Glücksburg. Tine und Sönke Roß haben sich mit ihrem Ostsee-Hotel Smucke Steed einen Traum erfüllt – und stoßen in eine Angebotslücke.
Smucke Steed haben sie ihr kleines Hotel in Glücksburg unweit der Flensburger Förde an der Ostsee genannt – was auf Plattdeutsch so viel heißt wie „schöner Ort“. Einen schönen Ort haben Tine und Sönke Roß wirklich in dem alten Mädchenpensionat geschaffen. 16 Zimmer groß ist das Boutique-Hotel, wie das Ehepaar es seit einiger Zeit bezeichnen. Und hat damit genau die Größe, mit der die Familie das Hotel noch selbst bewirtschaften kann.
Seit rund sieben Jahren betreiben die gelernten Hotelfachleute die Smucke Steed. Die beiden zurückliegenden Corona-Sommer haben dafür gesorgt, dass die Zimmer über Monate hinweg ausgebucht sind. „Um ehrlich zu sein, sind wir hier und da an unsere Grenzen gekommen“, sagt Tine Roß. Aber sie wolle sich nicht beklagen, ganz im Gegenteil. „Ich bin sehr dankbar über den großen Zuspruch, den wir für unser Hotel bekommen.“
Ostsee: Smucke Steed ist ein Boutique-Hotel in Glücksburg
Die beiden haben mit ihrer Smucken Steed nämlich den Versuch gewagt, ein Hotel in Glücksburg zu eröffnen, das eigentlich von der Größe eher einer Pension entspricht. Die Familie bietet dabei den Service eines gehobenen Hotels – nur dass eben Annehmlichkeiten wie ein großer Wellnessbereich und ein Restaurant fehlen. „Deshalb haben wir uns jahrelang auch die ,kleine feine Pension‘ genannt.“
Nach und nach sei ihnen aber bewusst geworden, dass das Ambiente und der Standard des Hauses nicht zu einer Pension passe. „Zudem sind immer mehr Gäste bei uns gelandet, die gesagt haben, wir hätten fast nicht gebucht, weil ihr eine Pension seid. Dabei bietet ihr alles, was ein Hotel auch hat.“ So hätten sie jetzt entschieden, sich Boutique-Hotel zu nennen.
Smucke Steed ist kein klassisches Ostsee-Hotel
Mit seinem Angebot füllt das Ehepaar in Glücksburg eine Lücke. Insgesamt gibt es in der Region noch verhältnismäßig wenige Hotels, die klassischen Ferienwohnungen unter dem Dach dominieren. Daneben standen in der kleinen Stadt an der Förde bisher die klassischen Hotels wie das Strandhotel, das Intermar oder der Alte Meierhof etwas weiter draußen. „Sicherlich sind wir auch deshalb hier im Ort unglaublich freundlich empfangen worden.“
Vom ersten Jahr an hätten die großen und kleinen Häuser Gäste, die bei ihnen keinen Platz mehr fanden, zu Familie Roß weiterempfohlen. „So waren wir schon im ersten Sommer ausgebucht. Ein absolutes Geschenk.“ Bis heute pflege man untereinander einen guten freundschaftlichen Kontakt. Dabei gibt es in der kleinen Stadt nach wie vor für die steigende Zahl der Touristen nicht genug Unterkünfte. Auch deshalb haben sicherlich die Lodges des Ehepaars Koeppen aus Hamburg unter dem Namen „Glück in Sicht“ direkt am Wasser für viel Aufsehen gesorgt, als sie 2017 hier eröffnet wurden.
Betreiber des Smucke Steed: Von der See in die Hotellerie
Zwischen 130 und 160 Euro kostet in der Smucken Steed eine Nacht im Doppelzimmer. Auch damit liegt die Familie Roß genau im Mittelfeld der Angebote in der Region.
Tine und Sönke Roß sind beide Hotelfachkräfte und lange zur See gefahren. Sie als Kabinensteward, er als Provisionmanager, also Chef des schiffseigenen Lagers. Auf der MS „Europa“ lernten sie sich kennen und lieben. Schnell war dem jungen Paar klar: Wir wollen eines Tages ein eigenes Hotel haben. Lange suchten die beiden nach dem geeigneten Platz – und fanden ihn schließlich oben an der Ostsee, nahe der dänischen Grenze. „Mein Mann ist hier in der Nähe in Westerholz aufgewachsen. Deshalb waren wir viel hier und haben immer wieder festgestellt, dass es doch eigentlich keinen schöneren Ort gibt“, sagt Tine Roß.
Ostsee-Hotel: Skandinavischer Stil trifft ökologische Standards
Allein das geeignete Objekt für ein eigenes kleines Hotel fehlte. „Bei unserer Hochzeit in Glücksburg haben wir dieses Haus eher durch einen Zufall entdeckt.“ Zu dem Zeitpunkt war das Gebäude von 1898 ein Seminarhaus der Diakonie Flensburg. „Ich stand in diesen Räumen und habe einfach nur gedacht: Das ist es. Das ist unser Haus.“
Von der Diakonie übernommen hat das Gebäude dann eine Familie aus dem Ort. „Die konnte und wollte es allerdings nicht selbst betreiben, sondern wollte das Haus im positiven Sinne für die Stadt erhalten.“ Gemeinsam habe man dann das Konzept der Smucken Steed erdacht. Im skandinavischen Stil ist das historische Haus mit seinen 16 Zimmern renoviert und eingerichtet worden, die Materialien und Möbel sind größtenteils nach ökologischen Standards ausgesucht. „Nun haben wir das Privileg, dieses schöne Haus betreiben zu können.“ Ein Umstand, der das Ehepaar Roß bis heute glücklich macht.
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Und der ihnen die Möglichkeit gegeben hat, vor einiger Zeit ein weiteres Projekt zu starten. Die beiden haben zusätzlich den Betrieb des Cafés im Schloss von Glücksburg mit übernommen. Jetzt sind Tine und Sönke Roß nicht nur Hotelliers, sondern auch Cafébetreiber. Neben der Versorgung der drei kleinen Kinder eine durchaus sportliche Aufgabe: „Kräftetechnisch waren wir jetzt zum Ende der zweiten Corona-Saison sicherlich am Limit“, sagt Tine Roß.
Aber nun bricht die ruhigere Zeit an, sei sie sicher. Zumindest in der Woche. Denn auch an den Wochenenden im Winter ist die Smucke Steed ausgebucht. „Wir hatten ehrlich gesagt noch nie einen solch arbeitsreichen Herbst wie diesen.“