Kiel. Sperrstunde, Maskenpflicht, Sport- und Kontaktbeschränkungen: Ministerpräsident Günther fordert „erhebliche Disziplinierung“.

„Die Corona-Lage ist dramatisch“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Dienstag. „Auch bei uns steigen die Zahlen.“ Die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein lag am Dienstag bei 36,8 – Grund genug für die Landesregierung, die am Vormittag tagte, neue Einschränkungen des öffentlichen Lebens zu verkünden. Tatsächlich wurden am Mittwochmorgen mit 278 Neuinfektionen so viele Corona-Fälle wie noch nie im Verlauf der Pandemie in Schleswig-Holstein gemeldet.

Die neuen Einschränkungen sollen vom kommenden Sonnabend an gelten und für vorerst drei Wochen Gültigkeit haben. „Wir stehen zwar deutlich besser da als andere Bundesländer“, sagte Günther, „wir liegen etwa zwölf Tage vor dem Bundesschnitt. Und ich möchte nicht, dass wir da hinkommen“, begründete der Ministerpräsident die Maßnahmen. Und weiter: „Wir machen das, damit die Zahlen zu Weihnachten nicht so hoch sind, dass wir da auch Einschränkungen verhängen müssen.“

Lange Liste der Corona-Beschränkungen in Schleswig-Holstein

Die Liste der Beschränkungen ist lang: Nach 23 Uhr gibt es in Schleswig-Holstein keinen Alkohol zu kaufen. Der Außer-Haus-Verkauf muss dann eingestellt werden, Restaurants und Kneipen müssen schließen. Märkte und ähnliche Veranstaltungen dürfen drinnen wie draußen nicht mehr als 100 Teilnehmer haben. Viele Weihnachtsmärkte verlieren damit ihre finanzielle Grundlage, sie werden nun vermutlich nicht aufgebaut. Auch bei Konzerten, Vorträgen, Lesungen, im Theater und im Kino gilt die 100-Teilnehmer-Grenze.

Bei privaten Treffen sind nur noch zehn Teilnehmer erlaubt. Dies gilt drinnen wie draußen. Eine Beschränkung auf zwei Haushalte (wie in Hamburg) gibt es in Schleswig-Holstein nicht, die maximal zehn Personen dürfen also auch aus drei oder mehr Haushalten kommen.

Amateursport muss in weiten Teilen eingestellt werden

Der Amateursport muss in weiten Teilen eingestellt werden. Nicht mehr als zehn Sportler dürfen zusammen in der Halle oder auf dem Platz stehen. Damit sind Mannschaftssportarten nicht mehr möglich. Profisport läuft weiter, allerdings mit nur maximal 100 Zuschauern.

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Außerdem gibt es die Pflicht, überall dort einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, wo viele Menschen zusammenkommen. Also etwa in Fußgängerzonen, in Einkaufsstraßen oder vor Bahnhöfen. Die Maskenpflicht im Schulunterricht wird um drei Wochen verlängert. Sie galt ursprünglich für die beiden Wochen nach den Herbstferien und wäre am kommenden Freitag ausgelaufen. Zusätzlich gibt es nun auch eine Maskenpflicht an Grundschulen – allerdings nur dort, wo der 50er-Wert bei der Sieben-Tage-Inzidenz überschritten wird.

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Günther sagte, diese Maßnahmen würden unabhängig von den eventuell zu fassenden Beschlüssen der heutigen Ministerpräsidentenkonferenz gelten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat dieses Treffen anberaumt – wegen der ständig steigenden Zahlen von Corona-Neuinfektionen.

Günther sprach sich am Dienstag gegen einen „Lockdown light“ aus, über den in Medien spekuliert worden war. „Damit kann ich nichts anfangen“, sagte er. „Wir wollen das wirtschaftliche und soziale Leben aufrechterhalten.“ Er halte es für falsch, die Gastronomie komplett zu schließen. Auch die Schulen müssten offen bleiben. Er empfahl allen Berufstätigen, möglichst im Homeoffice zu arbeiten. Günther: „Wir müssen uns erheblich disziplinieren.“