Die Bahn-Tochter DB Regio soll das wirtschaftlichste Angebot vorgelegt haben. Derzeit betreibt die Nord-Ostsee-Bahn die Strecke.

Kiel. Die Bahn-Tochter DB Regio soll nach dem Willen der zuständigen Parlamentsausschüsse in Schleswig-Holstein von Dezember 2016 an die lukrative Bahnstrecke Hamburg-Sylt befahren.

In einer gemeinsamen Sitzung gaben Wirtschafts- und Finanzausschuss dafür am Mittwoch grünes Licht. Unterlegene Bieter können gegen dieses Votum aber noch Einspruch einlegen. Derzeit betreibt die Nord-Ostsee-Bahn die Strecke. Das "Abendblatt" hatte bereits vergangene Woche berichtet, dass Schleswig-Holstein dadurch mehrere Millionen Euro pro Jahr sparen soll. Zudem soll die DB Regio auch die Fahrtzeit verkürzen. Nach den bisherigen Plänen sollen an den Wochenenden zwischen Oster- und Herbstferien zwei Sprinterzüge zwischen Westerland und Hamburg verkehren, die Fahrtzeit könnte sich so um bis zu 20 Minuten verkürzen. Auf der 238 Kilometer langen Bahnstrecke Hamburg–Westerland sind täglich etwa 18.000 Fahrgäste unterwegs.

Die Piraten-Abgeordnete Patrick Breyer kritisierte, dass auf der viel genutzten Strecke künftig kein Fahrscheinverkauf im Zug mehr möglich ist. „Das bedeutet weniger Service für die Fahrgäste und verlorene Lebenszeit“, sagte Breyer. „Wer häufiger Bahn fährt weiß wie langsam die Fahrscheinautomaten am Bahnsteig funktionieren.“

Beim Sylt Shuttle ist vieles unklar

Während bei der Verbindung Hamburg-Sylt die Würfel dem Vernehmen nach gefallen sind, ist beim Sylt Shuttle noch vieles unklar. Die hoch attraktive Autozugverbindung zwischen dem Festland (Niebüll) und der Insel (Westerland) befindet sich noch im Vergabeverfahren. Es geht um die Frage, wer ab Dezember 2015 auf dieser Strecke Autos transportieren darf. Soweit bislang bekannt, hat sich neben der Deutschen Bahn auch das Privatunternehmen RDC beworben – eine Tochter des US-amerikanischen Eisenbahnkonzerns Rail Development Corporation. In den vergangenen Monaten entwickelte sich zwischen diesen beiden Firmen eine Bieterschlacht, die auf der Insel mit Sorgen beobachtet wurde. Es ist nämlich durchaus möglich, dass die DB Netz AG, die für das Vergabeverfahren zuständig ist, beide Bewerber zum Zuge kommen lässt.

Das würde zu logistischen Problemen an den Verladestationen in Westerland und Niebüll führen. Schon jetzt reicht dort in der Hochsaison der Platz für die Fahrzeuge, die auf die Verladung warten, nicht aus. Bei zwei Zuganbietern würden sich die Wartezeiten verlängern, die Abfertigung würde komplizierter.

Die Entscheidung über den Sylt Shuttle ist gefallen, aber noch geheim

Das Vergabeverfahren wird in diesen Tagen die letzte Phase erreichen. Die DB Netz AG hat entschieden, welches Unternehmen zu welchen Zeiten seinen Autozug auf die Reise schicken darf. Noch ist das Ergebnis allerdings geheim. Die beteiligten Verkehrsunternehmen werden zunächst darüber informiert und haben dann vier Wochen Zeit, um „berechtigte Beanstandungen“ geltend zu machen.

Erst nach Ablauf dieser vier Wochen wird die Öffentlichkeit erfahren, wie es mit dem Autozug weitergeht. Bekannt ist allerdings schon, dass sich RDC für die kommenden zehn Jahre elf Fahrten gesichert hat, die größtenteils in Randzeiten liegen. Die wahrscheinlichste Variante lautet deshalb momentan: Sowohl RDC als auch die DB werden Autozug-Verbindungen anbieten. (HA/dpa)