Sylt. Stella Kinne ist vom Sylter Naturparadies fasziniert und nennt zwei „magische Orte“, an denen sie sich besonders gerne aufhält.

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Natur pur. Das Wattenmeer liegt Stella Kinne sozusagen zu Füßen, wenn sie aus dem Fenster in der ersten Etage des Besprechungsraums im Sylt Museum in Keitum schaut, das vom Verein Sölring Foriining betrieben wird. Das historische Kapitänshaus unter Reet, erbaut 1759, gehört zu den schönsten Gebäuden auf der Insel.

Und die 23-Jährige nutzt den Konferenzraum, um hier am Laptop zu arbeiten oder Telefonate zu führen. Aber eigentlich ist Kinne meist an der frischen Luft. Das bringt ihr Job so mit sich. „Ich bin die erste Naturschutzbotschafterin der Sylter Naturschutzvereine und bin sozusagen das Bindeglied zwischen den Institutionen und der Öffentlichkeit“, erzählt Stella Kinne, die jetzt zu Gast war im Sylt-Podcast des Hamburger Abendblatts.

Sylt: Kinne konzentrierte sich auf Natur

Ein Paradies für Naturliebhaber: Auf diesem Foto ist der Leuchtturm List Ost auf der Sylter Halbinsel Ellenbogen zu sehen, die der nördlichste Punkt Deutschlands ist.
Ein Paradies für Naturliebhaber: Auf diesem Foto ist der Leuchtturm List Ost auf der Sylter Halbinsel Ellenbogen zu sehen, die der nördlichste Punkt Deutschlands ist. © picture alliance / imageBROKER | Alexander Schnurer

Auf die Insel war sie im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes gekommen, hatte sich bei der Schutzstation Wattenmeer in Rantum beworben. Zuvor hatte Stella Kinne ihr Studium der Buchwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz mit einem Bachelor of Arts abgeschlossen.

„Als ich im März 2020 begonnen habe, wurde die Insel wegen Corona für die Touristen geschlossen und damit fiel auch eine meiner Hauptaufgaben, Führungen mit Gästen zu machen, weg. Deshalb habe ich mich dann ganz auf die Natur konzen­trieren können und mich in diese unglaubliche Vielfalt an Vögeln und Pflanzen auf der Insel verliebt.“

Die Stelle wird von einer Umweltlotterie mitfinanziert

Und für Stella Kinne stand schnell fest, dass sie länger auf Sylt bleiben wird, um etwas zu bewegen. „Bei verschiedenen Projekten der Vereine war ich teilweise seit Beginn dabei und habe gesehen, dass es hier im Bereich Naturschutz ein großes Potenzial gibt.“ Die Idee für eine Naturschutzbotschafterin war geboren. Aber nun musste noch jemand die Finanzierung übernehmen. „Wir haben einen Antrag bei der Bingo Umweltlotterie gestellt und hatten Erfolg. 75 Prozent der Stelle werden durch die Umweltlotterie finanziert, der Rest durch Spenden.“

Seit Juni vergangenen Jahres ist Stella Kinne jetzt Naturschutzbotschafterin, und vor allem das Strandinselprojekt liegt ihr sehr am Herzen. „Wir haben Schutzzonen am Strand eingerichtet, die durch Pflöcke markiert werden. In diesen Zonen können die Brutvögel in Ruhe brüten und Strandpflanzen wachsen. Solche geschützten Gebiete sind so wichtig, weil die Strände so schmal sind und eigentlich keine Abschnitte mehr unberührt sind.“

Stella Kinne will Menschen die Natur näherbringen

In ihrer Funktion möchte Stella Kinne vor allem „Aufklärungsarbeit leisten und Gästen wie Insulaner/-innen diese wunderbare Natur näherbringen.“ Auch das Thema Hunde beschäftigt Stella Kinne. „Was viele nicht wissen, es gilt eine Anleinpflicht am Strand, und die Hunde dürfen auch nur an den Hundestränden ausgeführt werden, zur momentanen Brut- und Setzzeit ist das besonders wichtig. Die Brutvögel müssen geschützt werden und auch die Seehundbabys, die im Juni wieder aus der Nordsee an den Strand kommen.“

Ihr Ziel ist: „Wir möchten, dass die Touristen respektvoll mit der Natur umgehen und dabei ihren Urlaub besonders bewusst genießen.“ Nach Ostern wird Stella Kinne auch Führungen zu den Naturschutzprojekten anbieten. Und jeder kann sich einbringen, zum Beispiel bei den „Pflegemaßnahmen für die Heidelandschaft in Kampen, Braderup oder List. Denn ansonsten verbuscht und überaltert dieses Gebiet, was zu einem Rückgang der Pflanzen- und Tiervielfalt führt.“

Kinne startet weiteres Projekt auf Sylt

Sylt ist ein Naturparadies, und Stella Kinne nennt zwei „magische Orte“, an denen sie sich besonders gerne aufhält. Das sind die „Salzwiesen in Rantum und das Morsum Kliff. Ein Erlebnis ist es, dort im Sommer barfuß spazieren zu gehen.“ Auch wenn Stella Kinne jetzt den Frühling genießt, der Norddeutschen macht es auch nichts aus, „dass die Winter hier hart sind und wir oft raues Wetter haben.“ Aufgewachsen ist die Naturschutzbotschafterin in Bad Lauterberg im Harz.

Statt Meer gibt es dort Berge. Auf Sylt fühlt sie sich sehr wohl und hat ein weiteres Projekt gestartet: Gemeinsam mit Franziska Stroh, die im Hotel Benen-Diken-Hof in Keitum als Köchin arbeitet, moderiert sie einen Podcast mit dem Titel Na(h)tur Sylt, der sich mit Themen rund um den Naturschutz auf der Insel beschäftigt. Auch an einem Buch über ihre Tätigkeit auf Sylt schreibt Stella Kinne, die in Westerland lebt und sich bevorzugt mit dem Fahrrad auf der Insel fortbewegt.

Sylt: Stella Kinne will auf der Insel bleiben

Und was hat sie sich für die Zukunft vorgenommen? „Ich bleibe definitiv auf Sylt.“ Allerdings läuft die Finanzierung für ihren Job als Naturschutzbotschafterin Ende des Jahres aus. „Ich habe natürlich den Wunsch, dass ich hier weitermachen kann und dass die Stelle von einer Stiftung finanziert wird oder auch wie auf der Insel Amrum vom Land Schleswig-Holstein.“