Sylt. Marc Hoffmann, Chef des Luxushotels auf Sylt: „Wer heute freie Stellen inseriert, muss mit dem Satz anfangen, ich biete...“.
Wer auf Sylt Urlaub macht und dabei Wert auf eine exklusive Unterkunft legt, hat die Qual der Wahl. Es gibt wohl kaum ein anderes Ferienziel in Deutschland, das eine solche Dichte von Luxushotels bietet. Allein sieben Häuser auf der Insel sind vom Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) offiziell mit Fünf-Sternen klassifiziert, fünf davon wurden mit dem Zusatz Superior ausgezeichnet.
Eines davon ist das A-Rosa in List – direkt an den Dünen gelegen. Vor elf Jahren, exakt im Mai 2010, wurde das Haus mit Meerblick und 177 Zimmern und Suiten eröffnet. Wegen Corona musste auch das A-Rosa eine Zwangspause einlegen und hat seit fast einem halben Jahr wieder geöffnet. Zeit für ein erstes Fazit. „Wir waren seit dem Start bis auf wenige Tage ausgebucht. Am Anfang war das natürlich sportlich, da mussten sozusagen die Maschinen wieder geölt werden, denn wir hatten ja mehr als ein halbes Jahr geschlossen“, sagt Direktor Marc Hoffmann, zu Gast im Sylt-Podcast des Hamburger Abendblatts.
A-Rosa auf Sylt: Normalität kehrte zurück
Bereits von März bis Mai vergangenen Jahres gab es einen Corona-Lockdown. Auch damals glückte der Neustart auf Sylt. Die Tourismusbranche war sehr zufrieden. Die Insel über Monate weitgehend ausgebucht. „In diesem Jahr ist der Sommer noch besser als in 2020 gelaufen. Es gab Tage, da hätten wir von der Nachfrage her, 50 Zimmer anbauen können“, sagt Hoffmann.
Und da Urlaub in Deutschland aktuell besonders angesagt ist, kamen viele Neulinge ins A-Rosa. „Das ist eine spannende Mischung. Da haben sie die Stammgäste, die teilweise seit Jahrzehnten auf der Insel zu Gast sind und die, die zum ersten Mal hier sind. Diese Gäste müssen natürlich erstmal mit dem Haus und mit all dem was die Insel bietet, vertraut gemacht werden“, sagt der 38-Jährige, der das Haus seit Juni vergangenen Jahres führt. Wegen Corona gibt es bis heute Auflagen, „aber wir konnten nach und nach ein Stückweit zur Normalität zurückkehren. Zunächst mussten die Gäste noch Zeitfenster beim Frühstück und beim Abendessen buchen. Diese Slots gibt es nicht mehr.“
Keine Maskenpflicht in Gastronomie und Hotellerie
Wer im A-Rosa absteigen möchte, muss aktuell einen Impf- oder Genesungsnachweis oder einen negativen Test vorlegen. Die Maskenpflicht gilt in Gastronomie und Hotellerie in Schleswig-Holstein – anders als in Hamburg – nicht mehr. „Das schönste ist, dass sich Gäste und Mitarbeiter wieder Face to Face gegenüberstehen können. Endlich kann man das Lächeln seines Gegenübers wieder sehen“, sagt Hoffmann.
Das Geschäft läuft. Die Gäste kommen in Scharen, aber die Gastgeber sind auf der Insel ein rares Gut. „Dass die Branche ein krisensicherer Job ist, wurde durch Corona ausgehebelt. Es heißt, das zwischen 25 bis 30 Prozent des Personals langfristig abgewandert sind.“
Das A-Rosa sucht Köche, Restaurantfachmänner und -Frauen und auch hinter der Bar sind noch Stellen frei. „Barkeeper galt immer als cooler Job, aber auch für diese Position bekommen wir kaum noch Bewerbungen“, berichtet der Hotelier, der seine Ausbildung im Lindner Airport in Düsseldorf absolviert hat. Auszubildende sucht das Hotel ebenfalls dringend. Auch Hoffmann ist sich bewusst, dass man Anreize schaffen muss, um Arbeitskräfte – aktuell hat das Haus 160 Mitarbeiter – für seinen Betrieb zu gewinnen.
Viele Benefits für Mitarbeiter
„Wir bieten viel. Wir haben rund 100 Personalwohnungen, es steht ein E-Auto zur Verfügung und wir haben eine Liste über zwei Seiten, auf denen die Benefits für unsere Mitarbeiter aufgezählt sind.“ Hoffmann schaut nachdenklich und sagt. „Wer heute freie Stellen inseriert, muss mit dem Satz anfangen, ich biete...“ Das fehlende Personal hat bereits, wie bei vielen anderen Betrieben auch, Einschränkungen beim gastronomischen Angebot zufolge.
Im Sylt-Podcast sagte Hoffmann. „Wir haben im vergangenen Jahr The Fish Club eröffnet. Das Konzept wurde sehr gut angenommen, sowohl bei Hausgästen als auch bei Insulanern und Urlaubern. Aber momentan bleibt das Restaurant geschlossen, weil wir nicht genügend Personal haben.“ Doch Hoffmann ist zuversichtlich, dass sich das bis Ende des Jahres ändert und The Fish Club wieder öffnen kann.“
177 Zimmer und Suiten werden modernisiert
In den kommenden Jahren sind Millioneninvestitionen für das A-Rosa geplant. „Wir werden sukzessive alle 177 Zimmer und Suiten modernisieren, damit diese dem neuesten Standard entsprechen.“ Auch über neue gastronomische Konzepte wird aktuell nachgedacht. „Man muss immer dynamisch und innovativ bleiben.“ Und wie sieht Hoffmann die Konkurrenz auf der Nordseeinsel? „Wir konkurrieren nicht untereinander, denn jedes Produkt ist individuell und für jeden Gast etwas dabei. Wir haben zum Beispiel den größten Wellnessbereich auf der Insel und vielfältige Möglichkeiten für Tagungen.“
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Der Rheinländer hat in seiner Karriere in „zwölf oder 13 Häusern“ gearbeitet. In der Stadt- und Ferienhotellerie. Hat in Österreich, der Schweiz, Marokko, in München und Frankfurt gewirkt. Auch auf der griechischen Insel Kos und seine letzte Station vor Sylt war Ibiza, auf der spanischen Partyinsel hat Hoffmann ein Boutiquehotel geführt.
Luxushotel auf Sylt: 99,9 Prozent der Gäste sind Deutsche
Der Hotelier hat das Mittelmeer gegen die Nordsee eingetauscht. Der Unterschied zwischen Sylt und Ibiza sei, dass auf der Nordseeinsel weniger Party gemacht werde, sagt der A-Rosa Direktor mit einem verschmitzten Lächeln. Und Ibiza habe internationale Gäste, auf Sylt seien es zu 99,9 Prozent Deutsche. Der begeisterte Wellenreiter, der in List lebt, fühlt sich richtig wohl auf Deutschlands berühmtester Insel. Hoffmann sagt. „Sylt ist eine Kur für die Seele.“