Selbermischen apart mit Sahne serviert wird.“
Inhaberin Christin Hinrichsen backt die leckeren Torten jeden Morgen selbst. Im Frühjahr ist besonders die Erdbeeren-Trümmer-Torte mit Baiser extrem lecker. Außerdem auf dem Programm je nach Saison: Apfel-Schmand, Bienenstich, Stachelbeertorte, Walnuss-Birnentorte und frische Waffeln. Derzeit ist besonders die Erdbeeren-Trümmer-Torte mit Baiser extrem lecker. Und dann gibt es je nach Saison z.B. noch Apfel-Schmand, Bienenstich, Stachelbeertorte, Walnuss-Birnentorte und frische Waffeln.
Prinzenstraße 25 in Friedrichstadt. Infos: www.blumenhaus-cafe.friedrichstadt.sh
8. Dom Café Meldorf
Ein Bummel durch die Alstadt Meldorfs lohnt sich ohnehin, noch lohnender wird es, wenn man einen Stopp im Dom Café am Marktplatz gegenüber dem Meldorfer Dom einlegt. Das Café in dem 200 Jahre alten Giebelhaus ist dank der auffallend blauen Eingangstür nicht zu verfehlen. Hier taucht man ein bisschen in eine andere Welt ein. In eine sehr leckere andere Welt.
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Die Kuchen und Torten backt Sarah Dreier nach alten Familienrezepten – vom klassischen Käsekuchen bis zur Friesenschnitte und je nach Saison Obsttorten. Groß ist auch die Auswahl an selbst gebackenen Keksen, die man in Tüten mit nach Hause nehmen kann. Bei schönem Wetter können die Gäste direkt auf dem Marktplatz sitzen – oder etwas ruhiger im hauseigenen Rosengarten.
Dom Café Meldorf, Südermarkt 4, Meldorf. Tel. 04832 3444, Infos: www.domcafemeldorf.de