Sylt/Hörnum. Verwöhnten 2014 noch sieben Köche mit Michelin-Sternen die Gäste, sind es bald nur noch zwei. Sylter Marketing erklärt den Umbruch.

Sylt büßt weiter an Attraktivität für Genießer ein: Mit Jens Rittmeyer verliert die Insel einen weiteren bekannten Namen in der Gourmet-Szene. Der seit 2011 regelmäßig mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Koch verlässt zum Saisonende das Restaurant Kai3 im Hotel Budersand in Hörnum.

Mit dem Verlust von Rittmeyer geht der kulinarische Aderlass auf Sylt weiter: Konnte die Nordsee-Insel 2014 noch mit zehn Sternen – verteilt auf sieben Köche – werben, bleiben nunmehr lediglich zwei Köche mit zusammen drei Sternen. "Viele Gäste wollen nicht mehr stundenlang bei mehreren Gängen in eher steifer Atmosphäre essen", heißt es bei Sylt Marketing zu dem Umbruch im Angebot. Zudem würden sich die Inselbesucher einen Besuch im Sterne-Restaurant höchstens nur noch einmal während des Aufenthalts gönnen.

Zwei Michelin-Adressen auf Sylt

Noch weiß zwar niemand, welche Spitzenrestaurants der Insel dieses Jahr mit der begehrten Auszeichnung des französischen Gourmet-Guides geehrt werden – die Bekanntgabe der kulinarischen Topprofis erfolgt erst Anfang Dezember. Aber vorerst bleiben den Freunden feiner Kost damit, zumindest wenn es nach den Michelin-Kriterien geht, noch zwei Ziele: Mit zwei Sternen kann derzeit Johannes King vom Restaurant des Söl’ring Hof in Rantum für sich werben, eine Auszeichnung verliehen die Michelin-Tester an Holger Bodendorf vom Bodendorf’s mit seiner mediterranen Küche im Tinnumer Landhaus Stricker.

Budersand will Top-Adresse bleiben

Im Budersand sei nun eine neue gastronomische Ausrichtung geplant, heißt es von Hoteldirektor Rolf E. Brönnimann. Offenbar will sich das Haus am Hörnumer Hafen auch in Zukunft als eine der kulinarischen Top-Adressen in Deutschland positionieren. Es würden aktuell Gespräche über die Strategie geführt. Mehr Details gab es vom Budersand zu den Plänen nicht. Auch zur beruflichen Neuorientierung Rittmeyers wurde nichts bekannt.

Rittmeyer hatte kürzlich noch von seinem Ziel gesprochen, sich einen zweiten Stern erkochen zu wollen. Das bisherige Konzept des Star-Kochs im Kai3: Er arbeitet mit trocken gereiften Fleisch- und nicht alltäglichen Fischqualitäten aus dänischen Gewässern und verwendet dazu besonders gern Bio-Gemüse. Das Motto des 41-Jährigen: "Ohne Sauce kein Vergnügen!". Aktuell auf der Karte finden Gäste etwa einen Rehrücken im Gewürzteig gegart, mit eigenem Sud, gebratenem Spitzkohl und Pastinakencrumble (50 Euro). Zum Dessert bietet Rittmeyer "Süßes von Nebenan", unter diesem Titel kommt Brombeere mit saurer Sahne und Weizengras für 26 Euro auf den Tisch.

Wenig Akzeptanz, weniger Druck

Die Gründe für den Richtungswechsel in den Sylter Top-Küchen sind verschieden. Denn das Budersand ist nur das jüngste Beispiel unter einer ganzen Reihe von Adressen, die sich um eine neue Ausrichtung beziehungsweise neues Personal bemühen müssen. So hatte Jörg Müller (Restaurants Jörg Müller und Pesel in Westerland) bereits Ende 2014 auf erneute Bewertungen durch die Michelin-Kritiker verzichtet. Der damals 67-Jährige wollte den Druck herausnehmen und weniger Zeit in der Küche verbringen. Kurz danach gab das Hotel-Resort A-Rosa wegen fehlender Akzeptanz der Gäste gleich zwei Sterne-Restaurants auf (Spices und La Mer).

Pape konzentriert sich auf Brot und Bier

Auch das Hotel Fährhaus in Munkmarsch hatte damals sein mit zwei Michelin-Sternen dekoriertes Gourmetrestaurant geschlossen. Küchen­chef Alexandro Pape konzentriert sich nun auf seine „Brot + Bier“-Stube, mit exklusivem Belag auf gutem Brot und selbst gebrautem Bier. Pape hatte seit 1999 im Fährhaus gekocht. Mit seinem Weggang verlor auch er die Michelin-Auszeichnung.