Hamburg/Sylt . Die Deutsche Bahn fährt künftig wieder auf die Nordseeinsel, nachdem die Nord-Ostsee-Bahn die Ausschreibung verloren hat.

Die Nord-Ostsee-Bahn (NOB) wird nach Abendblatt-Informationen die rund 238 Kilometer lange Strecke zwischen Hamburg-Altona und Westerland auf Sylt verlieren. Bei der europaweiten Ausschreibung für das „Netz West“, die vom Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH (NAH.SH) durchgeführt wurde, hat sich die DB Regio mit ihrer Regionalbahn Schleswig-Holstein durchgesetzt. Das Vergabeverfahren für die „Sylt Shuttle“ Autozugverbindung zwischen Niebüll und Westerland ist von dieser Ausschreibung unberührt.

Dem Vergabevorschlag des NAH.SH für das „NetzWest“ müssen an diesem Mittwoch die Mitglieder des Wirtschafts- und Finanzausschusses des Schleswig-Holsteinischen Landtages in Kiel in einer gemeinsamen Sitzung zustimmen.

Die DB Regiowird die Strecke zum Dezember 2016 übernehmen. Die NOB bedient die Verbindung, auf der 2014 mehr als sechs Millionen Fahrgäste unterwegs waren, seit 2005. Neben der NOB hatte sich auch noch Abellio – ein Tochterunternehmen der Holländischen Staatsbahn – an der Ausschreibung beteiligt.

Die DB Regio soll nach Abendblatt-Informationen den Zuschlag erhalten, weil dieses Verkehrsunternehmen das für das Land „wirtschaftlichste Angebot“ vorgelegt hat. Dadurch soll Schleswig-Holstein mehrere Millionen Euro pro Jahr sparen. Für deren Verwendung hat der CDU-Bundestagsabgeordnete Ingbert Liebing, zu dessen Wahlkreis Sylt gehört, bereits einen Vorschlag: „Das Land sollte prüfen, welche Leistungsverbesserungen auf der Westküstenstrecke aus den Einsparungen finanziert werden können.“

Die DB Regio muss unterdessen ab Ende 2016 die Wünsche des NAH.SH umsetzen, die Bestandteil der Ausschreibung waren: Von 2017 an wird es eine Sprinter-Verbindung geben, die Fahrtzeit soll sich um 20 Minuten verkürzen. Statt heute 2:55 Stunden braucht der Zug dann für die 237-Kilometer lange Strecke zwischen Altona und Westerland nur noch 2:35 Stunden. Von April bis Oktober soll es je zwei Verbindungen an den Wochenenden morgens auf die Insel und abends zurück geben. Zudem sollen die Züge mit Monitoren ausgestattet werden, die Informationen zu Fahrtverlauf und Anschlüssen liefern.

Dass DB Regio den Zuschlag für die beliebte Strecke erhalten soll, ist in Branchenkreisen seit Wochen Gesprächsthema. Dabei steht auch die Frage im Raum: Was passiert mit den 180 Mitarbeitern der NOB? Sie werden nicht arbeitslos, sondern können Ende 2016 im Rahmen eines Betriebsübergangs zu DB Regio wechseln.

Während bei der Verbindung Hamburg-Sylt die Würfel dem Vernehmen nach gefallen sind, ist beim Sylt Shuttle noch vieles unklar. Die hoch attraktive Autozugverbindung zwischen dem Festland (Niebüll) und der Insel (Westerland) befindet sich noch im Vergabeverfahren. Es geht um die Frage, wer ab Dezember 2015 auf dieser Strecke Autos transportieren darf. Soweit bislang bekannt, hat sich neben der Deutschen Bahn auch das Privatunternehmen RDC beworben – eine Tochter des US-amerikanischen Eisenbahnkonzerns Rail Development Corporation. In den vergangenen Monaten entwickelte sich zwischen diesen beiden Firmen eine Bieterschlacht, die auf der Insel mit Sorgen beobachtet wurde. Es ist nämlich durchaus möglich, dass die DB Netz AG, die für das Vergabeverfahren zuständig ist, beide Bewerber zum Zuge kommen lässt.

Das würde zu logistischen Problemen an den Verladestationen in Westerland und Niebüll führen. Schon jetzt reicht dort in der Hochsaison der Platz für die Fahrzeuge, die auf die Verladung warten, nicht aus. Bei zwei Zuganbietern würden sich die Wartezeiten verlängern, die Abfertigung würde komplizierter.

Die Entscheidung über den Sylt Shuttle ist gefallen, aber noch geheim

Das Vergabeverfahren wird in diesen Tagen die letzte Phase erreichen. Die DB Netz AG hat entschieden, welches Unternehmen zu welchen Zeiten seinen Autozug auf die Reise schicken darf. Noch ist das Ergebnis allerdings geheim. Die beteiligten Verkehrsunternehmen werden zunächst darüber informiert und haben dann vier Wochen Zeit, um „berechtigte Beanstandungen“ geltend zu machen. Erst nach Ablauf dieser vier Wochen wird die Öffentlichkeit erfahren, wie es mit dem Autozug weitergeht. Bekannt ist allerdings schon, dass sich RDC für die kommenden zehn Jahre elf Fahrten gesichert hat, die größtenteils in Randzeiten liegen. Die wahrscheinlichste Variante lautet deshalb momentan: Sowohl RDC als auch die DB werden Autozug-Verbindungen anbieten.