Helgoland. Die Hochseeinsel Helgoland hat viel vor – ein neues Hotel, ein neues Aquarium und neue Ferienhäuser aus Pappe und Holz.

Im Internet kann man den aktuellen Stand der Gebote mitverfolgen. Wer für die kommenden Wochen eines der beiden neuen stylishen Ferienhäuschen auf der Helgoländer Düne mieten möchte, kann nicht einfach einen Mietvertrag abschließen, sondern muss mitbieten. Bei 420 Euro liegt das aktuelle Gebot für das Wikkelhouse Family (für den Aufenthalt vom 17. bis 24. August) auf Helgoland, bei 390 für die kleinere Ausgabe Wikkelhouse Tiny im selben Zeitraum.

Tiny-Houses sind im Trend und weil es bislang nur zwei Test-Häuser auf der Hochseeinsel zu mieten gibt, sei das Interesse entsprechend groß, sagt Tourismusdirektor Lars Johannson, der seit zwei Jahren auf der Insel ist. „Sie sind eingeschlagen wie eine Bombe.“ Den Zuschlag erhält jeweils der Höchstbietende.

Es sollen neue Angebote für Helgoland-Urlauber entstehen

„Auf Helgoland passiert gerade total viel“, sagt Johannson. Nach Jahren, in denen die Offshore-Wirtschaft im Mittelpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung stand, haben die Insulaner nun wieder die Weiterentwicklung des Tourismus fest im Blick. Inzwischen drehen sich etwa 200 Windräder in mehreren Windparks in der Nordsee, doch nun sollen wieder neue Angebote für die Urlauber entstehen. Die Marke von 400.000 Gästen wolle man im kommenden Jahr knacken, sagt Johannson.

Die Chancen dafür stehen gut. Im Jahr 2018 besuchten 392.000 Tages- und Übernachtungsgäste die Nordseeinsel. Die Delle von 2015, als es weniger als 300.000 Gäste waren, ist überwunden. In diesem Jahr seien der Mai und die erste Julihälfte wegen des schlechten Wetters schwächer gewesen, sagte Johannson, aber insgesamt sei die Situation sehr zufriedenstellend. Derzeit komme es sogar leider immer mal wieder vor, dass Gäste auf dem Festland zurückbleiben müssten, weil die Schiffe ausgebucht seien. Bei 3800 Passagieren sei auf den Schiffen das Maximum erreicht.

Für die alten Holzbuden wird Ersatz geschaffen

Die ursprüngliche Idee, das in die Jahre gekommene Hüttendorf am Nordstrand in Campingsplatznähe abzubauen und dafür ein Dünendorf am Südstrand zu errichten, wurde modifiziert. Die 57 Häuser des Dünendorfs wurden in mehreren Bauabschnitten errichtet, mit den Wikkelhouses gibt es nun aber trotzdem einen Nachfolger für die Holzbuden in der Nähe des Campingplatzes.

„Uns ist wichtig, dass wir den Gästen mitten in der Natur etwas anbieten können“, sagt der Tourismuschef. In Absprache mit den Naturschutzbehörden würden nun weitere Wikkelhouses einer niederländischen Manufaktur errichtet. Zwölf bis 15 sollen es nach Angaben von Johannson werden, die ersten zwei sind seit Anfang August fertig. Sie sind aus 24 Schichten Pappe hergestellt, Außen- und Innenwände sind mit Holz verkleidet. Wegen der Modulbauweise sind die Gebäude sehr schnell aufzustellen, zudem zu 100 Prozent recycelbar. Mehrere Generationen sollen darin Urlaub machen können – der Hersteller gibt die Haltbarkeit der Häuser jedenfalls mit mehr als 50 Jahren an.

Die Lange Anna ist das Wahrzeichen der Hochseeinsel.
Die Lange Anna ist das Wahrzeichen der Hochseeinsel. © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Ganz so lange haben die alten dunkelbraunen Mobilheime am Nordstrand nicht gehalten. „Sie waren fast 40 Jahre alt, die letzten 28 wurden vor der Saison entfernt“, so der Tourismus-Direktor. Viele Gäste, die die schlichten Unterkünfte ohne Wasseranschluss und Sanitäreinrichtungen liebten, hätten das sehr bedauert. Also ging die Insel auch dabei neue Wege und versteigerte die 28 Hütten auf Ebay. Sie seien alle Häuser losgeworden, und alle seien am Stück abtransportiert worden. „Die Leute haben dafür keine Kosten und Mühen gescheut“, so Johannson.

Neue Pläne für das stillgelegte Aquarium

Auch wenn die neuen Wikkelhouses kein Bad haben, sind sie dennoch ansonsten voll ausgestattet – mit einer kleinen Küchenzeile samt Geräten, Sitzgelegenheiten, Betten, Heizung, außerdem gibt es Bettwäsche und Handtücher für die Gäste. Die Sanitäranlagen müssen die Mieter auf dem Campingplatz nutzen.

Für das seit Jahren geschlossene Aquarium auf der Hauptinsel gibt es ebenfalls Pläne. Das denkmalgeschützte Gebäude ist baufällig und soll bis 2022 in gleicher Kubatur wieder aufgebaut werden. Neben Aquarien soll es auch viele digitale Elemente geben. Erweiterungen sind nach Angaben des Tourismuschefs auch für das Museum geplant. Und im Unterland soll ein Bunkerstollen zur Besichtigung geöffnet werden, weil die Bunkerführungen im Oberland für viele Tagestouristen zu zeitaufwendig und zudem immer schnell ausgebucht sind.

Der Insel Helgoland fehlen Gästebetten

Zudem gibt es Pläne für den Neubau eines Hotels im Nordosten der Insel. Allerdings sei noch eine Baugrunduntersuchung nötig. Weil das Designhotel Atoll direkt am Wasser langjährig an den Energiekonzern „WindMW“ vermietet ist, fehlen der Insel Gästebetten. Ins Erdgeschoss des Atolls, das in bester Lage Ende der 1990er-Jahre eröffnet wurde, ist in diesem Jahr der Helgoland Tourismus-Service eingezogen – und damit präsenter als früher.

Ein Dauerthema ist auf Helgoland wie auf vielen Urlaubsinseln der knappe Wohnraum für Einheimische. Die Gemeinde realisiert deshalb ein 15-Millionen-Wohnbauprojekt am Leuchtturm im Oberland selbst. Im September könnten die ersten Mieter einziehen, verkündete Bürgermeister Jörg Singer (parteilos) in dieser Woche. Bei Stellenausschreibungen sei es immer ein Thema, ob es auch Wohnungen gebe, sagt Johannson.

Bange ist dem Tourismus-Direktor jedenfalls nicht. Mit einem Pauschalurlaub etwa in der Türkei könne Helgoland preislich nicht konkurrieren, sagt er, aber in einer deutschlandweiten repräsentativen Umfrage seien die einzigartige Natur, die Ruhe und Abgeschiedenheit als große Pluspunkte gelobt worden.