Hohwacht. Der kleine Ort wehrt sich hartnäckig gegen einen Investor – man hat ganz andere Pläne für Urlauber.

Ferienwohnungen an der Küste sind beliebt wie nie, viele möchten einen Zweitwohnsitz mit Meeresblick erwerben. Um den Bau weiterer Ferienwohnungen gibt es derzeit in Hohwacht an der Ostsee Diskussionen. Die 900-Einwohner-Gemeinde will den Bau neuer exklusiver Eigentumswohnungen beschränken und hat daher aktuell eine Veränderungssperre verhängt und einen Investor damit zunächst ausgebremst.

Ursprünglich wollte Benjamin Trautmann, Geschäftsführer der Domus Planung und Baubetreuung GmbH, auf einem großen Areal in Hohwacht im Bereich Strandstraße 14 und auf einem gegenüberliegenden Grundstück mindestens 65 Eigentumswohnungen als Ferienunterkünfte bauen, jede Wohnung um die 70 bis 80 Quadratmeter groß, und eventuell einige größere Penthousewohnungen. Die seien derzeit sehr begehrt.

Ostsee: Investor will Strandhotel Hohwacht abreißen

Sechs Millionen Euro hat sein Unternehmen allein für den Kauf der Grundstücke mitsamt der dortigen Immobilien ausgegeben. Die Domus GmbH hat das Strandhotel Hohwacht gekauft sowie die Pension Waterkant, das Haus Wellenschlag sowie das Basalt Hotel mit Restaurant und Lounge. Und der Investor möchte dort noch viel mehr Geld hineinstecken: Geplant ist unter anderem, das Strandhotel abzureißen und dort Eigentumsferienwohnungen zu bauen mit einer 600 Quadratmeter großen Gewerbefläche im Erdgeschoss.

„Dort ist Platz für Gastronomie und Einzelhandel“, so Benjamin Trautmann. Das Haus Waterkant übernimmt der Investor erst 2023 vom derzeitigen Eigentümer. Auch dort sollen Ferienwohnungen entstehen, ebenso soll das Haus Wellenschlag in Ferienwohnungen umgewandelt werden. Das Haus Wellenschlag ist bereits entkernt und dient dem Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei derzeit als Übungsobjekt, für das Basalt gibt es noch keine konkreten Pläne. „Aber auch dort wollen wir Ferienwohnungen schaffen, aber alles nach und nach“, so Trautmann.

Hohwacht will mehr Gastronomie und Hotels

Doch die Gemeinde bremst diese Vorhaben aus. Denn nach dem Kauf im März 2020 wurde eine Veränderungssperre verhängt, die Projekte stocken. Die Sperre für bauliche Veränderungen auf diesem Gebiet gilt zunächst für ein Jahr, kann aber verlängert werden.

Bürgermeister Karsten Kruse erklärt, warum die Gemeindevertretung diesen Schritt gegangen ist: „Wir haben eine Veränderungssperre, weil wir Infrastruktur brauchen und nicht nur Ferienwohnungen.“ Die Gemeinde wünscht sich, dass dort wieder Hotels mit Gastronomie entstehen. Denn durch die Umwandlung in Ferienwohnungen fielen diese weg. „Was bringen so viele Ferienwohnungen, wenn man nirgends essen gehen kann? Uns nützen nicht mehr Gäste, wenn es keine Versorgung gibt. Wir brauchen Restaurants und Einzelhandel.“

Bürgermeister: „Das sind einfach zu viele Wohnungen"

Es seien zu viele Wohnungen geplant und im Verhältnis dazu zu wenig Gewerbefläche. „Das sind einfach zu viele Wohnungen, als dass wir das mit Gewerbe und Gastronomie auffangen könnten. Die Gemeinde favorisiert Hotels statt Ferienwohnungen“, so Kruse. Derzeit hat der kleine Ort rund 3000 Betten. Ähnlich geht auch Travemünde gegen immer mehr Ferienwohnungen vor: Dort hat die Stadtverwaltung deshalb ein „Konzept zur Steuerung von Ferien- und Zweitwohnungen in Travemünde“ erarbeitet.

Investor und Hotelier Marco Nussbaum hatte vor, in Hohwacht ein Hotel zu schaffen, musste dann aber aus finanziellen Gründen schweren Herzens von den Plänen Abstand nehmen (wir berichteten). Nun betreibt er zwar ausgerechnet auch Ferienwohnungen (Polyhohwacht), sein Herz schlägt aber dennoch für die Hotellerie. Er spricht sich dagegen aus, alte Hotels abzureißen und durch Ferienwohnungen zu ersetzen: „Fällt ein Hotel weg, verliert ein Ort auch ein Stück Charme. Ein Hotel ist ja nicht nur für Hotelgäste, sondern bestenfalls ein Anlaufpunkt für alle Menschen. Darum ist es völlig falsch, Hotels für Appartments oder Ferienwohnungen zu opfern.“

Zweitwohnungen machen Angst vor einer Geisterstadt

Holger Gerwin, der zwar auch Ferienwohnungen (Ole School) und kein Hotel betreibt, stellt klar, dass Ferienwohnungen, die vermietet werden, den Ort beleben. „Unsere Gäste gehen ja in Hohwacht einkaufen, gehen dort auch mal essen.“ Zweitwohnungen, wie Domus sie plant, stünden dagegen häufig leer, weil sie nur wenig genutzt würden. „Da ist kein Leben, es ist wie in einer Geisterstadt.“

Doch das Strandhotel mit derzeit 34 Zimmern weiterhin als Hotel zu betreiben lohne sich wirtschaftlich nicht, so Benjamin Trautmann. „Ein Hotel für lediglich zwei Monate im Sommer zu betreiben rechnet sich nicht. Dann müssten wir Wellness- und Veranstaltungsflächen schaffen, das gibt die Fläche gar nicht her.“ Es fehlten zudem Stellplätze für die Fahrzeuge der Gäste, und eine Tiefgarage werde nicht genehmigt. „Die Bausubstanz beim Strandhotel ist schlecht, das Gebäude wurde nur mit notdürftigen Instandsetzungsmaßnahmen über Wasser gehalten und muss abgerissen werden.“

Ostsee: Investor bleibt optimistisch

Die Domus GmbH hatte bereits ein Areal in der Gegend erworben und dort ebenfalls Eigentumsferienwohnungen geschaffen unter dem Namen „Meeresblick“ mit 46 exklusiven Ferienwohnungen auf einem rund 3000 Quadratmeter großem Grundstück. Die Wohnungen verteilen sich auf drei Häuser mit jeweils vier Wohnebenen. Ähnlich sehen die Pläne für die Projekte Strandhaus, Wellenschlag und Waterkant aus – die Neubauten sollen ebenfalls dreistöckig werden.

Wie es weitergeht, ist unklar. Aber Benjamin Trautmann gibt sich zumindest optimistisch: „Die Gespräche mit der Gemeinde Hohwacht verlaufen konstruktiv.“