Schleswig. Seit Wochen werden die Ufer der Schlei abgesucht und von kleinen Plastikschnipseln gereinigt. Auch viel anderer Müll ist dabei ...

Die Reinigung der Schlei und deren Uferbereiche von Plastikpartikeln, die über die Kläranlage in den Meeresarm gelangt sind, geht nach Einschätzung der Stadtwerke Schleswig voran. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Geschäftsführer Wolfgang Schoofs. Derzeit seien Mitarbeiter der Stadtwerke sechs Stunden täglich mit einem extra für sie angefertigten Katamaran auf dem Gewässer unterwegs, um die versehentlich eingeleiteten Kunststoffteile mit ihrer Siebvorrichtung aus dem Wasser zu filtern. Auch sonstiger Müll wird reichlich geborgen. Der BUND forderte deshalb, jetzt ein umfassendes Programm zur ökologischen Sanierung der Schlei aufzulegen.

Bei den derzeitigen Reinigungstouren würden täglich etwa 20 Liter hauptsächlich organisches Material wie Schilf und andere Pflanzen aus dem Wasser gezogen, in dem sich vor allem Coffee-to-go-Becher verfangen hätten, sagte Schoofs. Es seien zwar auch Plastikschnipsel dabei, „aber das ist vielleicht eine Hand voll“.

Müll sammeln die ganze Saison

Die Müllsammel-Touren würden dennoch die ganze Saison weitergehen. „Jeder Schnipsel weniger ist ein Schritt hin zu einer saubereren Schlei“, sagte Schoofs. Auch die Uferbereiche seien weitgehend gesäubert. Es gebe keinen flächendeckenden Befall mehr, sondern nur noch punktuell Stellen, an denen die Plastikteile gefunden werden. Am Tag komme noch etwa ein halber Sack voll mit organischem Material und Müll zusammen. Insgesamt seien in den vergangenen Monaten rund 400 Tonnen Pflanzenreste aus dem Wasser gefischt worden, zum Teil vermischt mit Kunststoffteilen, alten Autoreifen, „ganz, ganz viele Flaschen“ und auch Gartenstühlen, wie Schoofs sagte.

Die Plastikteile gehörten zu offenbar verpackten und dann geschredderten Speiseresten, die dem Faulschlamm beigemischt wurden, um Energie zu gewinnen. Diese Vermischung wurde inzwischen eingestellt. Insgesamt sind früheren Angaben Schoofs zufolge von November 2016 bis Anfang Februar 2018 etwa 488 Kilogramm zerkleinerte Kunststoffe in den Lebensmittelresten mitgeliefert worden. Der Großteil sei bereits in der Kläranlage herausgefiltert worden.

Ende Juni soll die Kläranlage sauber sein

Im Februar hatten die Stadtwerke die Annahme der verunreinigten Speisereste gestoppt. Die Belastung der Kläranlage mit Kunststoffpartikeln nehme nun schrittweise ab, sagte Schoofs. Innerhalb der letzten drei Monate habe sich die Menge der herausgefilterten Plastikteile auf weniger als ein Zehntel verringert. Voraussichtlich Ende Juni würden sich keine verunreinigten Speisereste mehr in der Kläranlage befinden, prognostizierte Schoofs.

Juristisch geht die Aufarbeitung des Falls indes weiter. Die Staatsanwaltschaft Flensburg ermittelt wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung und hat bei den Stadtwerken und dem Unternehmen, das die Speisereste an die Kläranlage geliefert hatte, Unterlagen beschlagnahmt. Die Auswertung werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte die Leitende Oberstaatsanwältin Ulrike Stahlmann-Liebelt auf Nachfrage.

BUND fordert 5 Millionen Euro jährlich und will Überdüngung stoppen

Der BUND-Landesverband Schleswig-Holstein hat zudem die Landesregierung aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass Plastik-Einwegverpackungen von Lebensmitteln verboten werden. Dies sei „die zwingende Konsequenz aus der Plastik-Umweltkatastrophe an der Schlei“, teilte die Naturschutzorganisation mit. „Wir erwarten von der Landesregierung, dass sie sich in Berlin für ein Verbot von Einwegverpackungen und deren Schreddern zusammen mit Lebensmitteln stark macht“, erklärte die Landesvorsitzende Claudia Bielfeldt vor wenigen Tagen. Zumindest das Schreddern müsse ein Ende haben.

Der BUND spricht sich zudem dafür aus, die Schlei „endlich in einen ökologisch guten Zustand“ zu versetzen. Denn neben dem aktuellen Problem leide das Gewässer unter Überdüngung. Die Landesregierung soll nach Ansicht der Umweltschützer ein Schlei-Programm aufsetzen und dieses mit mindestens fünf Millionen Euro pro Jahr ausstatten.