Auf seiner Auslandsreise besucht Ministerpräsident Torsten Albig schleswig-holsteinische Betriebe und mehrere Hochschulen. Das Treffen mit Baolong soll dem gegenseitigen Kennenlernen dienen.
Hangzhou. Schleswig-Holstein und die chinesische Provinz Zhejiang wollen ihre Kooperation weiter vertiefen. „Wir treffen hier auf Verwaltung und Politik, die uns sehr wohlgesonnen sind“, sagte Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) am Dienstag nach einem Treffen mit dem Parteisekretär der Provinz, Xia Baolong. Dieser hatte Albig und dessen offizielle Delegation im Gästehaus der Provinzregierung empfangen.
„Man sieht in Zhejiang, dass wir die erfolgreichste Wirtschaftsförderung für mittelständische deutsche Unternehmen in China machen“, sagte Albig. Baolong hatte sich dafür ausgesprochen, in der Kooperation beider Regionen „neue Bereiche zu erschließen“. Konkret wurde er allerdings nicht.
„Es war ein Höflichkeitstreffen“, sagte Albig. Die Menschenrechts-Situation in China war im offiziellen Teil des Treffens kein Thema. „Ich habe ihn zum ersten Mal getroffen. Solche Gespräche dienen in China dem Kennenlernen im wahrsten Sinne des Wortlauts“, sagte Albig. Bei Tisch sei jedoch über die Entwicklung der Freiheit in China und auch „die Unfreiheit in einem kapitalistischen System“ gesprochen worden.
„Anders, als es viele Menschen in Deutschland sehen, sind solche Momente nicht dafür geeignet, dass ich meinen chinesischen Gegenüber belehren müsste über meine Sichtweise von konkreten Menschenrechten“, sagte Albig. Er sei 1999 das erste Mal im Reich der Mitte gewesen. „Was sich seitdem getan hat, ist schon gigantisch.“
Am Vormittag hatte Albig zum Abschluss seines Aufenthalts in Shanghai die dortige East China University of Science and Technology besucht. In seinem Beisein wurde das Kooperationsabkommen mit der Fachhochschule Lübeck um weitere fünf Jahre verlängert. Derzeit studieren 73 chinesische Studenten in der Hansestadt Umweltingenieurwesen oder Informationstechnologie. Drei ihrer acht Semester absolvieren sie in Lübeck. Parallel gehen jedes Jahr acht Lübecker Studenten für ein Semester nach Shanghai.
Bereits seit 2004 bieten die beiden Hochschulen die englischsprachigen Studiengänge an. 2007 kamen die ersten chinesischen Studenten nach Lübeck. „Der deutsch-chinesische Doppelabschluss des Studienmodells ist bewusst auf die deutsch-chinesische Wirtschaftszusammenarbeit zugeschnitten“, sagte Albig. Die Zusammenarbeit beider Hochschulen sei sehr erfolgreich.
Der Vize-Präsident der Fachhochschule, Joachim Litz, betonte, „das Resultat der Kooperation ist enorm“. Ähnlich überzeugt klang der Präsident der Universität Shanghai, Qian Xuhong. „Wir freuen uns sehr auf die Fortsetzung der Kooperation“, sagte er. Die Zusammenarbeit beider Hochschulen sei sehr solide.
Derzeit absolvieren drei Lübecker Studenten ein Auslandssemester in Shanghai. Eine von ihnen ist die 23 Jahre alte Maschinenbau-Studentin Katja Albrecht. „Ich finde das sehr schön hier“, sagte sie. Etwas chinesisch lernte sie bereits im Vorfeld. Die Schriftsprache zu lernen, falle ihr leichter als die Aussprache. „Für die Mensa reicht’s aber.“
Albrecht forscht in Shanghai an Verbund-Kunststoffen. Erste Unterschiede zwischen beiden Hochschulsystemen hat sie bereits ausgemacht. Chinesische Studenten müssten Hausaufgaben machen und es bestehe Anwesenheitspflicht. In Deutschland hätten Studenten „nicht so viel Stress“, sagte sie.
Auch Studentenparties liefen gänzlich anders ab, sagte Albrecht. Sie endeten spätestens um 21.00 Uhr. Bis 23.00 Uhr müssten ihre chinesischen Kommilitonen auf den Zimmern sein.