Der auf der Flaniermeile in Westerland geplante „Gentlemen’s Club“ erhitzt die Gemüter. Der Bauausschuss hat den „bordellartigen Betrieb“ bereits genehmigt - doch Bürgermeisterin Petra Reiber kündigt Gegenwind an.

Westerland/Sylt. Das geplante Bordell in Westerland sorgt weiter für Diskussionsstoff auf der Urlaubsinsel Sylt. Am Montag traf sich die Bürgermeisterin der Gemeinde, Petra Reiber, im Westerländer Rathaus zu einem Krisengespräch mit Michael Berentin, dem Marketingleiter des Stuttgarter Bordell-Betreibers Jürgen Rudloff.

Rudolff, der von der Boulevardpresse gern als Bordellkönig bezeichnet wird, will für rund 2,5 Millionen Euro das ehemalige Kino im Appartement-Haus Strandburg auf der beliebten Flaniermeile umbauen und dort einen „Gentlemen’s Club“ entstehen lassen. Die Eröffnung des Edel-Bordells, in dem die Angestellten „auch der Prostitution nachgehen“, ist für Ende 2014 geplant.

Bürgermeisterin Reiber ist von den Plänen alles andere als begeistert und will den vom Bauausschuss der Gemeinde Sylt an der Strandstraße genehmigten „bordellartigen Betrieb“ verhindern. In dem Gespräch am Montag machte Reiber ihren Standpunkt gegenüber Berentin erneut deutlich: Ein weiteres Bordell auf der Urlaubsinsel sei unerwünscht, es sei mit „erheblichem Gegenwind“ von Bürgern und von der Gemeinde zu rechnen.

Baurechtlich ist der Fall jedoch bereits abgeschlossen, Kreis und Gemeinde haben der Errichtung des „Gentlemen’s Club“ bereits im Frühjahr 2012 zugestimmt. Allerdings war man zu dem Zeitpunkt offenbar nicht von einem Bordell, sondern von einer Tabledance-Bar ausgegegangen.

Zuletzt hatten Rotlicht-Gerüchte um Rudloff das Thema weiter angeheizt. Die „Bild“-Zeitung hatte berichtet, dass der Unternehmer im Rockermilieu bekannt sei und Kontakte zu den „Hells Angels“ habe. Reiber befürchtet deswegen, dass mit dem geplanten neuen Bordell auch Kriminalität auf Sylt Einzug halten könnte. Vor dem Hintergrund der geschlossenen Geburtshilfestation in Westerland sieht die Politikerin durch das Bordell einen weiteren Attraktivitätsverlust der Insel: „Die Geburtshilfe ist eingestellt, aber Prostitution gibt es im Übermaß“ – das könne der „gesellschaftliche Untergang“ sein.

Im Kampf gegen das geplante neue Bordell hatte sich in der vergangenen Woche mit Alice Schwarzer auch prominente Unterstützung angekündigt. Konkrete Pläne für eine Zusammenarbeit mit der Feministin gebe es aber noch nicht.

Reiber will das Thema in der kommenden Woche noch einmal im Hauptausschuss behandeln und erhofft sich auch aus der Politik ein klares Nein gegen das Etablissement. Ob das Edel-Bordell kommt oder nicht, ist weiter offen.