Verhandeln und streiken: Die Verhandlungen werden am Dienstag weitergeführt, wie lange ist allerdings unklar. Auch Streiks werden fortgesetzt.

Berlin/Schleswig. Die Gewerkschaft Verdi und die Helios Kliniken GmbH haben einen neuen Anlauf unternommen, die verhärteten Fronten im Tarifstreit um die Damp-Kliniken aufzubrechen. „Wie lange sie dauern werden, ist völlig offen, das letzte Mal ging es bis in die Nacht“, sagte Verdi-Sprecher Christoph Schmitz am Montag. Die Gespräche sollen in jedem Fall am Dienstag fortgesetzt werden. Parallel wird am Helios-Klinikum Schleswig zwei Tage gestreikt, um weiter Druck auf Helios auszuüben. Auch Helios-Sprecher Jan-Christoph Deißner machte keine Angaben zum Verlauf der Gespräche.

Unterdessen forderte der DGB die Landesregierungen in Kiel, Schwerin und Hamburg auf, zu dem „skandalösen Massenrausschmiss“ beim Damp-Konzern Stellung zu nehmen. Helios hatte „vorsorglich“ den 1000 Mitarbeitern seiner Zentralen Service-Gesellschaft gekündigt. Die ZSG wäscht die Wäsche in Kliniken, übernimmt Reinigungsarbeiten und bereitet Essen für Gesundheitseinrichtungen zu. Helios nannte den unbefristeten Streik der Arbeitnehmer für einen Tarifvertrag beim Damp-Konzern als Grund für die Kündigungen, denn die ZSG könne ihre Verpflichtungen nicht mehr wahrnehmen. Nach Ansicht des DGB geht es dem Helios-Konzern, der kürzlich die Damp-Gruppe übernahm, um schlechtere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten.

„Damp und Helios führen sich auf wie Gutsherren“, sagte Uwe Polkaehn, Vorsitzender des DGB Nord. „Mit der Entlassung von tausend Beschäftigten sollen die Gewinne des Konzerns maximiert und die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Füßen getreten werden.“ Die Beschäftigten bekämen Stundenlöhne um neun Euro. „Ihre gute Arbeit muss endlich fair und tarifvertraglich entlohnt werden.“ Landesregierungen, Arbeitgeber und Gewerkschaften müssten die Dumpinglohn-Strategie der Klinik-Manager durchkreuzen, forderte Polkaehn. DGB und Verdi betonten, die Kündigungen seien eindeutig rechtsunwirksam. Sie verstießen gegen das Betriebsverfassungsgesetz. Die Betroffenen sollten Kündigungsschutzklagen einreichen.

Laut DGB sind von Kündigungen folgende Standorte betroffen: Damp (401 Entlassungen), (16), Lehmrade (30), Ostseebad Schönhagen (55) und Schleswig (140) in Schleswig-Holstein, Ahrenshoop (46) und Stralsund (184) in Mecklenburg-Vorpommern sowie Hamburg (131) .

Helios hatte die Damp-Kliniken in den drei Bundesländern im März übernommen. Bei einer Urabstimmung von Verdi Mitte Juni sprachen sich 86 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für einen unbefristeten Streik aus, nachdem es im Frühjahr schon mehrere Warnstreiks gegeben hatte. Verdi will die Einführung von Tarifregelungen für bestimmte Bereiche erreichen beziehungsweise bessere Tarifbedingungen als bisher.

In Schleswig sind seit Montag etwa 170 Mitarbeiter der Zentralen Service-Gesellschaft zum Streik aufgerufen. Dabei handelt es sich insbesondere um Küchen- und Reinigungskräfte. Der Klinikbetrieb laufe dank einer Notdienstvereinbarung ordnungsgemäß weiter, teilte die Geschäftsführung mit. Verdi setzt darauf, jeweils einzelne Damp-Einrichtungen nacheinander zu bestreiken. Damit solle dem Arbeitgeber es schwergemacht, aber zugleich die Patienten möglichst wenig beeinträchtigt werden.

In der vergangenen Woche hatte der Konflikt um die Damp-Einrichtungen einen neuen Höhepunkt erreicht: Die Kliniken und Einrichtungen kündigten zunächst sämtliche Verträge mit der ZSG Damp. Diese wiederum kündigte daraufhin vorsorglich 1000 Mitarbeitern.

Die Argumentation von Helios, die ZSG könne ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen, sei „hanebüchen“, sagte Schmitz. Am vergangenen Donnerstag und Freitag hätten lediglich 60 bis 70 Mitarbeiter gestreikt. Zudem fordere Helios von der ZSG, sie solle ihre Leistungen bis zum 31. Juli erbringen.

Helios-Sprecher Deißner äußerte sich am Montag nicht dazu, ob die ZSG doch noch eine Zukunft haben könnte. Die Leistungen, die die Service-Gesellschaft bisher erbracht habe, seien ausgeschrieben. Es bleibe abzuwarten, welche Dienstleister Helios künftig verpflichten werde. Möglicherweise könnten dann ehemalige ZSG-Mitarbeiter bei neuen Dienstleistern eine Anstellung finden. (dpa)