Schleswig-Holstein. Durch den Sport bekam er ein Gefühl dafür, wie der Mensch die Umwelt verändert. Jetzt setzt er sich für saubere Meere ein.

Es gab Zeiten, da legte Mario Rodwald im Jahr 15 Langstreckenflüge zurück, weil er weltweit als Kitesurfer an Wettkämpfen teilnahm. Mittlerweile hat der dreimalige Kite-Europameister und achtfache Deutscher Meister aus Kiel die Flugmeilen stark reduziert und setzt sich für die Umwelt und für den Schutz der Meere ein – unter anderem gründete er eine Firma, die nachhaltige Boards entwickelt und produziert.

Und er begeistert sich für die heimischen Wassersport-Spots: „Wir haben zwischen Bremen und Kopenhagen eines der besten Kite-Reviere weltweit. Im Sommer ist es schwierig, etwas Schöneres zu finden. Man muss dafür nicht in die weite Welt fliegen.“ Ost- und Nordsee bieten perfekte Wassersportmöglichkeiten.

Nord- und Ostsee: Kitesurfer Mario Rodwald kämpft für Meere

Mit zehn Jahren hat er das Kitesurfen für sich entdeckt, mit zwölf ist der gebürtige Rendsburger seinen ersten Wettkampf, mit 15 Jahren seinen ersten Worldcup gefahren. Die Eltern waren begeisterte Windsurfer und haben die Leidenschaft dafür ihrem Sohn und ihrer Tochter mitgegeben. Die Faszination am Kiten beschreibt Mario so: „Dieser Sport ist super vielseitig. Du kannst 20 bis 25 Meter hochspringen, das ist wie Fliegen und ein irres Gefühl.“ Er hat die „krassesten“ Moves geübt, verschiedene Manöver und Tricks gelernt. „Den Körper an sein Limit bringen und dazu dieses tolle Naturerlebnis“ ist es, was den Reiz an diesem Wassersport ausmacht.

Bis zu einer schweren Knieverletzung ging das jahrelang so auf höchstem Wettkampfniveau. Wasser, Wind und Wellen bleiben aber auch als Hobby-Kiter sein Element. Er war im Eismeer vor Island kiten, in Norwegen genauso wie in Südafrika mit Tafelbergkulisse und schwärmt doch von der Nord- und Ostseeküste in Deutschland. „Auf Sylt bei Windstärke sechs bis sieben aus West, dann klatschen auch die Profis aus Hawaii oder Brasilien auf den Strand und haben zu kämpfen“, sagt er und lacht. Zwei- bis dreimal in der Woche geht es hinaus auf die Nord- oder Ostsee, auch im Winter.

Auf Sylt haben es auch Profis aus Brasilien schwer

Im Sommer vier- bis sechsmal. „Die Neoprenanzüge sind so gut, dass du auch im Winter Wassersport betreiben kannst.“ Statt mit dem Flieger setzt er sich in seinen Elektroflitzer oder ins Wohnmobil und fährt zum Kiten nach Dänemark, Fehmarn oder in die Perlebucht nach Büsum. „Früher war ich in Büsum allein, jetzt sind dort 20 Leute am Wochenende. Da kann ich nur in der Woche hin.“

Perlebucht, Sylt, St. Peter-Ording – jeder Spot habe seine Vorzüge. Weißenhäuser Strand, Heidkate, sein Homespot Heikendorf nur fünf Minuten von seiner Wohnung entfernt oder Dahme nördlich von Timmendorfer Strand: Je nach Wind, Wellen und ob er klassisch kitet oder mit dem Foil unterwegs ist, haben Nord- und Ostsee die richtigen Bedingungen. „Ein Foil ist wie eine Kufe unterm Board, das ist super effizient, man braucht weniger Wind, und sie sind viel schneller. Bei Leichtwind ist das super cool.“ Kitesurfen, Wingfoilen, Surffoilen, Wellenreiten – Mario übt alle diese Sportarten aus.

Mit Stand-up-Paddle-Board und Kite: 700 Kilometer in acht Tagen

Seit 2018 verbindet der studierte Betriebswirtschaftler Hobby und Beruf und hat seine eigene Firma gegründet: „Koldshapes“ stellt nachhaltige Boards und Foils her. Mario Rodwald lässt in der Europäischen Union produzieren und verwendet statt Plastik Pappe, Holz oder Papier als Verpackung. Die Foils und Boards sind aus recyceltem Carbon, Flachsfasern und haben einen Holzkern, und statt wie üblich jedes Jahr neue Boards und Foils herauszubringen, haben seine Materialien einen Zyklus von drei bis vier Jahren. Die meisten seiner Kunden kommen aus Hamburg, aber auch aus Skandinavien, Österreich oder der Schweiz.

Das ist sein Beitrag gegen die Klimakrise, abgesehen von diversen Kooperationen, bei denen es immer um den Schutz der Meere geht – er beteiligt sich an Strandsäuberungen, auch in Zusammenarbeit zum Beispiel mit dem Beachmotel in St. Peter-Ording oder der Bretterbude. Er hat mit seinem Freund Michael Walther Schleswig-Holstein emissionsfrei mit dem Stand-up-Paddle-Board und dem Kite auf dem Wasser umrundet und dabei 700 Kilometer in acht Tagen geschafft. Sie wollen so auf die Vermüllung der Meere und auf den Klimawandel aufmerksam machen.

Mario Rodwald: „Wir Wassersportler sind Naturschützer“

Denn was er als Surfer zu sehen bekommen hat, ist schockierend. In der Dokumentation „Plastik in jeder Welle“ ist er an verdreckten Küsten in Indonesien gesurft, zwischen Plastikflaschen, Windeln, Spritzen oder Plastiktüten hindurch. „Das war heftig.“ Die Realität sind nicht immer saubere Meere, Palmen und weiße Strände. Egal, wo man hinfährt, sagt er, überall liegt nach einem Sturm Müll an den Stränden. In Thailand, Indonesien sei es extrem dreckig.

„Man bekommt durch das Surfen ein Gefühl dafür, wie der Mensch die Umwelt verändert. Wir Wassersportler sind Naturschützer.“ Und wenn er doch nach Südafrika oder auf die Kanaren fliegt, um seine neuen Materialien zu testen, bemüht er sich, diese Flüge zu kompensieren.