Holm. Große Firmen wie die Deutsche Bahn setzen auf die Arbeit von Birgit Dierker. So soll in ihrem Atelier die Team-Chemie gefördert werden.
Wer künftig die Räume des ehemaligen Kunsthofs in Holm betritt, hat die Chance auf echte Veränderungen. Versprechen kann Birgit Dierker natürlich nichts, aber im lichtdurchfluteten Atelier des schmucken alten, denkmalgeschützten Bauernhauses an der Hetlinger Straße ist zumindest alles dafür angerichtet.
Unter dem englischsprachigen Motto „What can art do for you?“ – also „Was kann Kunst für dich tun?“ – werden im Jahr 2024 Seminare und Workshops unter ihrer Leitung durchgeführt. Als Coach und Künstlerin setzt sie sich zum Beispiel mit Firmenteams oder Führungskräften zusammen. Auch Einzelpersonen können mit ihr arbeiten.
Coaching-Atelier „werke und werte“ ist von Hamburg nach Holm gezogen
Offiziell heißt das Atelier „werke und werte“ – also mit kleinen Anfangsbuchstaben. Dies sei bewusst geschehen, so Dierker. Denn es gehe um die Aufforderung zur Aktivität, darum, eigene, vielleicht festgefahrene Denkmuster zu hinterfragen – und im Optimalfall einen frischen, unverkrampften Blick auf die Dinge zu erhalten. Neue Potenziale sollen entdeckt werden. Mit dem Atelier ist sie nach 13 Jahren in Hamburg-Eimsbüttel nach Holm gezogen.
Das Thema Kunst und eigene Kreativität solle genutzt werden, für den Austausch untereinander und die Reflexion. „Führung in den Unternehmen verändert sich. Die Hierarchien sind ganz anders, nämlich flacher geworden. Da müssen Firmen unbedingt auf die Ansprüche der jüngeren Generationen reagieren. Da kann auch die Kunst helfen und Brücken bauen“, sagt Dierker.
Deutsche Bahn, T-Mobile und Philips lassen sich von ihr beraten
Wer die 61 Jahre alte Hamburgerin nun augenrollend in die esoterische Ecke stellen möchte, liegt falsch. Sie war einst selbst 17 Jahre Führungskraft, Firmen wie beispielsweise die Deutsche Bahn, T-Mobile, Union Invest und Philips setzen auf Seminare ihrer Firma Art of Leadership, in denen alle Hierarchieebenen durchleuchtet werden. In diesem Jahr waren insgesamt gut 700 Teilnehmer dabei.
Denn Dierker ist auch auf psychologischer und neurologischer Ebene bewandert. Dierker beschäftigt sich etwa seit Jahren mit dem Thema Neuroplastizität. Dabei geht es um den Umbau von neuronalen Strukturen im Gehirn – um neue Strukturen in Denken und Handeln ermöglichen zu können. Es sollen quasi neue Gedanken entstehen, die nicht auf dem eigenen bisherigen Erfahrungsschatz beruhen.
Birgit Dierker: „Man sollte sich stets neu inspirieren lassen“
„Man sollte sich stets neu inspirieren lassen. Das merkt auch jeder, der im Urlaub neue, unbekannte Eindrücke sammelt. Daraus entsteht ein positives Mindset“, so die Künstlerin. So eine positive Denkweise und Einstellung in den verschiedensten Köpfen möchte Dierker in ihren Kursen in Zusammenarbeit mit den Teilnehmern entstehen lassen.
Dass ihr neues Vorhaben im Januar beginne, sei ebenfalls eine bewusste Entscheidung gewesen. „Aus meiner Sicht haben sich viele Unternehmen, etwa auch durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, doch von der Natur wegbewegt“, erklärt sie. Dort gebe es auch Zyklen. Im neuen Jahr, wenn auch in der Natur Neues entsteht, solle dann frisch gestartet werden.
Ehemaliger Kunsthof Holm: Potenzial-Entfaltung und Reflexion auf 170 Quadratmetern
Im Oktober 2023 hatte Dierker als Mieterin den Kunsthof übernommen und gestaltete ihn im Inneren nach ihren Wünschen um. Sie möchte eine gemütliche Wohlfühl-Oase schaffen. Und wer schon vorab das Atelier betreten durfte, spürt diese, auch wenn es esoterisch klingt, beseelte Atmosphäre schon jetzt.
Auf 170 Quadratmetern wird dann gewerkt, gesprochen und gewertet. Sobald es wärmer wird, steht auch der weitläufige Garten für den Austausch zur Verfügung. Es können auch beispielsweise Strategieworkshops oder sogenannte Retreats, also kreative Ruhepausen, dort stattfinden. Möglich seien auch Ausstellungen oder Konzerte.
Künstlerin Dierker gab ihren Beamtenjob für die Leidenschaft auf
„Ich möchte an diesem Ort Menschen zusammenbringen, die sich inspirieren lassen sollen“, sagt Dierker, die einst ihren festen Beamtenjob im Vertrieb bei der Telekom aufgegeben hatte, weil sie lieber „aus einer tiefen Leidenschaft heraus“ für ein besseres Miteinander, für eine bessere Team-Chemie sorgen wollte. Gemalt habe sie ebenfalls schon immer, die Kunst habe sie von Kindesbeinen an begleitet und interessiert.
Daraus erarbeitete sie über die Jahre hinweg ein Konzept, Gemeinschaften zu fordern und zu fördern. So werde beispielsweise in Gruppenarbeit ein Kunstwerk erschaffen – die Kommunikation läuft ausschließlich non-verbal ab.
Seit zehn Jahren begleitet sie Firmenteams bei Transformationsprozessen. Die Kunst sei dabei auch eher als Mittel zum Zweck zu verstehen. Über neue Dinge solle neue Energie entstehen. Dierker zitiert Einstein: „Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“
Arbeit orientiert sich an der Theory U aus den USA
Dierker orientiert sich in ihrer Arbeit an der sogenannten Theorie U, die von Otto Scharmer am Massachusets Institute of Technology (MIT) in den USA aufgestellt worden ist. Diese besagt grob beschrieben, dass die Wirksamkeit des eigenen Handelns durch innere Einstellung und Orientierung an der Zukunft beeinflusst wird.
Dierker selbst hat in ihrer eigenen Vergangenheit keinen gewöhnlichen Werdegang. Sie stammt aus Osnabrück und ist in der familiären Backstube in den 60er-Jahren groß geworden. Mit 18 Jahren wurde sie erstmalig Mutter einer Tochter und musste damit schon früher als andere zusätzliche Energie aufbringen.
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Auch den Sohn erzog sie allein. Mit den ersten Coachings, Fortbildungen und dem Sammeln von Zertifikaten etwa in den Bereichen der energetischen Psychotherapie, Hypnotherapie oder der Transaktionsanalyse hat die Hamburgerin bereits vor 30 Jahren begonnen.
Über die Beschäftigung mit der Kunst sollen Potenziale entstehen
Mit ihrer Arbeit möchte sie Potenziale bei jedem einzelnen freisetzen und Weichen für eine bessere Team-Chemie stellen. Eine positive Grundeinstellung inklusive einer gesunden Portion mentaler Disziplin sei laut Birgit Dierker allgemein gesehen immer von Vorteil.
Einmal im Monat an jedem letzten Sonnabend gibt es ein offenes Atelier Jeder kann in die Räume, Hetlinger Straße 19, vorbeikommen und sich bei einem ungezwungenen Plausch mit Kaffee und Kuchen umschauen und alles auf sich wirken lassen. Erstmalig gibt es diese Veranstaltung am Sonnabend, 27. Januar, zwischen 10 und 16 Uhr.
Weitere Informationen: https://atelier-werkeundwerte.de/