Ursprünglich sollte die Besatzung mit dem Dreimaster noch in diesem Jahr zu einer zu einer mehrwöchigen Ausbildungsfahrt starten.

Kiel. Der Rumpf des Segelschulschiffs "Gorch Fock“ ist durch Rost deutlich schwerer in Mitleidenschaft gezogen als zunächst angenommen. Das Schiff wird voraussichtlich bis März kommenden Jahres ausfallen, wie Marineamtssprecher Gunnar Wolff am Freitag sagte. Er bestätigte damit einen Bericht des Hörfunksenders NDR 1 Welle Nord. Ursprünglich sollte die Besatzung mit dem Dreimaster noch dieses Jahr zu einer zu einer mehrwöchigen Ausbildungsfahrt starten, um sich auf die Rückkehr zum normalen Schiffsbetrieb vorbereiten.

Bei Instandsetzungsarbeiten im Dock der Kieler Lindenau-Werft waren jedoch zunächst Risse im Rumpf entdeckt worden. Daraufhin hatte die Marine Gutachter eingeschaltet. Dabei wurde festgestellt, dass der Rostfraß weitaus größer ist als zunächst angenommen, berichtet der NDR unter Berufung auf einen internen Bericht des Wehrwissenschaftlichen Instituts für Werk- und Betriebsstoffe.

+++ Segelschulschiff „Gorch Fock" fällt längere Zeit aus +++

"Wir müssen auch viele im Rumpf gelegene Einrichtungen demontieren, damit wir an den Rumpf rankommen“, sagte Wolff. Mehrere Spanten müssten in den kommenden Monaten erneuert werden. Zur Schadenshöhe konnte Wolff keine Angaben machen.

Laut dem internen Bericht gibt es zwei mögliche Schadensursachen. Einerseits ist die innere Farbbeschichtung des Rumpfes nicht optimal und begünstigte so den Rostbefall. Außerdem waren die als Ballast gestapelten Bleibarren nicht isoliert. Im Zusammenspiel von Bilgenwasser, Blei und Stahlrumpf soll es zu zersetzenden Kriechströmen gekommen sein. Der Schaden lässt sich zurückführen auf das erste Halbjahr 2010. Vor 18 Monaten war das Schiff in Elsfleth grundüberholt worden.

"Gorch Fock“ seit Ende Oktober im Dock

Das Segelschulschiff liegt seit dem 24. Oktober im Dock der Kieler Lindenau-Werft. Grund waren ursprünglich Routinearbeiten am Schiffsrumpf. Im Mittelpunkt stand der Austausch sogenannter Zink-Opferanoden. Sie sind am Schiffsrumpf des 1958 gebauten Dreimasters befestigt und dienen dem Korrosionsschutz.

Ausgebildet wird derzeit nicht an Bord des Dreimasters. Nach dem tödlichen Sturz einer Kadettin im November vorigen Jahres wird das Ausbildungskonzept der Marine überarbeitet. Die Soldatin war in Brasilien bei der Segelvorausbildung aus der Takelage gestürzt. Ihre Mutter hatte daraufhin schwere Vorwürfe gegen die Schiffsführung erhoben und Strafanzeige wegen fahrlässiger Tötung erstattet.

Nach weiteren Meldungen über unhaltbare Zustände an Bord untersuchten Marine und Staatsanwaltschaft die Vorfälle. Die Staatsanwaltschaft in Kiel sah allerdings keinen Hinweis auf Fremdverschulden.