Föhr . Das Projekt „Plastikfrei wird Trend“ zeigt Erfolge: 50 kunststoffarme Ferienunterkünfte auf der Nordseeinsel. Was noch geplant ist.

Dem Ziel, eine plastikfreie Insel zu werden, ist Föhr ein Stück näher gekommen. Fast 50 Ferienunterkünfte sind inzwischen plastikarm und mit einem entsprechenden Signet ausgezeichnet. Erst vor etwas mehr als einem Jahr hat das Modellprojekt „Plastikfrei wird Trend“ auf der nordfriesischen Insel begonnen.

Rolf Weber war 2008 seiner Zeit voraus, als er sein denkmalgeschütztes Reetdachhäuschen in der Fußgängerzone Wyks hat restaurieren lassen. Schon vor neun Jahren hat er auf Naturmaterialien gesetzt und auf Plastik, wo es möglich ist, verzichtet. In „Dat Lütte Hus“ gibt es keinen Pfannenheber aus Plastik, der Eierlöffel und sämtliches Besteck sind aus Edelstahl. Dekoartikel aus Plastik kommen ihm nicht ins Haus. Seinen Gästen stellt er Stofftaschen zum Einkauf bereit.

Supermärkte der Insel machen mit

Warum er so umweltbewusst ist? „Der Mensch macht sich kaputt. Es gibt ganze Plastikinseln im Meer, und später landen die Partikel in der Nahrungskette. Jeder einzelne kann etwas tun, um Plastik zu vermeiden“, sagt er. Weber hat damit in den mehr als 20 Ferienwohnungen, die er verwaltet, begonnen: Für seine Gäste gibt es Glas – oder Edelstahltrinkflaschen für Getränke unterwegs, er hält Aufbewahrungsbehälter für Lebensmittel bereit. In der Unterkunft finden Gäste Tipps zur Vermeidung von Plastik und Verpackungsmüll sowie Hinweise auf Geschäfte, die verpackungsfreies Einkaufen ermöglichen.

Und weil nicht nur Herr Weber dem Plastik den Kampf angesagt hat, können Besucher der Insel in vielen Geschäften ihre mitgebrachten Behälter tatsächlich nutzen. „Sogar Lidl und Sky machen mit“, sagt Herr Weber.

Die Bettdecken sind aus Kunstfasern

Die dicken Plastiktüten in den Mülltonnen leert Herr Weber so, dass sie mehrmals verwendet werden können. 20 Unterkünfte, die die Webers verwalten, fallen in die Kategorie Gold, weil sie alle Kriterien einer plastikarmen Ferienwohnung erfüllen. Ingesamt fallen 46 Ferienwohnungen in die höchste Kategorie, die zwei Ferienwohnungen von Christa und Holger Hückstädt in Nieblum erreichen Silber. Aber ganz ohne Plastik geht es nicht, weil Alltagsgegenstände, wie Wasserkocher oder Fernseher gar nicht ohne Kunststoff auskommen. Und: Weil viele Gäste Allergiker sind, sind Bettdecken und Kopfkissen mit Kunstfasern gefüllt.

Auf Föhr und Hallig Hooge hatte die Initiative „Plastikfrei wird Trend“ Anfang 2016 mit dem Modellprojekt gestartet. „Wir haben viel erreicht und sind über den Start der plastikbewussten Ferienwohnungen begeistert“, sagt Angela Ottmann vom BUND auf Föhr. Die Gruppe hat acht Strandmüllboxen aufgestellt – die Gemeinde Nieblum hat gerade eine neunte bestellt und auch die Nachbarinsel Amrum zeigt Interesse.

Nächster Schritt: In einer Testphase ab Juni sollen die Coffee-to-go-Becher durch wiederverwendbare plastikfreie Pfandbecher ersetzt werden. Die Reederei WDR hat bereits 50 Porzellanbecher bestellt. „Wir testen, wie das funktioniert und wollen das Mehrweg-Pfand-System dann etablieren“, so Ottmann. Hintergrund der Aktion: Allein in die Nordsee werden jährlich 20.000 Tonnen Müll eingetragen. Der größte Teil davon besteht aus Plastik.

Auf Hallig Hooge soll es Ende 2017 dann eine ähnliche plastikarme Ferienwohnung geben. Der örtliche EDEKA soll den Kunden anbieten, unverpackte Waren zu kaufen.

Fünf Tipps zur Plastikvermeidung

1. Umsteigen von Plastik- auf Mehrwegflaschen aus der Region

2. Verzicht auf Milch und Saft in Tetrapacks

3. Plastiktüten vermeiden

4. Auf Wiedersehen Plastikware: Ersetzen Sie Plastikgegenstände im Haushalt durch Waren aus Glas oder Edelstahl. Die Weichmacher im Plastik können Krebs auslösen.

5. Auf Duschgels und Badezusätze verzichten. Alternativen: Seifenstücke. Infos unter www.bund.net/themen/meere/mikroplastik