Kiel/Sylt. Das Verkehrsministerium in Kiel benennt die Hindernisse für das Projekt. Die Insel solle in keinem Fall „zum Disneyland verkommen“.
Mit der Seilbahn vom Festland auf die Insel Sylt einschweben? Mit dieser Idee wurde am Mittwoch Ralph Müller-Beck, der das kommunale Vertriebsmanagement beim Entsorgungsunternehmen Remondis in Kiel leitet, im Rahmen von Gesprächen beim Verkehrsministerium in Kiel vorstellig.
„Es ist lediglich eine Idee, es gibt keine ausgearbeiteten Pläne. Aber vor dem Hintergrund, dass es in anderen Ländern durchaus üblich ist, Gondeln im Nahverkehr einzusetzen, gilt es darüber nachzudenken. Beispielsweise auf der Insel Sylt, wo die Bürgermeister sagen, sie wollen nicht, dass ihre Insel ein großer Parkplatz wird“, sagt dazu Marcel Derichs, Unternehmenssprecher von Rethmann. Zu dieser Dachgesellschaft gehört auch Remondis.
Man habe nur die Idee einer Seilbahn in den Topf der Möglichkeiten geworfen, denn diese sei ein potenzieller Weg, um einem Verkehrsinfarkt entgegenzuwirken. „Es ist nur eine Anregung, mehr ist es aber auch nicht. Entscheiden müssten das die Kommunen“, sagte Derichs.
Seilbahn nach Sylt? Noch fehlt ein Modell
Zur Rethmann-Firmengruppe gehört auch die Transdev-Gruppe, an der Rethmann zu 34 Prozent beteiligt ist, und die sich mit öffentlichem Nahverkehr beschäftigt. Transdev betreibt auch Seilbahnen, wie Derichs bestätigt: „Wir würden eine Seilbahn nach Sylt vielleicht betreiben können, aber wir würden die Seilbahn nicht selbst bauen.“
Er betonte aber noch einmal, es sei nur ein Beitrag zur Diskussion gewesen, modernen innovativen Nahverkehr zu realisieren. Es gebe aber keinerlei Berechnungen, kein Modell und keine Studien von Unternehmensseite, so Derichs. Wenn die Kommunen die Idee umsetzen wollten, wäre man aber ein potenzieller Gesprächspartner.
Sylt-Seilbahn: Staatssekretär dankbar für Ideen
Thilo Rohlfs, FDP-Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus in Schleswig-Holstein, sagte dem Abendblatt dazu: „Wir sind dankbar für jede ambitionierte Idee, unsere überlastete Marschbahnstrecke zu entschlacken, aber für den Bau einer Seilbahn durch das Weltkulturerbe Nationalpark Wattenmeer fehlt mir tatsächlich die Phantasie.“
Rohlfs fügte hinzu: „Wir wären schon froh, wenn wir es in absehbarer Zeit schaffen, einen Fahrdraht über die Gleise zu spannen, damit wir die Marschbahnstrecke von Itzehoe nach Westerland endlich durchgehend elektrifiziert bekommen.“ Das sei aber Aufgabe der Deutschen Bahn.
Sylter Bürgermeister will kein „Disneyland“
Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt, sagte dem Abendblatt: „Eine überraschende Lösung, um unser Verkehrsproblem lösen zu wollen, die aber auch viele praktische Fragen aufwirft. Ich persönlich möchte aber in keinem Fall, dass Sylt zum Disneyland verkommt.“
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Zu einer weiteren Idee von Ralph Müller-Beck, auch über die Kieler Förde eine Seilbahn verkehren zu lassen, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium: „Es gibt genügend Pläne, das Ost- und das Westufer zukunftsgerichtet zu verbinden.“ Dort solle das erste autonom fahrende Fährschiff zum Einsatz kommen.
Seilbahnpläne für Hamburg scheiterten
Seilbahn-Ideen gibt es immer wieder. Auch für Hamburg war dieses Verkehrsmittel, das man meist aus den Bergen kennt, vor einigen Jahren im Gespräch. Sie sollte von St. Pauli über die Elbe zu den Musicaltheatern auf Steinwerder verkehren.
Die Pläne wurden aber nach einem Bürgerentscheid im Jahr 2014 zu den Akten gelegt. Damals hatten 31.769 Wahlberechtigte dagegen gestimmt und nur 18.312 dafür. Das bedeutete das Aus für das Vorhaben.