Schon vor dem offiziellen Start hatten die Einsatzkräfte in Wacken alle Hände voll zu tun. Ein 19-Jähriger starb auf der Zufahrtstraße zur Kuhwiese. Pastorin traut Pärchen auf Festival-Bühne ganz in schwarz.

Wacken. Neuer Anlauf nach dem geplatzten Auftritt von Motörhead im vergangenen Jahr: Die Band um Frontmann Lemmy Kilmister will am Freitagabend beim Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken Zehntausende „Metalheads“ zum Toben bringen. Zudem spielen am Abend unter anderem die Trash-Metal-Veteran von Slayer. Im vergangenen Jahr hatten Motörhead den Wacken-Auftritt vorzeitig abbrechen müssen, weil Kilmister gesundheitliche Probleme hatte.

Ex-Ministerpräsident Carstensen steht auf Wacken

Schleswig-Holsteins Ex-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen ist großer Fan des Heavy-Metal-Festivals in Wacken.„Ich bin jedes Jahr hier“, sagte Carstensen. Er habe großen Respekt vor den Machern des Spektakels im Kreis Steinburg.„Ich glaube, es gibt kein Festival mit 75.000 Menschen, das so friedlich ist. Mancher Jahrmarkt in Schleswig-Holstein ist unfriedlicher als das Wacken Open Air.“

Er tingele gerne über das Gelände.„Und wenn Doro Pesch da ist, dann höre ich mir das gerne an“, sagte Carstensen. Pesch trat vor einigen Jahren auch auf einer Feier für Carstensen anlässlich seines 65. Geburtstags auf. Seitdem ist der CDU-Politiker auch stolzer Besitzer einer Dauerkarte für das Open Air. Die Musik sei zwar nicht jedermanns Sache. „Aber sie bringt viele Leute friedlich zusammen.“

Schnuller-Alarm beim 25. Wacken Open Air

Wacken ist nicht nur Heavy Metal: Ein Schnuller-Alarm hat im Welt-Dorf der „Headbanger“ für Aufregung gesorgt. Ob die jungen Eltern am Donnerstag beim Abkochen der Schnuller den Topf auf dem Herd vergessen hatten, weil sie die Musik „Louder than Hell“aus der Nähe genießen wollten, war zunächst nicht bekannt. Im Einfamilienhaus empfing die Feuerwehrleute jedenfalls nur ein einsamer Hund, wie die Polizei Itzehoe mitteilte. Verletzt wurde niemand, der Golden Retriever und seine Besitzer kamen mit dem Schrecken davon, hieß es.

Sykline eröffnet das Metal-Festival

Zehntausende Fans haben im schleswig-holsteinischen Wacken den Start des weltgrößten Heavy-Metal-Festivals gefeiert. Bei strahlendem Sommerwetter stimmte die Band Skyline am Donnerstag die ersten Akkorde an.

Die Gruppe war schon bei der ersten Ausgabe des Wacken Open Air (W:O:A) vor 24 Jahren dabei. Damals hatte Festival-Mitbegründer Thomas Jensen in der Band noch selbst in die Saiten seiner Bassgitarre gegriffen.

Am Abend sollten unter anderem auch Saxon und Accept auftreten. Am Freitagabend stehen Motörhead auf dem Programm. Die 75.000 Tickets für das laut Veranstalter größte Heavy-Metal-Spektakel der Welt waren nach 44 Stunden verkauft.

Wacken-Besucher verunglückt tödlich

Leider gibt es schon jetzt eine traurige Nachricht. In der Nacht zu Donnerstag verunglückte ein 19-Jähriger aus Steinburg auf der Zufahrtstraße zum Festivalgelände tödlich. Wie die Polizei mitteilte, wurde der junge Mann gegen 3.30 Uhr aus noch unklarer Ursache von einem Taxi erfasst. Das Opfer starb noch an der Unfallstelle. Die Polizei ermittelt.

Die Angehörigen des Opfers sind laut Veranstalter bereits informiert. „Unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie und seinen Freunden“, heißt es auf der Homepage. Gleichzeitig appellieren die Wacken-Organisatoren noch einmal an alle Fans, „größtmögliche Vorsicht walten zu lassen – insbesondere auf befahrenen Straßen!“

Zuletzt war im August 2011 eine junge Frau auf dem Weg zum Wacken-Festival ums Leben gekommen. Außerdem verletzten sich drei Mitfahrer im Alter von damals 18 bis 20 Jahren schwer, als ihr Auto wegen einer Panne am Straßenrand stand und dort von einem Lastwagen angefahren wurde.

Neben dem tödlichen Unfall vom Donnerstag hatte die Polizei in Wacken bereits zahlreiche weitere Einsätze. 60 Diebstähle, darunter zwölf aus Zelten heraus, zwei Verkehrsdelikte und drei Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz hielten die Ordnungshüter schon in der ersten Nacht auf Trab.

Ein betrunkener 18-Jähriger rangierte sein Auto am Mittwochabend auf dem Festivalgelände und demolierte dabei zwei Fahrzeuge, einen Anhänger und ein Zelt. Er muss sich jetzt wegen Gefährdung des Straßenverkehrs infolge des Alkoholgenusses verantworten müssen.

Dennoch spricht die Einsatzleitung von relativ entspannten Verhältnissen. Das gilt auch für die Straßen rund um das W:O:A. Dank eines modifizierten Leitsystems konnten am Hauptanreisetag größere Stau auf der A23 verhindert werden.

Der Rettungsdienst musste zwischen Montagmorgen bis Donnerstagmittag insgesamt 71 Mal einschreiten, ein Großteil der Patienten kam in ins Klinikum Itzehoe. Im DRK-Behandlungszelt wurden bisher 692 Menschen versorgt. Einige mussten wegen Verletzungen nachbehandelt werden, die sie schon vor der Anreise erlitten hatten.

Wacken-Paar auf der Bühne getraut

Derweil wird es auf den Kuhweiden der schleswig-holsteinischen Gemeinde ab sofort auch musikalisch wieder heftig. Rund 60.000 der insgesamt 75.000 erwarteten Metal-Heads sind bereits auf dem Gelände.

Zwei von ihnen haben das W:O:A dazu genutzt, um in den Stand der Ehe zu treten. Auf einer der kleineren Bühnen traute Wackens Gemeindepastorin Petra Judith Schneider das Paar Arnd und Sigrid Warnshold. Und nicht nur der 50-Jährige und seine fünf Jahre ältere Braut, die sich vor zwei Jahren auf dem Festival als Zeltnachbarn kennengelernt hatten, waren schwarz gekleidet. Auch die Pastorin erschien im schwarzen W:O:A-T-Shirt.

Die deutsche Band Accept stimmte sich bereits mit einem speziellen Suchposter auf ihren Auftritt ein:

“Firefighters“ machten den Anfang

Den inoffiziellen Auftakt bildete bereits am Mittwochabend der Auftritt der Kapelle „Wacken Firefighters“ der örtlichen Feuerwehr, die auf dem Festival seit nunmehr 15 Jahren Kultstatus genießen. Und im Zelt von Bullhead City ging bereits ordentlich der Punk ab.

Viel Verkehr herrschte auf den Straßen rund um den 1800-Einwohner-Ort vor allem am Mittwoch, dem traditionellen Anreisetag. Die Headbanger wurden traditionell mit dem über den Straßen hängenden Spruch „Freu Dich, Du bist in Wacken“ begrüßt. Bereits zum neunten Mal in Folge ist das Festival offiziell „Sold out“. Niemals allerdings waren die Karten so schnell weg wie im vergangenen August. In weniger als 48 Stunden waren alle 75.000 Tickets weg.

Der Stromhunger des Festivals beträgt satte zwölf Megawatt. Das entspricht dem Verbrauch einer Stadt mit 70.000 Einwohner. Ohnehin ist Wacken bis zum Festivalende am frühen Sonntagmorgen nach Kiel und Lübeck wohl die drittgrößte Stadt Schleswig-Holsteins. Alles in allem halten sich bis dahin nach Angaben der Veranstalter knapp 100.000 Menschen in Wacken auf.

Und einige von ihnen hatten das Glück, ein Stückchen von diesem besonderen Kuchen abzubekommen: