Schleswig-Holstein. Das gastronomische Angebot an Urlaubsorten ist gefährdet. Woran das liegt und warum Hotels ein Weg aus der Krise sein könnten.

Droht Urlaubsorten an der Nord- und Ostsee ein Restaurantsterben? Der Personalmangel in der Gastronomie, hohe Mieten und fehlende Wohnungen für Mitarbeiter gefährden das gastronomische Angebot zunehmend. Eine Möglichkeit, dieser Krise zu begegnen, seien Hotels. Anders als exklusive Ferienwohnungen bieten sie Restaurants und Bars und erhöhen damit die Attraktivität von Urlaubsorten.

„Wir haben in St. Peter-Ording nur noch eine Bar im Dorf, die für Gäste und Einheimische spätabends geöffnet hat“, sagt Karsten Werner, Geschäftsführer des StrandGut Resorts. „Zum Treffpunkt“ heißt die Kneipe. „Wenn in Hamburg ein Restaurant dichtmacht, fällt das nicht so auf, aber in touristischen Orten spürt man das sofort.“ Nach dem Kneipensterben fürchtet der Hotelier nun ein Restaurantsterben.

Nordsee und Ostsee: Wie gefährdet sind Restaurants?

Denn: „Alle naselang schließt ein Restaurant, zum Beispiel Wendts Gode Döns, Hein Mück, und es wird immer schwieriger, gute Restaurants zu finden.“ Ohne Gosch, sagt er, der Massen aufnehmen könne, sähe es in St. Peter-Ording schlecht aus. Außerdem würden zunehmend Hotels ohne Gastronomie gebaut. „Aber ein Hotel Garni mit Frühstück ersetzt kein Vollhotel mit Restaurant und Bar“, so Karsten Werner. Zuletzt hat in St. Peter-Ording das „Gezeiten SPO“ mit diesem Konzept geöffnet.

Orte, die vor allem auf schicke Ferienwohnungen setzen, seien besonders gefährdet, dass Restaurants schließen: „Dann kochen die Gäste zu Hause. Und wenn es zu wenig Restaurants gibt und der Andrang zum Beispiel bei uns im hauseigenen Restaurant Deichkind zu groß wird, könnten wir unsere Gastronomie irgendwann nur noch für Hausgäste öffnen“, so Karsten Werner. Er appelliert an die Gemeinden, das in ihren B-Plänen entsprechend zu berücksichtigen. Zuletzt wurden etwa die ursprünglichen Entwürfe für das geplante Dünenhotel am Köhlbrand abgelehnt (wir berichteten).

Wer lediglich über die Höhe von Gebäuden und über den Anreiseverkehr spreche, vergesse das Wesentliche, so Werner: „Wer Hotels in seinem Ort erlaubt, erlaubt auch Restaurants und Bars. Das sollte in den B-Plänen unbedingt mit einbezogen werden.“ Ein Urlaubsort wie St. Peter-Ording müsse rund sein, das Gesamtkonzept stimmig sein. „Mir nützt es doch nichts, wenn ein Gast zwar mein StrandGut gut findet, es aber keine entsprechenden gastronomischen und Einzelhandelsangebote gibt.“

Urlaubsorte an der Küste: Hotels als Retter der Gastronomie?

Hotelier Werner ist nicht der Einzige, der sich für Hotels statt Ferienwohnungen starkmacht. In Hohwacht etwa (wir berichteten) wünscht sich die Gemeinde von einem Investor, dass dieser nicht wie geplant exklusive Eigentumsferienwohnungen baut, sondern die wegfallenden Hotels ersetzt. Mit einer Veränderungssperre versucht der Ort das noch zu erreichen. Ausgang ungewiss. Hoteliers und Touristiker warnen davor, nur noch auf Ferienwohnungen zu setzen. Hotelier Marco Nussbaum aus Hohwacht: „Es hilft nicht, aufgrund des Arbeitskräftemangels nur ein Hotel Garni zu betreiben.“

Es brauche Vollhotels mit einer neuen Form der Gastronomie, die konzeptionell mit anderen Angeboten in einem Ort zusammenspielt. Das Ziel müsse sein, gemeinsam die Rahmenbedingungen für einen nachhaltig erfolgreichen Tourismus zu schaffen und gleichzeitig die Lebensqualität in dem Ort hochzuhalten. „Diskutiert wird häufig über Höhe, Größe, Gestaltung neuer Gebäude, aber Fragestellungen zu Konzept, zu Zielgruppen, zu Sinnhaftigkeit im Kontext des Tourismuskonzeptes bleiben oftmals völlig unbehandelt.“

Gastronomie auf Föhr: Situation sieht nicht gut aus

Wie attraktiv Hotels für Urlauber und Einheimische gleichermaßen sein können, zeigt das Upstalsboom Wellness Resort Südstrand auf Föhr. Jochen Gemeinhardt, Geschäftsführer Föhr Tourismus GmbH: „Wir haben auf Föhr zu wenig Gastronomie im Verhältnis zum Gästeaufkommen.“ Ein großes Hotel wie das vor drei Jahren eröffnete Upstalsboom sei eine Bereicherung mit Restaurant und Bar. Davon könne jeder Föhr-Urlauber profitieren, und auch die Einheimischen nutzten das Angebot. Hoffnung setzt der Tourismuschef in das geplante Hotelprojekt neben dem Aqua-Föhr. Noch ist nichts unterschrieben. „Ich hoffe sehr, dass das umgesetzt wird. Wir können auf der Insel ein zweites großes Hotel sehr gut gebrauchen für eine ganzjährige Auslastung.“

Denn ein professionell betriebenes Hotel, das für Föhr-Touristen das ganze Jahr über attraktiv ist, ziehe auch Einzelhandel und Gastronomie nach sich, die von Gästen außerhalb der Hauptsaison profitieren und so wirtschaftlich über die Runden kommen können. Noch allerdings sieht auch die Gastronomiesituation auf Föhr nicht gut aus. Derzeit sind etwa 120 Betriebe verzeichnet. „In letzter Zeit hat sich diese Zahl erneut reduziert, weil einige aufgehört haben und keinen Nachfolger oder keine Mitarbeiter gefunden haben“, so Gemeinhardt.