Neustadt . Am 3. Mai 1945 beschossen die Briten in der Lübecker Bucht zwei Schiffe mit KZ-Häftlingen. Zum Gedenken kamen auch Überlebende aus dem KZ Neuengamme.
Am 70. Jahrestag der „Cap Arcona“-Katastrophe mit Tausenden Toten hat Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) an Flüchtlinge und Opfer autoritärer Regime erinnert. Er selbst habe keine Erinnerung an die Verbrechen der Nazi-Diktatur, aber: „Die Erinnerung an die Unmenschlichkeit macht uns verantwortlich für Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen und ihre Heimat verlassen“, sagte Albig am Sonntag bei der Gedenkveranstaltung in der Lübecker Bucht. Daran nahmen 800 Menschen teil, darunter 50 Überlebende des KZ Neuengamme.
Albig sagte, es gebe Stimmen in Deutschland, die einen Schlussstrich forderten. Doch dem müsse man entgegenhalten, dass ein ganzes Land damals in die Barbarei gerutscht sei. „Davor werden wir unsere Augen nicht verschließen.“
Kranzniederlegung am Ehrenmal in Neustadt
Am 3. Mai 1945 hatten britische Bomber den Luxusdampfer „Cap Arcona“ und den Frachter „Thielbek“ beschossen. Sie wollten verhindern, dass sich deutsche Truppen und Nazis über die Ostsee absetzen. An Bord waren aber Tausende Häftlinge aus dem KZ-Neuengamme. 6600 Häftlinge starben.
Am Sonntag wurde der Opfer mit einer Kranzniederlegung am „Cap Arcona“-Ehrenmal an der Bucht bei Neustadt (Holstein) gedacht. Auf dem Ehrenfriedhof sind 621 Opfer der Schiffskatastrophe beerdigt.
Berichte der Überlebenden sehr wichtig
Christine Eckel von der internationalen Häftlingsvereinigung Amicale Internationale AIN sagte, die Berichte der Überlebenden seien sehr wichtig. „Insbesondere die Gespräche mit den jungen Generationen sind unglaublich wertvoll – es sind Momente, die sich diesen Menschen einprägen.“
Ein Überlebender des Schiffsuntergangs, Jewginij Malchyn aus der Ukraine, sagte, vor 70 Jahren habe sich niemand von den Überlebenden vorstellen können, „dass wir eines Tages die Möglichkeit bekommen würden, unseren Tausenden verstorbenen Kameraden würdevoll zu gedenken.“.
Im KZ Neuengamme starben fast die Hälfte der Häftlinge
Das KZ-Neuengamme war mit mehr als 85 Außenstellen größtes nordwestdeutsches Lager. Fast 43.000 der mehr als 100.000 Häftlinge haben das Konzentrationslager nicht überlebt.
1946 verurteilte ein britisches Militärgericht 14 Mitglieder des KZ-Führungsstabs, elf von ihnen zum Tode, die drei übrigen zu langen Haftstrafen.