Lüneburg. Gastronomen wollen Lokal behutsam modernisieren. Einer der Hamburger wird einen weiteren Betrieb in der Region übernehmen.
In der Lüneburger Gastronomie-Szene steht eine Veränderung an. Drei Hamburger Gastronomen übernehmen zum 1. Mai das traditionsreiche Gasthaus „Krone“ an der Heiligengeiststraße. Marc Altenburger, Thomas Jankowski und Tim Becker führen bereits gemeinsam die Astra-Brauerei auf St. Pauli, Sierichs Biergarten im Stadtpark und das Deli-Lokal „Bastion“ in der Hamburger Innenstadt. Angefangen hatten sie 2015 mit einem Foodtruck, ihrem „Meat-Wagen“.
Die gesammelten Erfahrungen wollen die drei nun in der Lüneburger „Krone“ zusammenführen. Das Gasthaus kann auf eine Geschichte bis 1485 zurückblicken. Marc Altenburger (48) wird als Mann vor Ort gemeinsam mit Thomas Jankowski (42), über den der Kontakt zum bisherigen Betreiber zustande kam, das operative Geschäft führen. Tim Becker (41) ist zunächst vor allem für die Strategie und behutsame Modernisierung des Betriebs zuständig.
Gastronomie: Die Lüneburger „Krone“ soll in Zukunft mehr jüngere Gäste anziehen
„Wir wollen die „Krone“ zu einem Ort machen, an dem sich auch jüngere Leute treffen. Wir denken an Events, wie ein Pub Quiz oder eine Bingo Night“, sagt Becker. Solche neuen Formate haben sie schon in der Astra-Brauerei erprobt. Der Blick auf die jüngere Generation solle die bisherigen Kunden nicht ausschließen, betont der Gastronom. „Wir wollen niemanden vertreiben, sondern neue Gäste hinzugewinnen.“
Große Veränderungen streben die neuen Betreiber ausdrücklich nicht an, die Einrichtung und auch die Ausrichtung des Gasthauses soll weitgehend erhalten bleiben. „Am Interieur werden wir nicht groß was ändern“, sagt Becker. „Aber wir wollen ein neues Veranstaltungsprogramm aufstellen und die bisher sehr klassische Speisekarte mit kleinen Ergänzungen stärker an den Zeitgeist heranführen.“ Als Beispiel für die angedachten modernen Einschläge nennt Becker Burrata zum Salat und regionale Fleischangebote.
Gastronom sieht Potenzial in Lüneburg für modernisiertes Konzept
Er ist überzeugt, dass die Nachfrage nach einer solchen Gastronomie in Lüneburg vorhanden ist, auch wenn die neuen Angebote teilweise mit höheren Preise verbunden sein werden. „Die Bevölkerung in der Stadt wächst, auch der Wohnraum wird teurer“, sagt Becker, der die Stadt noch aus seiner Schulzeit am Gymnasium Lüneburger Heide in Melbeck kennt. „Die Klientel, die Freude daran hat, für gutes Essen auch etwas mehr Geld auszugeben, ist auf jeden Fall vorhanden.“
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Der derzeitige Restaurantbetreiber Lutz Stoffregen, der die „Krone“ in den vergangenen 18 Jahren geführt hatte, zieht sich zurück. Er werde erst einmal mit der Gastronomie aufhören, sagt der 60-Jährige. „Alles hat seine Zeit. Und ich gebe jetzt das Steuerrad aus der Hand.“ Als Experte für das jahrhundertealte Gebäude wird er jedoch weiterhin zur Verfügung stehen. Und auch seinen Stammtisch im Haus wird der Lüneburger weiterhin jeden Montag besuchen.
Bisheriger Betreiber übergibt das Gasthaus zum 1. Mai
Die Übergabe an die neuen Betreiber fühle sich richtig an, sagt Stoffregen, der Jankowski und Altenburger noch von seiner Zeit in der Hamburger Restaurantkneipe „Herzblut“ kennt. „Ich habe ein gutes Gefühl bei den dreien.“ Vor knapp einem Jahr hatten sich die Gastronomen zum ersten Mal zusammengesetzt. In wenigen Tagen ist der Deal abgeschlossen, dann beginnt in der „Krone“ in weiteres Kapitel seiner bewegten Geschichte.
Das heutige „Bier- und Event-Haus“ fußt auf einer mehr als 500 Jahren alten Braustätte, zum Gebäudeensemble gehört auch ein Brauereimuseum. Seit 2001 wird hier allerdings kein Bier mehr gebraut. Nachdem die Brauerei in den 1970er-Jahren von Holsten übernommen worden war, gab es zunächst noch Krone-Bier, später wurde aus Hamburg geliefert. So erzählt es Tim Becker. Die künftigen Betreiber würden grundsätzlich gern wieder Bier made in Lüneburg anbieten. Das sei jedoch nicht so einfach möglich, sagt Becker. Denn die Holsten Brauerei habe einst festgeschrieben, dass in dem historischen Gemäuern nur Bier aus ihrem Hause ausgeschenkt werden darf. Das bremst das Hamburger Trio etwas aus, die drei sind jedoch zuversichtlich, dass auch dafür eine Lösung gefunden werde. Möglicherweise könnte es ein gemeinsam hergestelltes Bier aus der Astra-Brauerei geben.
Tim Becker will Gastronomie im „Hundertjährigen“ in Hittfeld 2023 eröffnen
Einer der drei umtriebigen Gastronomen verfolgt zudem ein weiteres Projekt in der Region. Tim Becker hatte im November angekündigt, das seit Jahren leerstehende Gasthaus „Zum Hundertjährigen“ in Hittfeld zu übernehmen. Auch wenn in Seevetal angesichts bisher kaum sichtbarer Veränderungen manch einer Zweifel hat, dass es mit der Neubelebung vorangeht – Tim Becker versichert: „Es läuft.“ Die Gewerke für die Sanierung des Gebäudes seien beauftragt, die Arbeiten müssten bald starten. Zwar könne die Straße erst später als geplant verschoben werden, dafür sei die Sanierung des „Hundertjährigen“ vorgezogen worden. Wann es dort wieder die berühmten Bratkartoffeln gibt? „Ich hoffe auf eine Eröffnung im Frühjahr 2023.“