Eckernförde. Interesse an der Stadt wird immer größer – das zeigen auch die Quadratmeterkosten. Wie die Stadt eine “Syltisierung“ vermeiden will.
Das große Interesse an Ostsee- und Schleiregion lässt auch in Eckernförde die Preise steigen. Kostete der Quadratmeter Wohnraum in Wassernähe vor zehn Jahren noch etwa 5000 Euro, werden jetzt im Schnitt 10.000 Euro für die begehrten Lagen verlangt. Damit haben sich die Preise verdoppelt, sagt Jörg Sibbel, Bürgermeister der Stadt.
Auch in herkömmlichen Wohngebieten ohne Wasserblick würde heute ein Einfamilienhaus locker 650.000 Euro kosten. Vor zehn Jahren waren es noch 300.000 Euro. „Das Interesse an Immobilien bei uns hier in Eckernförde ist gigantisch“, so Sibbel. Angebotene Immobilien, ob zum Kauf oder zur Miete, seien eigentlich immer innerhalb weniger Tage wieder vom Markt.
Ostsee- und Schleiregion: Eckernförde sehr attraktiv
„Diese Entwicklung hat bei uns viel früher als bei anderen Orten in der Umgebung eingesetzt“, sagt Sibbel. Seit 20 Jahren würde die Stadt Schritt für Schritt weiterentwickelt und attraktiver gemacht. In der Innenstadt gebe es bis heute keinen Leerstand, auch nach Corona nicht. „Hierher kommen die Menschen aus der ganzen Region zum Einkaufen.“ Dazu käme eine neu gestaltete Hafenpromenade und die Strandpromenade. Eckernförde biete mehr als viele kleine andere Orte am Wasser, eine echte Urbanität, dazu Kultur. „Und dennoch haben wir hier den Urlaubscharakter mit unserer Eckernförder Bucht.“
Von einem großen Interesse an Immobilien in Eckernförde berichtet auch Robert Rothböck, Immobilienmakler bei dem Unternehmen von Poll. „Die Nachfrage ist ja überall hoch. Hier in Eckernförde kommt allerdings noch der hohe Freizeitwert und eine sehr gute Infrastruktur hinzu, wie etwa die Anbindung durch die Bahn“, sagt er. „Das macht den Standort besonders interessant.“
Stadt hat sich zu ihrem Vorteil entwickelt
Die Stadt habe sich in den vergangenen Jahren sehr zu ihrem Vorteil entwickelt, das zeige auch das steigende Interesse. „Andere Orte haben diesen Moment verschlafen und versuchen nun, das alles nachzuholen. Da ist Eckernförde wirklich weit vorn.“ Viele Menschen würden die Gegend in ihren Urlauben entdecken und später dann zurückkehren und sich hier niederlassen wollen.
Schon seit Jahren ziehe es deshalb gerade gut situierte Männer und Frauen im Rentenalter in die Kleinstadt an der Ostsee, berichten die beiden Männer. Sibbel freut die Attraktivität für diese Generation, sie gibt ihm aber auch zu denken. „Bei uns zeigt sich der demografische Wandel dann schneller als anderswo.“
Stadt muss für junge Menschen attraktiv bleiben
Außerdem habe es Auswirkungen auf die Infrastruktur einer Stadt. „Wir müssen aufpassen, dass wir die Schulen und Kitas ausgelastet bekommen. Dass wir schlicht gesagt für junge Familien attraktiv bleiben und eher noch attraktiver werden.“ Dazu würden auch gastronomische Angebote für jüngere Leute gehören, „und nicht nur überall die gutbürgerliche Küche“. Kurz gesagt, man habe die Entwicklung genau im Blick, so Sibbel. „Und sie bereitet uns durchaus Kopfzerbrechen.“
Die Entwicklung spiegelt sich auch bei den Immobilienkäufen der Stadt wider. Ein Drittel der Transaktionen würde von Menschen aus der Stadt selbst getätigt. Ein Drittel von Männern und Frauen aus dem erweiterten Umland. „Und ein Drittel sind Käufer aus den anderen Bundesländern.“ Mit diesem Mix könne man in der Stadtverwaltung gut leben, sagt Sibbel. Schließlich sei es das Ziel, eine gesunde Mischung aus einheimischen und auswärtigen Käufern zu erreichen. „Die Stadt hat locker das Potenzial zur Syltisierung, das wollen wir aber auf gar keinen Fall“, so der Bürgermeister weiter.
Stadt will bezahlbaren Wohnraum schaffen
Auch deshalb sind für neue Wohngebiete städtische Vergaberichtlinien ausgearbeitet worden. Für Bewerber würde dann ein Punktesystem erstellt, in Absprache mit der Stadt. „Menschen mit Kindern und solche aus Eckernförde selbst haben dann bessere Chancen, an eines der Objekte zu kommen, als Auswärtige.“ Außerdem habe Eckernförde ein genossenschaftlich organisiertes Wohnungsbauunternehmen, die GWU, die 3000 Wohnungen unterhalte, 2200 davon im Stadtgebiet. „Mithilfe dieser GWU können wir als Stadt auch Wohnungsbaupolitik betreiben, also bezahlbaren Wohnraum für die Menschen zur Verfügung stellen.“
Immobilienmakler Rothböck sieht das naturgemäß etwas entspannter. „Natürlich sorgen die Kapitalanleger mit Geld für eine gewisse Verknappung beim Angebot“, sagt er. „Die Traumlagen konnten auch vor vielen Jahren meist nur von Auswärtigen bezahlt werden. In Städten wie Berlin, Düsseldorf oder Hamburg ist einfach mehr Geld vorhanden“, so der Experte.
Baukosten bei 3500 Euro pro Quadratmeter
Betont aber, dass das in Eckernförde bisher wirklich nur bei den absoluten Eins-a-Lagen so sei.“ 10.000 Euro pro Quadratmeter seien hier nicht die Regel, sondern noch eher die Ausnahme. Durchschnittlich würden in Eckernförde derzeit zwischen 3500 und 6500 Euro bezahlt, so seine Erfahrung. „Dabei muss man aber bedenken, dass die Baukosten derzeit schon bei 3500 Euro pro Quadratmeter liegen. Wenn man dann dazu noch die Kosten für Grundstück und Erschließung rechnet, dann kommt ja schon ohne jeglichen Gewinn etwas zusammen.“
Corona habe besonders die Nachfrage nach großen Grundstücken noch einmal steigen lassen, so Rothböck. „Die Menschen haben durch das Homeoffice erfahren, dass der Standort ihrer Wohnung oder ihres Hauses nicht mehr ganz so entscheidend ist.“ Wenn dann noch ein schnelles Glasfaserkabel zur Verfügung stehe, dann ziehe es gerade jetzt viele Menschen raus aufs Land. „Insgesamt konzentrieren die Menschen sich seit zwei Jahren mehr auf Deutschland. Der Krieg in der Ukraine hat das noch einmal verschärft.“
Baugrundstücke im Stadtgebiet begrenzt
Doch dieses Interesse bereitet einer Stadt wie Eckernförde durchaus Probleme. Die möglichen Baugrundstücke im Stadtgebiet sind mittlerweile begrenzt. „Da ist nicht mehr viel Luft drin“ sagt Bürgermeister Sibbel. Deshalb habe man bereits seit Jahren eine enge Kooperation mit den anschließenden Nachbargemeinden, auch im Bereich der Gewerbegebiete. Die Innenverdichtung sei nur noch an wenigen Stellen im Stadtgebiet möglich. „Und an denen führt es nicht selten zu Konflikten, wenn aus einem Einfamilienhaus plötzlich ein Gebäude mit acht Einheiten werden soll.“
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Das Gleiche gelte für die Freigabe von Wohnraum für die Ferienvermietung. „Zum Glück können wir das als Stadt über die Bebauungspläne steuern und machen das jetzt auch.“ Ganze Feriensiedlungen wie beispielsweise in Olpenitz an der Schlei sollen in Eckernförde und Umgebung auf keinen Fall entstehen. „Da passen wir ganz genau auf“, so Bürgermeister Sibbel.
Ostsee- und Schleiregion: „Weniger ist mehr“
Die Stadt habe seit Jahren ein eigenes Tourismuskonzept, das in Abstimmung mit den Bürgern permanent weiterentwickelt werde. „Und das ist gut so.“ „Weniger ist mehr“, sei das Motto in Eckernförde im Bereich Tourismus. Das heiße nicht zu viel touristisches Wohnen, dafür lieber wertige Angebote, so Sibbel. Schließlich sei Eckernförde besonders stark im Bereich des Tagestourismus, von dem auch der Einzelhandel und die Gastronomie profitieren. „Und das wollen wir erst einmal auch bleiben.“