Haseldorf/Kreis Pinneberg. Das Elbmarschenhaus in Haseldorf beschäftigt jedes Jahr eine Gruppe FÖJler. Aber was machen die jungen Menschen dort eigentlich?
Das Naturschutzgebiet „Haseldorfer Binnenelbe mit Elbvorland“ – nach Helgoland das zweitgrößte Naturschutzgebiet im Kreis Pinneberg – darf von Unbefugten nicht betreten werden. Doch da es vom Elbmarschenhaus in Haseldorf bereut wird, gibt es eine kleine Gruppe junger Menschen, die das Naturidyll hautnah – und ziemlich exklusiv – kennen lernen können. Jedes Jahr im August beginnen nämlich Jugendliche ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) im Elbmarschenhaus in Haseldorf.
Fünf FÖJler sind es in diesem Jahr. Benita Mattulat (18), Dário dos Santos (19) und Luisa Schultes (18) haben gerade ihr Abitur hinter sich. Für sie ist das FÖJ eine Orientierungsphase und eine Zeit, in der sie mal rauskommen und entschleunigen können, so die drei FÖJler. Das Abendblatt hat sie bei einer Müllsammelaktion im Naturschutzgebiet begleitet.
FÖJ: Naturschutz im Vordergrund
„Beim FÖJ hat man das Gefühl, dass man was Gutes macht. Und man sieht direkt das unmittelbare Ergebnis, das man schafft“, meint Benita Mattulat (18). Im Vordergrund des FÖJ steht der Naturschutz. Die jungen Menschen widmen sich ein Jahr lang ökologischen Projekten und lernen Pflanzen und Vogelarten kennen. Auch die Naturschutzgebiete und Moore gehören zu ihrem Einsatzgebiet. Im Himmelmoor etwa haben sie bereits Zäune repariert und invasive Arten ausgebuddelt, erzählen die FÖJler.
Montags sind sie gemeinsam mit anderen ehrenamtlichen Helfern im Schmetterlingshaus. Am Dienstag ist Vogelzählung und am Donnerstag immer Teambesprechung, berichten die drei jungen Helfer. Am Wochenende gibt es manchmal ein Kinderprogramm, das ebenfalls von Ihnen betreut wird.
Vögel zählen und bestimmen – ein Glanzpunkt bei der Arbeit
Vor allem die Vogelzählung hat es Benita angetan. Die Erhebung der Arten findet in einem festen Gebiet am Deich statt. „Es gibt 17 Zählgebiete, in denen wir dann die Vögel beobachten und ihre Art bestimmen“, erzählt sie. Besonderheit ist außerdem, dass die Vogelzählung wöchentlich stattfindet, das sei bei anderen Stationen nicht so. Vorwissen hatte Benita nicht, aber die Vogelarten lerne man schnell, sagt sie.
Zudem gefällt das WG-Leben den FÖJlern sehr gut: „Besonders gefällt mir, dass man auszieht und gemeinsam mit den anderen FÖJlern in einer WG lebt. Man kommt raus aus dem Elternhaus und ist dann ein Jahr selbstständig“, sagt Dário dos Santos (19).
So ist das Leben als FÖJler in der Haseldorfer Marsch
Sie erhalten für ihre Arbeit ein kleines Taschengeld, von dem sie während ihrer Zeit in Haseldorf leben können. Unter der Woche haben die FÖJler dann noch Zeit für andere Projekte, so wie die Müllsammelaktion.
Nikola Vagt, die für die Schutzgebietsbetreuung für den NABU tätig ist, und Edelgard Heim, die Hausleitung des Elbmarschenhauses und Angestellte beim Land Schleswig-Holstein, leiten die Exkursion.
Am Elbstrand finden die FÖJler viel Plastikabfall im Spülsaum
Im Naturschutzgebiet finden die FÖJler bei ihrem Einsatz viele Verpackungsmaterialien und Bauschaum. „Wir begehen hier nur einen schmalen Streifen, den sogenannten Spülsaum. Das meiste, was wir an Abfall finden, haben uns die Gezeiten gebracht“, so Nikola Vagt. Abfall sei schlecht für die Meeresbewohner: Sie verwechseln es mit Nahrung oder verheddern sich darin. „Das wird uns alle noch beschäftigen.“, sagt Vagt.
Sie betont außerdem, dass diese Aktion nur ein kleiner Ausschnitt dessen ist, was eigentlich passiert: Verschmutzte Meere seien schon lange ein großes Thema bei NABU. Das Projekt Meere ohne Plastik ist schon mehr als zehn Jahre alt. Sie beschäftigen sich mit der Thematik und bieten Lösungen an. Es gibt unterschiedliche Sammelaktionen, die über das ganze Land verteilt sind.
Projekt gegen weniger Müll in den Meeren
Auch das Projekt „Fishing for Litter“ des NABU an der Nord- und Ostseeküste liegt ihr sehr am Herzen. Das Projekt gibt Fischern die Möglichkeit, den aus dem Meer gefischten Müll fachgerecht und kostenfrei zu entsorgen. Der International Coastal Cleanup Day wird im September auch vor Ort an der Elbe stattfinden, aber in einem Gebiet, das nicht für Menschen gesperrt ist.
Für den Rest ihres Freiwilligen Ökologischen Jahres haben die FÖJler auch abseits des Müllsammelns eigene Projekte geplant, die sie verwirklichen wollen. „Generell kann man mit allen Ideen kommen, denn das Team ist sehr offen“, sagt Benita.
Selbstgemachter Kalender oder Online-Präsenz - Projekte der FÖJler
Die Idee der diesjährigen FÖJler sei, den Schmetterlingsgarten auszubauen. Zudem möchten sie einen Kalender mit regionalen Blüten und Lebewesen gestalten. „In jedem Monat wird ein Tier oder eine Pflanze vorgestellt. Den Kalender können wir dann im Elbmarschenhaus verkaufen“, so die FÖJler.
Ebenfalls in Planung sei eine Instagram Seite, um die Aktivitäten in den sozialen Netzwerken im Internet sichtbarer zu machen. Diese „Insta-Seite“ würde Reichweite schaffen und anderen Interessierten einen Einblick in die Arbeit der FÖJler und des Elbmarschenhauses geben.
Bewerbungen für ein FÖJ im Elbmarschenhaus laufen über den Träger FÖJ Wattenmeer. Für den FÖJ-Jahrgang 2024/25 beginnt die Bewerbungsphase Ende November dieses Jahres. Bewerbungsschluss ist jedes Jahr am 15. Februar.