Türen öffnen für den Norden im Reich der Mitte: Ministerpräsident Albig besucht China. Ihn begleitet eine Wirtschaftsdelegation. China ist nach Dänemark zweitwichtigster Handelspartner des Landes.
Kiel. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) will in China die Kooperation mit der Partnerregion Zhejiang weiter ausbauen und norddeutschen Firmen Türen öffnen helfen. „Ich möchte mich in China dafür einsetzen, dass unsere Firmen so viel Hilfe wie möglich dabei bekommen, im chinesischen Markt erfolgreich zu sein“, sagte Albig vor Start seiner sechstägigen Reise. Die Volksrepublik habe sich zum wichtigsten Handelspartner des nördlichsten Bundeslandes außerhalb Europas entwickelt.
Begleitet von einer Wirtschaftsdelegation mit 40 Teilnehmern reist Albig am Sonnabend zunächst nach Shanghai. Auf dem Programm steht der Besuch von Niederlassungen schleswig-holsteinischer Betriebe und mehrerer Hochschulen. Der 50-Jährige setzt eine Tradition Kieler Regierungschefs fort. Auch seine beiden Vorgänger Peter Harry Carstensen (CDU) und Heide Simonis (SPD) hatten die chinesische Partnerregion in ihrer Regierungszeit besucht. Begründet hatte diese Beziehungen 1987 der damalige Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU).
Für Albig hat China „große Bedeutung für unsere Wirtschaft“. Firmen aus dem Norden hätten sich erfolgreich am chinesischen Markt etabliert, beispielsweise im Bereich Medizintechnik, aber auch in anderen Bereichen wie dem Maschinenbau oder der Elektrotechnik. In den kommenden Jahren werde das Land seine öffentliche Infrastruktur weiter ausbauen, die Produktionsinfrastruktur modernisieren und in die Entwicklung neuer Technologien sowie den Umweltschutz investieren, sagte Albig. „Vor allem entsteht aber ein großer, wohlhabender Markt, der neue Absatzchancen eröffnet. Genau hier bieten sich viele neue Möglichkeiten für Unternehmen aus Schleswig-Holstein.“
Geplant sind unter anderem Besuche der Niederlassungen der Lübecker Medizintechnik-Unternehmen Dräger Medical in Shanghai, das sich erfolgreich auf dem chinesischen Markt behauptet, und von Euroimmun in Hangzhou. „Wenn ein mittelständisches Unternehmen wie Wiska aus Kaltenkirchen seine erste Niederlassung in China eröffnet, bin ich sehr froh, mit dabei zu sein“, sagte Albig.
Auch hiesige Hochschulen wollen ihre Aktivitäten im Fernen Osten vorantreiben. Die Fachhochschule Lübeck bildet seit fast zehn Jahren gemeinsam mit einer Universität in Shanghai deutsche und chinesische Studenten aus. Mit einer Universität in Hangzhou soll laut Albig ein Institut für Ingenieurwissenschaften auf den Weg gebracht werden.
Nach Angaben der Wirtschafts- und Technologieförderung Schleswig-Holstein (WTSH) exportierten hiesige Firmen 2012 Waren im Wert von mehr als 950 Millionen Euro nach China. Das Schleswig-Holstein Business-Center (SHBC) ebnete etwa 200 Firmen den Weg in den chinesischen Markt. Im Gegenzug siedelten sich seit 2008 insgesamt 30 chinesische Unternehmen im Norden an und schufen dort mehr als 200 Arbeitsplätze. Albig will in Hangzhou neue Büroräume des SHBC eröffnen und „noch mehr Unternehmen ermuntern, sich in China zu engagieren. China ist einer der am schnellsten wachsenden Märkte der Welt und daher sehr lohnend.“
Der Sozialdemokrat will aber nicht nur Kontakte in Wirtschaft und Wissenschaft pflegen. „Es ist selbstverständlich, dass man in China auch das Thema Menschenrechte anspricht. Man sollte nur wissen, dass man wenig hilft, wenn man meint, sein chinesisches Gegenüber belehren zu müssen“, sagte er. In Hangzhou, der Hauptstadt der 54 Millionen Einwohner zählenden Region Zhejiang, will ihn Xia Baolong empfangen, der ranghöchste Politiker in der Provinz.
China ist für Albig kein Neuland. Der ehemalige Pressesprecher des Bundesfinanzministeriums war bereits mit Delegationen der ehemaligen Bundesminister Hans Eichel und Peer Steinbrück (beide SPD) dort und auch in seiner Zeit als Kieler Oberbürgermeister. „Ich war immer sehr beeindruckt von der chinesischen Gastfreundschaft und neugierig auf alles Neue“, sagte Albig. Die Küstenprovinz Zhejiang kennt er noch nicht. Daher werde er mit einer „sehr großen Portion Vorfreude im Gepäck“ aufbrechen.