Wedel/Haseldorf. Seit 1993 hat der Biologe Uwe Helbing das Naturschutzgebiet Haseldorfer Binnenelbe und Elbvorland betreut. Jetzt ist er gestorben.
Wer sich mit Tieren und Pflanzen in der Haseldorfer Marsch beschäftigte, kannte Uwe Helbing. Geduldig, freundlich und sachkundig warb er für den Naturschutz, 30 Jahre lang. Vor wenigen Tagen starb der Biologe im Alter von 65 Jahren zu Hause bei seiner Familie in Wedel. Eine schwere Krebserkrankung hatte ihn schon Monate vorher gezwungen, auf seine geliebte Arbeit im Elbmarschenhaus in Haseldorf zu verzichten.
„Wir verlieren nicht nur einen versierten Naturschützer, sondern einen beliebten Kollegen und Freund“, sagt Edelgard Heim, Leiterin des Elbmarschenhauses. Bis zuletzt hatte sich Uwe Helbing immer wieder über sein Smartphone mit Rat zu Wort gemeldet.
Auch Kritiker des Naturschutzes schätzten seine Sachkunde
Auch Menschen, denen Naturschutz nicht so wichtig ist, schätzten sein Fachwissen, seine Haltung und seinen freundlichen Ton. Diese Gesprächsoffenheit schlichtete viele Probleme mit anderen Interessengruppen in der Region.
Seine Diplomarbeit hatte Uwe Helbing in den 80er-Jahren in Brasilien geschrieben. Acht Jahre lebte er in dem südamerikanischen Land, lernte die Kultur kennen und dort auch seine Frau Rosemary lieben. Zwei Söhne wurden in Brasilien geboren und wuchsen später in Deutschland auf.
Dank familiärer Beziehung baute er Kooperation mit Brasilien auf
Dank seiner ausgezeichneten Beziehungen nach Südamerika baute Uwe Helbing für die jungen Menschen, die im Elbmarschenhaus ihr Freiwilliges ökologisches Jahr (FöJ) absolvieren, eine internationale Kooperation auf. Jedes Jahr beteiligen sich ein bis zwei junge Frauen oder Männer aus Deutschland an einem Schutzprojekt für Schildkröten in Brasilien.
In der Haseldorfer Marsch hatte Uwe Helbing sehr gern die Vögel im Blick. 1994 stellte er gemeinsam mit einem Kollegen begeistert fest, dass sich Seeadler angesiedelt hatten. Doch dauerte es gut zehn Jahre, bis der erste Bruterfolg gelang – einer von vielen Erfolgen im Kampf um Schutz und Ruhe für Tiere.
Uwes Wunsch: Brutinseln im Schanzenteich helfen den Kiebitzen
Auch der Kiebitz, dessen Bestand auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen in der Elbmarsch deutlich zurückgeht, lag ihm immer am Herzen. „Wir haben auf dem Schanzenteich auf Wunsch und Rat von Uwe neue Brutinseln angelegt. Sowohl Kiebitz als auch Säbelschnäbler nehmen diese Schutzzonen dieses Jahr sehr gut an“, berichtet Elbmarschenhaus-Chefin Edelgard Heim.
Zu seinen Lieblingsplätzen im Schutzgebiet zählte das Leuchtfeuer Juelssand in Hetlingen, kurz vor der Einfahrt zum Haseldorfer Hafen. Seit 2016 leitete Uwe Helbing dort ein Mal jährlich im Spätsommer eine öffentliche Wanderung. Beim ersten Mal, als das Gebäude noch nicht privat verkauft war, entdeckten sie im Turm ein altes Vogelzählbuch des Naturschutzbundes. Zu den Beobachtern, die dort reingeschrieben hatten, gehörte natürlich ein bekannter Name: Uwe Helbing.
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„Es ist ein riesiger Verlust und für mich immer noch nicht greifbar, dass Uwe nicht wiederkommt“, sagt Edelgard Heim. Doch die Erinnerungen bleiben an viele spannende Begegnungen mit einem bescheidenen, intelligenten und lieben Menschen.