Friedrichskoog. Hausboote, Ferienwohnungen, Läden, Gastronomie und ein Rundweg sollen die Wut über Zwangsstilllegung vergessen machen.

Was einmal das Herz von Friedrichskoog war, ist heute ein trübes, brach liegendes Gewässer. Vor rund vier Jahren hat das Land den Hafen der 2600-Einwohner-Gemeinde als unrentabel geschlossen. Nun ist der Zugang zur Nordsee gesperrt, ein Schöpfwerk pumpt Wasser in Richtung Meer ab. Die Krabbenkutter, Blickfang und Garant einer maritimen Atmosphäre, sind verschwunden und haben im nahen Büsumer Hafen ein neues Zuhause gefunden.

Trotzdem herrscht Aufbruchsstimmung in Friedrichskoog. Es gibt Ideen für die Belebung des Hafens. Ersten Schätzungen zufolge würde die Realisierung aller Maßnahmen rund 20 Millionen Euro kosten.

Der Hafen soll zum Ortszentrum entwickelt werden. Mit Hausbooten im Hafenbecken, Läden für die Nahversorgung, Gastronomie, touristischen Angeboten und zusätzlichen Ferienwohnungen. Ein großer Parkplatz soll Autofahrern die Möglichkeit geben, den Wagen stehen zu lassen und über eine Brücke vor dem Hafen auf kurzem Weg zur Seehundstation zu laufen oder wahlweise auf den Rundweg ums Hafenbecken zu gelangen.

Konzept eingereicht: Gibt Kiel jetzt Geld?

Bernd Thaden (SPD), Bürgermeister von Friedrichskoog, steht am ehemaligen Hafen.
Bernd Thaden (SPD), Bürgermeister von Friedrichskoog, steht am ehemaligen Hafen. © Carsten Rehder/dpa | Carsten Rehder/dpa

„Wir sind endlich in konstruktiven Gesprächen mit der mittlerweile 3. Landesregierung seit Schließung des Hafens“, sagt Friedrichkoogs Bürgermeister Bernd Thaden (60, SPD). Jahrelang hatte die kleine Gemeinde mit ihrem Protest gegen die Hafenschließung immer wieder landesweit für Schlagzeilen gesorgt.

Am Hafen zeugt ein großes Holzkreuz mit der Aufschrift „Hier ruht das Vertrauen in die Landesregierung“ von der großen Enttäuschung. Thaden: „In den ersten Jahren war die Bevölkerung berechtigterweise darauf aus, den Hafen zu erhalten. Den Bewohnern ist aber bewusst, dass eine Trotzhaltung nichts bringt.“ Und tatsächlich könnte nun etwas vorangehen: Das Land hat den Friedrichskoogern Fördergelder in Aussicht gestellt - unter der Bedingung, dass sie ein städtebauliches Konzept vorlegen.

Hafen soll Ortszentrum werden

Ein solches Konzept hat die Gemeinde nun erarbeiten lassen und bei den Landesbehörden eingereicht. Es sieht neben Infrastrukturmaßnahmen zur Reduzierung des Parksuchverkehrs eine bessere Anbindung der Seehundstation vor, die mit gut 150.000 Besuchern jährlich das Aushängeschild des Ortes ist. Außerdem soll das Konzept ein altes geografisches Problem lösen: Friedrichskoog ist eine Flächengemeinde ohne echtes Zentrum und hat mit dem Hafen auch noch das gefühlte Zentrum verloren. Deshalb soll der Hafen seine alte Funktion als Herz des Ortes zurückbekommen.

Dafür sieht das Konzept die Verbindung des nördlichen Teils des Hafenbeckens und der Hauptstraße vor, so dass ein neues Ortszentrum wachsen kann. Dafür soll unter anderem ein kleiner Teil des zur Seehundstation zeigenden Deiches abgetragen werden, so dass Platz für eine Baumallee gewonnen wird. Die alte Werfthalle könnte ein neuer Publikumsmagnet und Veranstaltungsort werden.

Seehundstation und Hafen sollen sich ergänzen

Bürgermeister Thaden ist selbst in Friedrichskoog geboren und weiß, wie wichtig der alte Hafen für die Bewohner war. Vor allem ältere Bürger seien oft am Wasser spazieren gegangen. „Immer, wenn ein Kutter eingelaufen ist, hat man geguckt“, erzählt er. „Unser Nachteil ist: Wir sind eine Flächengemeinde, wir haben keinen richtigen Ortskern. Der Hafen hat das früher kompensiert.“

Auch für den Tourismus war die Hafenschließung ein Verlust. Zwar hat die Gemeinde noch die Seehundstation, der das Land insgesamt 6,5 Millionen Euro für Um- und Ausbau zugesagt hat. Doch steht sie ohne den maritimen Fischerhafen und seine Kutter in der Nachbarschaft etwas verloren da. Die im neuen städtebaulichen Konzept vorgesehenen Maßnahmen sollen die beiden Ankerpunkte der Gemeinde städtebaulich und funktional wieder zusammenführen. Es ist ein Masterplan für die nächsten zehn Jahre. „Und dann hoffen wir natürlich, dass - wenn erstmal etwas angeboten wird - auch Investoren kommen“, sagt Thaden.

Kiel sieht „Kommunikation auf gutem Wege“

Wann über die Bewilligung der Fördergelder entschieden wird, ist offen. Es laufen Gespräche zwischen Gemeinde, Kreis- und Landesvertretern. Wenn wirklich etwas vorangehen solle, brauche es eine konstruktive Zusammenarbeit, sagt Thaden. So sei es für die Gemeinde etwa wichtig zu klären, wer langfristig für die Kosten aufkomme, die im stillgelegten Hafen anfallen - ob das nun die Sicherung der Wasserqualität ist oder die Unterhaltung der Spundwände, die das Becken begrenzen.

Beim letzten Treffen von Gemeinde und Land Anfang Februar seien keinerlei Entscheidungen getroffen worden, es habe erst einmal der gegenseitigen Information gedient, sagt Harald Haase, Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Kiel, Festzuhalten aber sei, dass beide Seiten deutlich versöhnlichere Töne anschlagen als noch vor wenigen Jahren. „Aus unserer Sicht ist die Kommunikation auf einem guten Weg“, sagt Haase. Und Thaden betont: „Wir brauchen den Dialog und wir brauchen die Unterstützung vom Land.“