Hamburg/Norderstedt. Projekt in Norderstedt richtet sich an alleinstehende ältere Menschen und wird öffentlich finanziert.

Die Norderstedter Emmaus-Kirchengemeinde, die zum Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein gehört, will mit einem Bauprojekt älteren Menschen eine Bleibe verschaffen, die sich aufgrund von Altersarmut in Wohnungsnot befinden. Geplant sind vier Katenwohnungen, jeweils ebenerdig und 29 Qua­dratmeter groß mit eineinhalb Zimmern inklusive Schlafbereich, Kochnische und Bad.

Diese sollen auf dem Gelände der Paul-Gerhardt-Kirche entstehen – und das schon ab Mai, damit die Bewohner bereits vor Weihnachten einziehen könnten. Initiator ist Rolf Beyer vom Kirchengemeinderat. „Das Projekt richtet sich an Singles, denn Altersarmut entsteht in der Regel nicht bei funktionierenden Ehepaaren“, sagt er.

„Klöntüren“ für einen Plausch mit den Nachbarn

Selbst hätte die Kirche die Baukosten von rund 320.000 Euro nicht tragen können. Deswegen wurde – mit Erfolg – eine Unterstützung durch das Soziale Wohnförderprogramm des Landes Schleswig-Holstein beantragt. Dieses wird über die Investitionsbank umgesetzt. Beyer: „Wir wollten kein Riesenvorhaben. Wir haben uns mit dem Sozialamt der Stadt Norderstedt verständigt, und dort hielt man die Wohnungen für förderfähig.“

Es soll eine Gemeinschaft entstehen, die Kirche und andere soziale Einrichtungen könnten Partner werden. Zum Grundgedanken gehören „Klöntüren“, deren obere Hälfte geöffnet werden kann, damit sich Nachbarn spontan unterhalten können.

Die Warmmiete wird so niedrig wie möglich gehalten, sie soll zwischen 278 und 290 Euro liegen. Und das konstant. „Das ist deutlich unter der Mietobergrenze für Sozialhilfeempfänger“, sagt Rolf Beyer. Die Vergabe wird in enger Zusammenarbeit mit dem Wohnungsamt erfolgen. „Wir führen eine Liste mit Interessenten“, so Beyer. „Wir sammeln die Adressen, gehen dann zum Amt. Die Stadt muss zustimmen, da es öffentlich gefördert Wohnungen sind.“ Acht Namen hat er bereits vermerkt, rechnet aber mit ansteigendem Interesse.

Spendenaktion für die Innenausstattung gestartet

Gunnar Urbach, Fundraiser des Kirchenkreises, hat parallel eine Spendenaktion gestartet. 18.000 Euro sollen zusammenkommen, um die Innenausstattung der Wohnungen zu bezahlen. Als symbolischen Dank gibt es „Katensteine“, gebrannt in einer Hamburger Manufaktur. Urbach: „Es handelt sich um ein Leuchtturmprojekt, Nachahmer sind erwünscht.“ Darauf setzt auch Rolf Beyer. „Es gibt viele Kirchengemeinde nicht nur in Norderstedt, sondern auch in Hamburg, bei denen solche Häuser gebaut werden könnten, um den Menschen zu helfen.“

Die Kirchenkaten in Hamburg gehen auf den umtriebigen Hamburger Landespastor Stephan Reimers zurück, der unter anderem das Hamburger Spendenparlament, das Obdachlosenmagazin „Hinz&Kunzt“ und den Mitternachtsbus ins Leben rief. Ende der 90er-Jahre wurde Wohnungslosen erstmals in kleinen Katen auf Kirchengrundstücken Obdach gewährt.

Nach Auskunft von Uwe Martiny vom Diakonischen Werk, der die Katenunterbringung organisiert, gibt es derzeit 28 Standorte mit 31 Plätzen in verschiedenen Hamburger Gemeinden, darunter in Sasel, Volksdorf, Lurup, Rissen, Altona, Othmarschen, Blankenese, Iserbrook und Neuallermöhe.

Die zwei neuesten Unterkünfte stehen auf dem Gelände der Marktkirche in Poppenbüttel. „Dort wurden die vorhandenen zwei Steinkaten im vergangenen Herbst um zwei Container ergänzt“, so Martiny. Momentan dienen diese noch für eine Unterbringung im Rahmen des Winternotprogramms; anschließend sollen sie als Katen genutzt werden.

www.katenwohnungen-emmaus.de