Bei einem Spitzengespräch soll der heftige Streit um die Reform der Lehrerausbildung beigelegt werden. Dazu werden Vertretungen der Universitäten Kiel und Flensburg im Wissenschaftsministerium erwartet.

Kiel. Bei einem Spitzengespräch im Kieler Wissenschaftsministerium soll der heftige Streit um die Reform der Lehrerausbildung beigelegt werden.

Bildungs- und Wissenschaftsministerin Waltraud Wende (parteilos) hat für Dienstagmittag (12.30 Uhr) die Leitungen der Universitäten Flensburg und Kiel eingeladen, um doch noch eine einvernehmliche Regelung mit beiden Hochschulen zu erreichen. Vorangegangen waren Einzelgespräche.

Für die Lehrerausbildung im Norden plant Wende einen größeren Ausbau der Kapazitäten in Flensburg als im Vorjahr mit beiden Universitäten vereinbart. Die Uni Kiel sprach von einem Wort- und Vertrauensbruch und befürchtet Mittelverschiebungen zu ihren Lasten.

Dies hat Wende aber mit Nachdruck dementiert. Zunächst sollten nur 7, dann 13 Fächer in Flensburg ausgebaut werden für die Ausbildung zum künftigen Sekundarlehrer. Er soll an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen von den Klassen 5 bis 13 unterrichten. Bisher werden Gynmasiallehrer in Kiel ausgebildet, Primarstufenlehrer bis Klasse 4 und Lehrer der Sekundarstufe I bis zur Klasse 10 in Flensburg. Künftig soll es nur noch Sekundarlehrer von Klasse 5 bis 13 geben.

Die Uni Flensburg argumentiert, dass sich die Geschäftsgrundlage seit Herbst entscheidend geändert habe. Denn die ursprünglichen Pläne seien von den bisherigen Stufenlehrern I und II ausgegangen. Jetzt aber wolle Schleswig-Holstein das Sekundarstufenlehramt von Klasse 5 bis 13 einführen. Das würde bedeuten, dass Flensburg nur noch der Primarbereich bliebe und ein Angebot im Sekundarbereich in 7 Fächern. Dies sei aber eine zu geringe Zahl an Fächern und Fächerkombinationen. Die Uni Flensburg würde nach Schätzungen etwa 1000 Lehramtsstudenten verlieren und damit ihre Zukunftsfähigkeit in der Lehrerausbildung.

Die Oppositionsfraktionen von CDU und FDP werfen Wende vor, einen Einheitslehrer schaffen zu wollen. Ideologisches Ziel sei es, das Gymnasium abezuschaffen.

Außerdem wird Wende vorgehalten, dem Parlament eine unseriöse viel zu niedrige Kostenplanung für den Ausbau in Flensburg vorgelegt zu haben. Ihre Rücktrittsforderungen begründet die Opposition zudem mit dem Vorwurf, Wende bediene mit dem Ausbau in Flensburg auch persönliche eigene Interessen.

„Keinerlei politisches Gespür“

Wende war vor ihrer Ministerzeit Uni-Präsidentin in Flensburg. Das Präsidium sagte ihr zu, ihr bei einer vorzeitigen Rückkehr eine Professur geben zu wollen. Wende hat inzwischen erklärt, von dieser Möglichkeit nicht Gebrauch zu machen. Auf Antrag der CDU wird der Landtag in Kiel am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde über Wende debattieren.

„Diese Frau hat offenbar keinerlei politisches Gespür“, sagte FDP-Fraktionsvize Christopher Vogt am Dienstag. Die FDP fordert komplette Akteneinsicht zu der geplanten Reform der Lehrerbildung. Wende müsse ihre Vereinbarung mit der Uni Flensburg veröffentlichen, sagte Vogt.

Ex-Minister Ekkehard Klug (FDP) nannte die Vereinbarung rechtswidrig. Sie widerspreche den Vorgaben zur Besetzung von Professorenstellen. Wende war vor ihrem Wechsel in das Kabinett Präsidentin der Uni Flensburg. „Es glaubt doch niemand, dass sie frei in ihrem politischen Vorgehen ist“, sagte Vogt.

Noch vor dem Treffen Wendes mit den Präsidien der Unis Kiel und Flensburg verständigten sich die Koalitionsfraktionen am Dienstag über ihr weiteres Vorgehen in Sachen Lehrerbildung. Dies wollen sie am Nachmittag auf einer Pressekonferenz erläutern.