Westerland. Ausgerechnet auf Sylt werden etwa Küchenhilfen und Kellner laut Arbeitsagentur schlechter bezahlt. Doch so simpel ist es nicht.
Wer auf Jobsuche ist, dürfte beim Stichwort Sylt schnell hellhörig werden. Von der Küchenhilfe über den Barkeeper bis zum Restaurantleiter – Stellenanzeigen auf der Nordseeinsel gibt es reichlich. Nicht nur in der Gastronomie ist der Bedarf an Arbeitskräften groß. Doch für Arbeitnehmer ist ausgerechnet die bei Wohlhabenden und Promis beliebte Insel offenbar kein Traumziel mehr. Was auch daran liegen könnte, dass die Bezahlung dort niedriger ausfallen soll als auf dem Festland.
Eine im Januar veröffentlichte Auswertung der Bundesagentur für Arbeit zeigt, dass das mittlere Monatseinkommen auf Sylt mit 2617 Euro um 317 Euro geringer ist als auf dem nordfriesischen Festland. Die Verteilung ist auch bei unterschiedlicher Qualifikation ähnlich. Demnach verdienen Helfer, Fachkräfte, Spezialisten und auch Experten im Landkreis Norfriesland mehr Geld als auf der beliebten Urlaubsinsel. Zuerst hatte die Sylter Rundschau darüber berichtet.
Sylt: Viele Arbeitskräfte erhalten nur Mindestlohn
„Bei den Werten handelt es sich um das Medianeinkommen. Da es auf Sylt viele Arbeitskräfte gibt, die nur Mindestlohn erhalten, fallen die Zahlen entsprechend gering aus“, erklärt Sandra Fogel, Leiterin der Arbeitsagentur Westerland, und fügt an: „Einige Arbeitnehmer, wie zum Beispiel Handwerker, sind bei einem Betrieb angestellt, der sich außerhalb der Insel befindet, und wohnen selbst auch auf dem Festland.“
Auf Arbeitgeberseite reagierte man mit Skepsis auf die Aussagekraft der dargestellten Zahlen. „Wir werden diese Werte prüfen und können deshalb nicht viel darüber sagen. Klar ist aber, dass wir gerne einen Branchenvergleich hätten. Bei dieser Untersuchung ist ja alles in einen Topf geworfen worden“, sagt Dirk Erdmann, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) auf Sylt.
Arbeitsagentur auf Sylt: "Nachfrage wird sich verschärfen"
„Ich wäre sehr überrascht, wenn diese Werte stimmen sollten“, äußerte Gastronom Pius Regli, der das Manne Pahl in Kampen betreibt. Hotelier Marc Hoffmann gibt zu Bedenken, dass „die Angestellten auf Sylt durch die höheren Lebens- und Wohnraumkosten auf höhere Einkommen angewiesen“ seien. Der Direktor des Sylter A-Rosa-Hotels betonte außerdem, dass günstige Personalwohnungen ein hilfreiches Argument seien, um Mitarbeiter auf die Insel zu holen.
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Dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt entspannen könnte, ist derweil nicht zu erwarten, sagt Sandra Fogel: „Die Nachfrage nach Arbeitskräften wird sich verschärfen, da viele Beschäftigte in absehbarer Zeit in Rente gehen werden. Der demografische Wandel ist ein Problem, das unabhängig von der Pandemie besteht. Ohne die vielen ausländischen Arbeitskräfte hätten wir bereits jetzt große Schwierigkeiten.“