Kiel. Bundesland feiert 70-jähriges Bestehen. Nicht nur Willy Brandt, Thomas Mann oder Modeschöpferin Jil Sander sind gebürtige Nordlichter.
Schleswig-Holstein feiert 70-jähriges Bestehen. Das Land zwischen den Meeren hat viele berühmte Persönlichkeiten hervorgebracht. Ein Überblick:
Ernst Barlach: Der expressionistische Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller wurde am 2. Januar 1870 in Wedel geboren. In seinen Werken beschäftigte sich Barlach viel mit Krieg und Tod. Die Nazis belegten ihn 1937 mit einem Ausstellungsverbot und entfernten mehr als 400 seiner Werke als „entartet“ aus den Museen. Einige seiner Plastiken wurden zerstört, darunter das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges im mecklenburgischen Güstrow.
Waldemar Bonsels: Der mittlerweile in Vergessenheit geratene Autor wurde am 21. Februar 1880 in Ahrensburg (Kreis Stormarn) geboren. Er gehörte in den 1920er Jahren zu den meistgelesenen Schriftstellern in Deutschland. Sein größter Erfolg wurde „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“. Es ist sein einziges Werk, das noch sehr bekannt ist.
Willy Brandt: Der Sozialdemokrat war 23 Jahre lang, bis 1987, Vorsitzender seiner Partei. Er kam am 13. Dezember 1913 in Lübeck unter dem Namen Herbert Ernst Karl Frahm zur Welt. Nach der Machtübernahme Hitlers emigrierte er 1933 nach Norwegen und kämpfte im Untergrund gegen den Nationalsozialismus. Wegen der Guillaume-Spionage-Affäre trat er 1974 als Kanzler zurück. Für seine Versöhnungspolitik erhielt er 1971 den Friedensnobelpreis
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Björn Engholm: Ministerpräsident, SPD-Chef und fast Kanzlerkandidat. Die Karriere des am 9. November 1939 in Lübeck geborenen Engholm endete abrupt: 1993 musste er eine Falschaussage zugeben. Er hatte 1987 früher als immer behauptet gewusst, dass der Referent Reiner Pfeiffer aus der Staatskanzlei von CDU-Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) hinter schmutzigen Wahlkampfaktionen steckte. Engholm trat von allen Ämtern zurück und hielt seitdem zur Tagespolitik Distanz. Als Ministerpräsident (1988-1993) hatte er dem Land neue Impulse gegeben.
Günther Fielmann: Deutschlands Brillenkönig wurde am 17. September 1939 im beschaulichen Stafstedt bei Rendsburg geboren. Die Erfolgsgeschichte seiner Optiker-Kette begann 1972 aber im niedersächsischen Cuxhaven. Mit modischen Kassenbrillen zum Nulltarif mischte er den Markt auf und brachte es zum Marktführer in Europa. Der selbsternannte „Junge vom Lande“ bewirtschaft mittlerweile mehrere Gutshöfe und lässt auf dem Plöner Schloss Optiker ausbilden.
Horst Frank: Der blonde, blauäugige Schauspieler machte ab Mitte der 1950er Jahre als Bösewicht- und Charakterdarsteller Filmkarriere. Geboren wurde er am 28. Mai 1929 in Lübeck. Der Mann mit dem kantig-einprägsamen Gesicht wirkte in mehr als 500 Kino- und Fernsehfilmen mit. 1979 spielte er in der Serie „Timm Thaler“ einen bösen Baron, der einem Jungen das Lachen abkauft. Frank verlieh vielen ausländischen Stars seine markante, rauchige Synchron-Stimme.
Oswalt Kolle: Den Kieler Journalisten und Filmemacher machten in den 1960er Jahren Aufklärungsfilme berühmt. Der am 2. Oktober 1928 geborene Kolle prägte den Umgang der Deutschen mit Sexualität wie kaum ein anderer. Das kam bei Konservativen nicht immer gut an. Mehrere seiner Nacktfilme stufte die Zensur als jugendgefährdend ein. Der Aufklärer der Nation lebte bis zu seinem Tod in den Niederlanden.
Thomas Mann: Der am 6. Juni 1875 in Lübeck geborene Schriftsteller gilt als größter deutscher Erzähler des 20. Jahrhunderts. Der Literaturnobelpreisträger war sehr produktiv. Er verfasste in seinen 60 Schaffensjahren mehr als 100 000 Seiten. Viele seiner Werke wie „Der Zauberberg“ und „Buddenbrooks“ wurden verfilmt. Sein Romandebüt über eine Lübecker Kaufmanns-Familie machte den Hanseaten 1901 gleich weltberühmt. Vor den Nazis emigrierte er in die USA.
Max Planck: Der am 23. April 1858 in Kiel geborene Planck gilt als Begründer der Quantentheorie. Für seine Weiterentwicklung der Physik bekam er den Nobelpreis. In Kiel verbrachte Planck nicht nur einen großen Teil seiner Kindheit. 1885 kehrte er als Extraordinarius für theoretische Physik an der Kieler Universität für vier Jahre in seine Geburtsstadt zurück. Noch heute trägt mit der Max-Planck-Gesellschaft eine große Forschungsorganisation seinen Namen.
Jil Sander: Die für zeitlose Mode bekannte Designerin wurde am 27. November 1943 als Heidemarie Sander in Wesselburen geboren und eroberte später von Hamburg aus die internationale Modewelt. Im schicken Stadtteil Pöseldorf eröffnete sie 1967 eine Boutique, in der sie auch eigene Entwürfe verkaufte. Die Blondine avancierte mit puren, edlen und ästhetischen Entwürfen zur „Queen of Less“. 1999 verkaufte sie die Aktienmehrheit ihres Unternehmens an die italienische Prada-Gruppe, 2004 zog sie sich aus ihrem Unternehmen zurück.
Friede Springer: Die Mehrheitseigentümerin von Deutschlands größtem Zeitungshaus („Bild“-Zeitung) wurde am 15. August 1942 in Oldsum auf der Nordseeinsel Föhr geboren. Nach dem Tod ihres Ehemanns Axel Springer 1985 erbte sie zusammen mit dessen Kindern und Enkeln aus früheren Ehen seine Anteile am Verlag. In der Folgezeit stieg die Verlegerin zu einer der mächtigsten Frauen Deutschlands auf.
Michael Stich: Wimbledon-Sieg, Olympia-Gold und Tennis-Weltmeister. Dennoch stand der am 18. Oktober 1968 in Pinneberg geborene Stich zu seiner aktiven Zeit immer etwas im Schatten von Boris Becker und Steffi Graf. Stichs Bilanz weist 18 Einzel- und zehn Doppeltitel sowie mehr als zwölf Millionen Dollar Preisgeld auf. Nach Ende seiner aktiven Karriere coachte er das deutsche Davis-Cup-Team und kümmerte sich um seine gemeinnützige Stiftung. Seit Jahren kämpft er um den Erhalt des Hamburger Tennisturnieres am Rothenbaum.