Lübeck/Hamburg. Ministerpräsident und Herausforderer stellten sich Bürgerfragen. Eine Zuschauerin beim TV-Duell löste gewaltige Aufregung aus.
Das TV-Duell vor der Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 7. Mai war im NDR-Fernsehen („Wahlarena“) ein munterer Schlagabtausch zwischen Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) und Herausforderer Daniel Günther. Beide vertraten zwar zumeist bekannte Positionen unter anderem zur Schul- und Verkehrspolitik und kündigten Wohltaten für die Bürger im Falle einer Regierungsübernahme an. Doch wegen der Bemerkung einer Zuschauerin wäre es beinahe zu einem Eklat gekommen.
Gleich zu Beginn waren die Spitzenleute mit einer kritischen Schülerin konfrontiert, die die miserable Ausstattung und den baulichen Zustand ihrer Schule beklagte. Albig sagte: „Wir haben 500 Millionen Euro zusätzlich in Kommunen gesteckt.“ Die Entscheidungen liege bei den Kommunen, wie sie das Geld einsetzten.
Albig räumte ein: „Wir haben als Gesellschaft nicht darauf geachtet, dass Schulen so aussehen, wie Sie das erwarten.“ Die Schülerin verwies darauf, dass sie aus Bad Schwartau komme, einer reichen Gemeinde. Deshalb frage sie sich, wie das eigentlich Orte tun, die nicht so viel wohlhabende Bürger und eine so gute Finanzausstattung hätten. Herausforderer Günther forderte, die Kommunen noch besser auszustatten. „Herr Albig hätte was daran ändern können. Ich sage Ihnen fest zu: 80 bis 100 Millionen Euro mehr für die Kommunen, dann werden wir auch Ihrer Schule helfen können.“
Abitur: Streit über G8 und G9
Albig verwies darauf, dass seine Regierung erst das Problem angepackt habe. Das führte zu der rhetorisch geschickten Frage an die Schülerin und die Zuschauer: „Wem vertraut man mehr? Denen, die das verursacht haben, oder denen, die gelöscht haben?“
Beim Thema G8 oder G9, also der Frage, wie lange man bis zum Abitur zur weiterführenden Schule gehen soll, wurde ebenso gestritten. Albig sagte, man solle die Schüler und Lehrer "mal in Frieden lassen" und nicht alle fünf Jahre neu über die Gymnasien entscheiden.
Günther konterte: "Sie haben den Frieden nicht mit den Schulen abgemacht." Die Entscheidungen seien zwischen den Parteien getroffen worden. Besonders erbittert wurde um die Frage gestritten, wer für mehr oder weniger Lehrer in Schleswig-Holstein gesorgt habe. Albig warf Günthers Partei vor, Lehrerstellen gekürzt zu haben.
Wer verzögerte den Weiterbau der Autobahn A20?
CDU-Kandidat Günther bemängelte die Verzögerung beim Weiterbau der Autobahn A 20. Ein Zuschauer hatte sich genervt gezeigt vom Verkehrschaos rund um Bad Segeberg. Günther versprach, unter seiner Ägide werde es vorangehen. Albig sagte: „Dass die die A20 nicht so schnell weitergebaut wird, liegt daran, dass eine Regierung vor uns nicht in der Lage war, Fledermäuse zu zählen. Sie mögen Fledermäuse und Adlerhorste für Unsinn halten, ich halte sie für Recht. Sie werden es erleben, dass die A20 kommt.
"Ver.di-Schlampe": Gab es diese Beleidigung?
Für einen Aufreger sorgte eine Zuschauerin, die behauptete, Günther möge Gewerkschaften nicht und habe sie schon einmal als „Ver.di-Schlampe“ bezeichnet. Das wies der Herausforderer von Ministerpräsident Albig vehement von sich. Das gehöre nicht zu seinem Vokabular. „Ungeheuerlich“, nannte Günther den Vorwurf. Moderator Cichowicz sagte, man werde das überprüfen, wenn das vermeintliche Wort in einer öffentlichen Debatte gefallen sei und den Sachverhalt möglicherweise aufklären können.
Fast Einigkeit herrschte über die Versäumnisse bei der angeschlagenen Landesbank HSH Nordbank. Beide betonten die großen finanziellen Risiken für Schleswig-Holstein (und Hamburg), die ein möglicherweise ungünstiger Verkauf oder eine Abwicklung der HSH Nordbank mit sich brächten. Günther sagte: „Man hätte die Bank früher verkaufen sollen – oder abwickeln. Wir können nur hoffen, dass es möglichst günstig wird.“ Er sprach von „vielen Fehlentscheidungen“ in den vergangenen zehn Jahren. Das sei „bitter für unser Land“.
Auch AfD und Linke bei TV-Diskussion
Schon zuvor haben in „Schleswig-Holstein hat die Wahl" die Spitzenkandidaten von Grünen, FDP, SSW und Piratenpartei diskutiert. Hieran haben auch die Kandidaten der AfD und der Linken teilgenommen. Sie haben Chancen auf den Einzug in den Landtag.