St. Peter-Ording. “Man soll sich begegnen können“: Im “MindSPOT“ in St. Peter-Ording bekommt man für 15 Euro am Tag nicht nur einen Schreibtisch.

Arbeiten am Meer ist möglich. Auch ohne an Nord- und Ostsee zu wohnen, lassen sich Job und ein Strandspaziergang miteinander vereinbaren. Im „MindSPOT“ in St. Peter-Ording können Berufstätige seit ­April im „Coworking Space“ arbeiten – egal ob Gründer, Studenten oder Unternehmer, hier sitzen alle in einem Büro. Dorothee Salchow aus Eppendorf macht das seit fünf Monaten regelmäßig und genießt ihre Hamburg-Auszeit am Meer.

Wenn sie montagmorgens ihren neunjährigen Sohn in die Schule verabschiedet, beginnt für die 45-Jährige ein ganz besonderer Arbeitstag. Dann fährt sie knapp eineinhalb Stunden Richtung Norden, antizyklisch auf einer leeren Autobahn, nach St. Peter-Ording. Alle vier Wochen tauscht sie von 9.30 bis 17.30 Uhr Homeoffice und ihr Büro in einer Rechtsanwaltskanzlei am Jungfernstieg gegen einen Schreibtisch im MindSPOT. Das ist ihre Pause von ihrer Arbeit als Rechtsanwältin, von ihrem zweiten Job als Coach für die Belange berufstätiger Mütter und von der Familie.

Nordsee: Co-Working-Space in St. Peter-Ording direkt am Strand

In dem etwa 100 Quadratmeter großen Raum auf dem Campus des Nordsee-Internats widmet sich Frau Salchow ihrer Fortbildung zum systemischen Coach im Bereich positiver Psychologie. Trotz der Lage in St. Peter gibt es keinen Meeresblick, dafür einen Blick ins Grüne mit Besuch von Hasen und Rehen.

„Hier komme ich her, um die Ruhe zu genießen“, sagt sie. Im Homeoffice und in der Kanzlei sei es trubeliger. „In St. Peter-Ording kümmere ich mich um meine Fortbildung, weg vom Familienalltag.“ Dann ist sie nur für sich verantwortlich, und niemand möchte etwas von ihr. Ihr Mann oder die Oma sind an diesen Tagen für ihren Sohn da, wenn er nach der Schule nach Hause kommt.

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"Workation" in St. Peter-Ording : Arbeit und Urlaub in einem

Und, na klar, war sie gerade im Sommer häufig in der Mittagspause am Meer: Zum Böhler Leuchtturm und zum Deich sind es nur 300 Meter. Der Blick über die Salzwiesen in Richtung Meer ist vielleicht die beste Entspannung vom Job.

An diesem Morgen teilt sich die Hamburgerin den Co-Working-Space unter anderem mit Bee-Mitchell Harms, die für das Marketing des Nordsee-Internats zuständig ist und ihre französische Bulldogge Alfie mitgebracht hat, und mit einer Studentin. Auch ein Mitarbeiter von Siemens Healthineers hat eine Woche „Workation“ hier verbracht – also während des Urlaubes (Englisch vaca­tion) dort gearbeitet (work).

Ein Hochschulprofessor bietet von hier aus regelmäßig Vorlesungen an. Wer telefonieren muss oder ungestört arbeiten möchte, kann sich in eine Art Telefonzelle oder in einen Nebenraum zurückziehen. „Ich gehe zum Telefonieren häufig einfach hinaus ins Grüne“, sagt Dorothee Salchow.

Nordsee-Büro: Hunde sind erlaubt, wenn sie nicht stören

Diana Wieben, die als Projektleiterin für das Gemeinschaftsbüro zuständig ist, arbeitet dort zwei- bis dreimal in der Woche. Sie bringt ihre englische Bulldogge Berta mit. Hunde sind erlaubt, wichtig sei es, dass die Tiere gut erzogen sind und nicht stören. Das Schnarchen von Berta gilt eindeutig nicht als störend. „Ich kann mich wunderbar konzentrieren“, sagt Dorothee Salchow.

Diana Wieben ist vor einigen Jahren aus Eimsbüttel nach St. Peter-Ording gezogen und für den Kreis Nordfriesland in der Wirtschaftsförderung tätig. Der Kreis fördert das Gemeinschaftsbüro mit 50.000 Euro. „Wir hoffen, dass die Menschen offener sind, ihren Lebensmittelpunkt hierher in die Region zu verlegen.

Co-Working-Spaces bieten Perspektivwechsel

Denn die Digitalisierung und auch Corona haben gezeigt, dass Arbeiten ortsunabhängig funktionieren kann. Viele haben genug vom stressigen Stadtleben.“ Das MindSPOT sei dabei ein Prototyp für zukünftige Gemeinschaftsbüros und bleibt zunächst bis Dezember, Verlängerung nicht ausgeschlossen.

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Arbeiten in einem Co-Working-Space ist mehr als eine Bürogemeinschaft. „Wir bieten nicht nur einen Schreibtisch und Kaffee. Für uns zählen Austausch und kreativer Input“, so Diana Wieben. Die Menschen, die kommen, sollen sich als Teil einer Gemeinschaft sehen. „Vernetzung ist das A und O. Das kommt vor allem Soloselbstständigen und Freiberuflern entgegen“, so die 44-Jährige.

St. Peter-Ording: Berliner Hipster kommen gerne

„Man soll sich begegnen können.“ Dafür sind drei Community Manager zuständig, die sich um die Belange der Nutzer kümmern. Kontakte, Austausch und ein Perspektivwechsel, das ist es, was das Arbeiten hier so besonders macht. Wie in Büros üblich, gibt es neben der technischen Ausrüstung Kaffee und Tee, Schokoriegel und Kaltgetränke. Sofas und Sitzsäcke sorgen für den Wohlfühlfaktor. Ein Tagesticket kostet 15 Euro, ein Monatsticket 225 Euro.

Im Juli und August war besonders viel los in St. Peter-Ordings erstem Co-Working-Space. „Es kamen viele Großstädter, die das Konzept schon kennen und sich darüber gefreut haben, dass es das hier auch gibt,“ sagt Frau Wieben. Insofern hat es im beschaulichen Ortsteil Böhl auf einmal jede Menge Berliner Hipster gegeben.

Infos: https://www.mindspot-spo.de/coworking. Auch an anderen Küstenorten gibt es Co-Working-Spaces: www.coworknord.de