Bürgermeisterin Petra Reiber kann im Kampf gegen das in Westerland geplante Edel-Bordell auf prominente Unterstützung von Alice Schwarzer zählen. Unterdessen heizen Rocker-Gerüchte um den Bordell-Betreiber das Thema an.

Westerland/Sylt. Das geplante Bordell in Westerland auf Sylt erhitzt die Gemüter. Im Kampf gegen den vom Bauausschuss der Gemeinde Sylt an der Strandstraße genehmigten „bordellartigen Betrieb“ kann die Bürgermeisterin der Gemeinde, Petra Reiber, nun auch auf prominente Unterstützung zählen. Über den Verlag der „Emma“-Herausgeberin sei ihr Hilfe von Alice Schwarzer angeboten worden, sagte Reiber am Montag. Das „Flensburger Tageblatt“ hatte zuvor darüber berichtet (Montagsausgabe). „Der Verlag hat mich mit Fachliteratur versorgt“, ergänzte Reiber. Konkrete Pläne für eine Zusammenarbeit mit der Feministin gebe es aber nicht, zumal Reiber nicht wie Schwarzer generell gegen Bordelle sei.

In Westerland existiere bereits ein Bordell, über das es keine Beschwerden gebe. Allerdings teilt Reiber Schwarzers Ablehnung der Reform des Prostitutionsgesetzes von 2002. Damit hätten Polizei und Ordnungsamt keine Möglichkeit, Bordelle zu kontrollieren. Reiber hofft auf die Unterstützung der Bürger im Kampf gegen die Bordellpläne.

Unternehmer Jürgen Rudolff will für rund 2,5 Millionen Euro das ehemalige Kino im Appartement-Haus Strandburg auf der beliebten Flaniermeile umbauen und einen „Gentlemen’s Club“ entstehen lassen.

Die Eröffnung des Edel-Bordells, in dem die Angestellten „auch der Prostitution nachgehen“, ist für Ende 2014 geplant. Das Etablissement auf Sylt solle aber nicht mit den fünf anderen Bordellen Rudolffs in Deutschland vergleichbar sein. „Das wird sehr stilvoll, kriegt Clubcharakter, wird gar nicht puffig – in seiner Art einzigartig“, hatte der Unternehmer Ende des vergangenen Jahres in der „Sylter Rundschau“ erklärt. Rudolff plane mit rund 15 bis 20 Angestellten, die freischaffend der Prostitution nachgehen. Der Bordell-Besitzer betonte, dass seine Mitarbeiterinnen selbstständig sind und eigenständig entscheiden, wann und wie sie arbeiten.

Rocker-Gerüchte um Bordell-Betreiber Rudolffs

Neue Gerüchte heizen unterdessen das Thema an. Wie die Bild-Zeitung in ihrer Ausgabe von Sonnabend berichtet, soll Rudolff Verbindungen zu den „Hells Angels“ haben. Der Unternehmer soll bestätigt haben, einzelne Mitglieder der Rockergruppe zu kennen. Geschäftlich arbeite er jedoch nicht mit ihnen zusammen, so der Bordell-Betreiber.

Laut „Sylter Rundschau“ ist Petra Reiber dieses Gerücht schon seit längerem bekannt. Die Bürgermeisterin der Gemeinde befürchtet deswegen, dass mit dem geplanten neuen Bordell auch Kriminalität auf Sylt Einzug halten könnte. Ob die Verwaltung sich jedoch letztendlich gegen das Bordell durchsetzen kann, ist unklar. Die Umbauten im Keller des Appartement-Hauses sind offenbar bereits genehmigt.

In der kommenden Woche will sich Reiber mit der Geschäftsführung des Bordellbetriebs treffen. Noch sei keine Konzession beantragt worden, baurechtlich sei der Fall aber abgeschlossen. „Ich werde ihnen sagen, dass sie hier nicht willkommen sind.“

Vor dem Hintergrund der geschlossenen Geburtshilfestation in Westerland fürchtet Reiber einen weiteren Attraktivitätsverlust der Insel: „Die Geburtshilfe ist eingestellt, aber Prostitution gibt es im Übermaß“ – das könne der „gesellschaftliche Untergang“ sein.